In der letzten Zeit erreichten mich viele Fragen zum Thema Handhobel. Vor allem ob die Fase am Hobeleisen unten oder oben liegen sollte, beschäftigt viele Holzwerker. Grund genug, das Thema einmal ein wenig genauer zu betrachten:
Bei Holzhobeln und klassischen Metallhobeln ist die Fase am Hobeleisen nach unten gerichtet. Sie bildet einen Freiraum zwischen Schneide und dem zu bearbeitenden Holz, den sogenannten Freiwinkel. Ohne diese Fase würde der Hobel nicht arbeiten können. Bei sogenannten Flachwinkelhobeln ist die Eisenfase jedoch nach oben gerichtet. Der Begriff „Flachwinkelhobel“ bezieht sich hierbei auf den Winkel, in dem das Hobeleisen im Hobelkörper liegt, nicht auf den Schnittwinkel. Der Name führt oft zu der Annahme, dass diese Hobel einen sehr flachen Schnittwinkel haben. Das Gegenteil ist aber oft der Fall. Nun ist schon mehrfach der Begriff Schnittwinkel gefallen. Was hat es damit aus sich? Das zu erklären ist recht einfach. Eine Schneide ist im Prinzip ein Keil, der in das Holz eindringt, das Holz spaltet und dadurch einen Span abnimmt. Je flacher der Winkel dieses Keils ist, umso leichter und tiefer dringt der Keil ein. Hiermit steigt die Gefahr von Ausrissen. Wird der Schnittwinkel steiler, wird die Fläche unter Umständen nicht mehr ganz so glatt, das Hobeln fällt durch den steigenden Schnittdruck schwerer, aber Ausrisse werden verringert.
Hobel mit untenliegender Fase
So ist es möglich bei einem Flachwinkelhobel den Schnittwinkel durch das Verändern, also Umschleifen, des Fasenwinkels am Hobeleisen zu beeinflussen. Bei einem Hobel, bei dem die Eisenfase unten liegt, entspricht der Schnittwinkel immer dem Bettungswinkel, also dem Winkel, in dem das Hobeleisen im Hobel liegt, egal in welchem Winkel Sie das Hobeleisen schleifen. In geringem Umfang kann man auch hier den Schnittwinkel verändern, indem man auf der Spiegelseite eine flache Fase anschleift.
Bei Hobeln mit obenliegender Fase ist die Verwendung eines Spanbrechers nicht möglich. Der Spanbrecher hat die Aufgabe den abgenommen Span direkt nach dem Abtrennen zu brechen und so das weitere Einreißen des Holzes an dieser Stelle zu verhindern. Das Ergebnis sind weniger Ausrisse in der gehobelten Fläche. Da wie erwähnt der Einsatz eines Spanbrechers bei Hobeln mit obenliegender Fase nicht möglich ist, haben diese meist ein verstellbares Hobelmaul, mit dem man die Hobelsohle sehr eng an die Schneide heranschieben kann. Die Hobelsohle drückt dann beim Hobeln den Span unmittelbar vor der Schneide nach unten und vermindert das Ausreißen. Daher muss man bei Flachwinkelhobeln darauf achten das Hobelmaul möglichst eng zu stellen.
Hobel mit obenliegender Fase
Soviel also zu den einzelnen Hobeltypen. Aber was ist nun besser? Eine Frage, die auch ich nicht beantworten werde. Denn meiner Meinung nach gibt es hier kein besser oder schlechter, es gibt nur „anders“. Jeder Hobeltyp hat Vor- und Nachteile. So ist ein flacher Schnittwinkel sehr gut geeignet um Hirnholz zu hobeln. Allerdings tut man das in der Regel wesentlich seltener, als das Hobeln von Längsholz. Vielen Anwendern liegt auch einfach die Bauform der Flachwinkler eher. Sie bauen weniger hoch und es gibt keine störende Mechanik vor dem hinteren Griff.
Ich selbst habe beide Typen im Einsatz und nutze sie wie folgt: Flachwinkelhobel für Hirnholz und sehr feine Arbeiten. Wenn mehr Material weg soll, also grobe Arbeiten, wie das Abrichten anstehen, dann ist mir die herkömmliche Bauform mit untenliegender Fase und Spanbrecher lieber. Für sehr schwieriges Holz habe ich mir ein Eisen für einen Flachwinkelhobel sehr steil geschliffen. Das funktioniert gut, aber das Hobeln mit steilen Schnittwinkeln ist schon sehr anstrengend und ich vermeide es wenn möglich. Und ganz ehrlich: Wenn mir die Gefahr von Ausrissen zu groß ist, dann ist Schleifpapier das Mittel der Wahl.
Wie gesagt, auch ich werde hier keine Antwort darauf geben, was denn nun der bessere Hobel ist. Aber ich hoffe, ich konnte einige Begriffe erklären und somit das Thema Flachwinkelhobel ein klein wenig entwirren. Natürlich können Sie Fragen dazu per Kommentar stellen. Mich interessiert auch Ihre Meinung dazu. Welche Hobel nutzen sie am liebsten und warum?
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