Ausgabe Nr. 50 der HolzWerken beinhaltet einen Artikel von mir, in dem ich auf den Seiten 30 und 35 den Bau einer Aufsatzzange, einer sogenannten Moxon Vise zeige. Die Aufsatzzange stieß auf reges Interesse. Über meinen Blog, per E-Mail und über Onlineforen wurden mir aber noch einige Fragen dazu gestellt. An dieser Stelle greife ich diese Fragen noch einmal gebündelt auf und beantworte sie.
Die Aufsatzzange – Rückenschonende Spannvorrichtung
Frage: Welcher Bohrer wurde zum Bohren der 19mm Löcher verwendet?
Antwort: Bei dem gezeigten Bohrer handelt es sich um einen speziellen Schlangenbohrer vom Typ "Clean Exit" des Herstellers "STAR-M": Der Bohrer arbeitet sehr gut und hat im Gegensatz zu vielen anderen Schlangenbohrern keine Gewindespitze. Er zieht sich also nicht selbsttätig ins Holz. Das ist bei dieser Anwendung ein großer Vorteil, da man sehr gefühlvoll bohren kann. Die Austrittsstelle des Bohrers ist durch seinen speziellen Anschliff nahezu ausrissfrei. Der von mir verwendete Bohrer hat einen Durchmesser von 19,05mm, also 3/4 Zoll. Derzeit ist der Bohrer beim Lieferanten (http://www.feinewerkzeuge.de/clean-exit-auger-bit.html) allerdings lediglich in genau 19mm zu erhalten. Dieser Bohrer funktioniert aber auch. Die verwendbaren Spannelemente passen dann dennoch.
Frage: Kann die Aufsatzzange auch aus anderen Materialien wie keilgezinktem Holz oder Multiplex gebaut werden?
Antwort: Im Prinzip geht das natürlich. Zu weich sollte das verwendete Material aber nicht sein, schließlich wirken beim Spannen von Werkstücken recht hohe Kräfte auf die Holzteile. Verwendet man Leimholz mit durchgehenden Lamellen, also kein keilgezinktes Holz, hat das den Vorteil, dass man die Oberfläche sehr leicht bei Bedarf nachhobeln kann. Das wäre beispielsweise notwendig, wenn die Oberfläche nicht plan ist, oder aber nach längerem Gebrauch beschädigt oder uneben. Keilgezinktes Holz ist wesentlich schlechter zu hobeln. Multiplex hat nur eine sehr dünne Decklage, was die Sache mit dem Abhobeln oder Schleifen natürlich erschwert.
Frage: Wohin kommt die Mutter, die nicht eingestemmt wird.
Antwort: Zu jeder Gewindespindel des verwendeten Beschlages gehören zwei Muttern. Die eine Mutter wird in die feste Spannbacke eingelassen, was auch im Artikel deutlich beschrieben ist. Wohin die zweite Mutter kommt, ist im Artikel nicht ganz eindeutig zu ersehen und dem Beschlag liegt keine Einbauanleitung bei. Mir erschien die Position dieser Mutter so einleuchtend, dass ich dies im Artikel nicht erwähnt habe. Das nennt man dann wohl betriebsblind. Die Mutter kommt auf das Ende der Gewindestange und sichert diese gegen Verdrehen. Die Abbildung zeigt die Position noch einmal ganz genau.
Dies ist die Position der zweiten Mutter
Frage: Können Schraubzwingen für Führungsschienen in die Löcher der Arbeitsfläche eingesetzt werden?
Antwort: Es ist sehr beliebt Werkbankplatten mit Bohrungen zu versehen, in die man sogenannte Führunsschienenzwingen einsetzen kann. Mit diesen wird dann das Werkstück befestigt. Das funktioniert bei der Aufsatzzange nicht. Die Materialstärke von 26mm erlaubt das Einfädeln der Zwingen nicht. Würde man dünneres Material verwenden (Max 20mm) und die Bohrungen mit einem Durchmesser von 20- statt 19mm machen, dann würden die Zwingen sich nutzen lassen. Unter der T-Nut-Schiene müsste dann aber aufgedoppelt werden, damit diese verschraubt werden kann. Aber seien sie versichert, die eingelassene T-Nut Schiene in Kombination mit den 19mm Löchern und einfachen Bankhaken erlaubt so viele Spannmöglichkeiten, dass Sie damit alle ihre Werkstücke schnell und bequem fixieren können.
Frage: Muss man sich an die angegebene Höhe von 140mm halten?
Antwort: Natürlich können Sie hier nach Ihren eigenen Vorstellungen die Maße anpassen. Die Höhe von 140mm entspricht dem, was der Hersteller der Beschläge empfiehlt. Ich habe die Höhe zuvor ausprobiert, indem ich Plattenabschnitte auf meine Werkbank gestapelt habe, bis ich eine Höhe hatte, die mir zum Arbeiten angenehm erschien. Es waren am Ende in etwa die empfohlenen 140mm. Auch die meisten meiner Kursteilnehmer kamen mit dieser Höhe bisher sehr gut zurecht. Wenn Sie sich bezüglich der Höhe nicht sicher sind, mahen Sie es wie ich und testen Sie erst einmal, was für Sie gut passt.
Soweit also zunächst einmal die Fragen, die mir am häufigsten zur Aufsatzzange gestellt wurden. Wenn Sie dazu noch eine Frage haben, die weder im Artikel, noch hier beantwortet wurde, schreiben Sie einfach einen Kommentar.
Hallo Marc Borchert, ich habe mich für die INCRA Schiene entschieden, weil ich bereits welche bei mir in der Werkstatt im Einsatz habe. So kann ich Vorrichtungen, die in diesen Schienen befestigt werden sowohl in der Aufsatzzange, wie auch anderswo, wie zum Beispiel auf meinen Werkbänken, nutzen. Für die Funktion spielt es natürlich keine Rolle, welche Schiene genau eingesetzt wird. Man sollte nur darauf achten, dass die Zwingen rein passen. Gruß Heiko Rech
Anstatt mit dem Bleistift, die Seiten der einzulassenden Mutter zu umfahren, habe ich die Umrisse der Mutter gleich mit einem 20mm Stechbeitel abgestochen. Besonders leicht lässt sich das Holz abtragen, wenn vorher die Ecken nach innen in das Gewindestangenloch, quasi als Winkelhalbierende, abgestochen wurden.
Spannzwingen in die Aufsatzzange
Zum Einspannen kann man sehr gut auch bei 26mm Stärke die Veritas Surface Clamp verwenden, vgl. hier http://www.feinewerkzeuge.de/holdfast.html Viel Erfolg Martin
Spielt es eigentlich eine Rolle, mit welchem Leder man die bewegliche Spanbacke bezieht? Hier gibt es ja eine recht große Bandbreite. Würde Kunstleder ebenfalls funktionieren? Wie rum muss das Leder aufgebracht werden? Vielen Dank.
Hallo Gabriel, das Leder erfüllt zwei Aufgaben: - Es schützt das Werkstück vor Beschädigungen und Druckstellen - Es erzeugt Gripp Beides funktioniert meiner Meinung nach am besten mit einem Velours- oder Wildleder. ein glattes Material ist nicht geeignet. Leder kann man sehr gut mit einem einfachen Weißleim aufkleben. Alternativ gehen aber auch Kontakt- und Montagekleber. Da Leder in der Regel eine aufgeraute Seite hat, eignet sich diese (dort wo früher beim Tier kein Fell war) am besten zum Aufkleben. Die Fellseite hat bei Velours- und Wildleder auch die weichere Oberfläche, die ja bei der Spannbacke gewollt ist. Gruß Heiko
Hallo Heike, da ich nur eine kleine Werkstatt über einer nicht geheizten Garage habe, kann ich mit dort keine Hobelbank hinstellen.(Winter/Sommer tut der Bank nicht gut) Somit habe ich mich entschlossen mir diese Aufsatzzange als Alternative zu bauen. Habe die Größe so verändert das ich nun 55 cm Platten spannen kann. Eventuell noch eine kleine Verbesserung. Habe statt der T-Nut Schiene eine Doppelschien von der Fa. Sautershop (AF-DOPPEL-1000-E) eingelassen, hier hat man mehr Möglichkeiten verschiedene Spannelemente zu verwenden. Probleme haben mir die Durchgangslöcher in der Vorderzange für die Spindeln gemacht...hier sind leider die Löcher auch nach oben und unten gelaufen so dass sich die Spannzange auch vertikal verzeiht spannt man ein Werkstück nicht über die komplette Länge. Werde mir nun noch ein paar Hülsen (Metall) mit 19er Durchmesser besorgen und diese einlassen. Hoffe damit ist das Problem erledigt. (Hier ist der 19 er Forstnerbohrer von Famag Bohrmax 2.0 ein Super Werkzeug Außerdem habe ich von hinten noch eine Leiste zur Sicherung der Platte an die Querhölzer verschraubt. Viele Lieben Dank für deine Inspiration und immer wieder sehr Interessanten und lehrreichen Blog
Hallo Heiko, ich bin dabei, nach Deiner Anleitung die Moxon Vise nachzubauen. Jetzt bin ich in einem Punkt verunsichert: Im Bild 4 der Bauanleitung wird auf den Faserverlauf der Streben in Bezug auf die obere und untere Platte verwiesen und gesagt, dass die Streben zum Zangen-Hinterteil keinen Kontakt haben.Im Bild 11 wird das Verleimen des Zangenhinterteils mit der Grundplatte beschrieben, dort ist die Strebe aber mit Leim beschmiert. Darf das sein?
Hallo Karl, es ist schon besser die beiden Teile nicht miteinander zu verleimen. Beim Bau hatte ich damals aber selbst nicht darauf geachtet und dennoch Leim angegeben. Bei nicht zu hohern Schwankungen der Luftfeuchte in der Werkstatt macht das auch nichts. Wenn du auf Nummer Sicher gehen möchtest, lass den Leim an dieser Stelle weg. Gruß Heiko
Hallo Heiko, ich möchte gerne die Frage mit den Streben von Karl aufgreifen. Ist es sinnvoll die Streben so zu positionieren, wie du es in Bild 4 getan hast? Dort haben sie einen leichten Versatz zum Rand des unteren Brettes zur Spannbacke. Oder dann doch "formschlüssig" mit dem Rand des unteren Brettes, sodass die Streben direkt an der hinteren Spannbacke anliegen, wie du es in Bild 11 zeigst. Machen die verschiedenen Positionen einen Unterschied, oder mache ich mir da wegen der Längs- Querholzverbindung zu viele Gedanken? Das die Verbindungen nicht verleimt werden, werde ich beachten. Vielen Dank und rutsch gut rein. Dominik
Hallo Dominik, es spielt keine Rolle, wie die Streben genau angeordnet werden. Sie Konstruktion ist so stabil, dass es die Verbindung zwischen Strebe und aufrechtem Teil nicht unbedingt braucht. Gleichzeitig sind die Dimensionen so klein, dass eine längs- auf quer-Verleimung auch keine Probleme macht. Gruß Heiko
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Welchen Grund gab es eigentlich für die Endscheidung zu der Incra Schiene und nicht zu etwas metrischem?