Messer oder Stift?

Ein Bleistiftstrich kann sehr dick sein. Zumindest wenn es darum geht etwas sehr genau anzuzeichnen. Ich benutze in der Regel einen Druckbleistift der Stärke 0,5 mit Minen die den Härtegrad HB haben. Damit komme ich persönlich sehr gut zurecht.  Mit dünneren Minen habe ich die Erfahrung machen müssen, dass sie zu leicht brechen. Ebenso wenn der Härtegrad höher wird. Manchmal ist mir aber auch dieser dünne Strich einfach noch zu dick. Dann greife ich zum Anreißmesser. 

Anreißmesser und Minenbleistift ergänzen sich gut, wenn es darum geht etwas sehr genau anzuzeichnen.

Ein Anreißmesser zeichnet sich durch einen nur einseitigen Anschliff aus.  Viele Anreißmesser laufen spitz zu. Diese Schneidengeometrie erlaubt es, das Messer dicht an einer Bezugskante entlang zu führen. Das kann ein Lineal oder ein Winkel sein. Herkömmliche Messer mit beidseitigem Anschliff müssen dabei immer leicht schräg gehalten werden, damit der Riss auch wirklich dort ist, wo er sein soll. Die spitz zulaufende Schneide ermöglicht es, das Messer links und rechts zu benutzen. Je nachdem, wie es die Situation erfordert.  

Die spezielle Klingenform des Anreißmessers ist dafür gemacht, dass es an einer Bezugskante entlanggeführt werden kann.

Der Nachteil des Messerschnittes, der den Bleistiftstrich ersetzt ist jedoch, dass dabei das Holz beschädigt wird. Der Riss muss daher wieder mühsam mit Schleifpapier oder einem scharfen Handhobel entfernt werden. Ich gehöre daher nicht zu denjenigen, die ihre kompletten Anrisse mit dem Messer machen. Es kommt daher auch oft vor, dass ich erst alles mit dem Bleistift anzeichne und nur einzelne Linien mit dem Messer nachziehe. 

Bleistift und Messer lassen sich sehr gut kombinieren.

Ich versuche dann an den sichtbaren Stellen den Bleistift zu nutzen und an Stemm- und Sägelinien das Messer (oder ein Streichmaß mit Messer). Dort müssen Die Risse dann später nicht entfernt werden. Anrisse mit dem Messer haben an solchen Stellen enorme Vorteile. So kann man in den Anriss ein Stemmeisen setzen. Es wird durch die feine Kerbe genau positioniert und kann nicht verrutschen. Die Holzfaser wird durch den Messerschnitt sehr sauber durchtrennt. Das verhindert wirksam Ausrisse. Sowohl beim Stemmen, als auch beim Sägen entlang solcher Kanten.

Die kleine Kerbe des Anrisses bietet dem Stemmeisen einen guten Start. Es kann sich nicht verdrehen oder gar verrutschen.

Das Anreißen beugt auch Ausrissen bei der Arbeit mit der Handsäge vor.

Das Anreißmesser ist jedem Bleistift auch um Längen voraus, wenn es darum geht eine Linie umzuwinkeln. Also von der Fläche auf die Kante weiterzuführen. Macht man den Anriss auf der Fläche nämlich mit dem Messer, kann man das Messer beim Umwinkeln in die vorhandene Kerbe legen und den Anschlagwinkel einfach gegen die plane Seite des Messers schieben. Der Winkel ist dann ganz präzise positioniert und der Riss kann problemlos über die Kante weitergeführt werden.

Legt man das Messer in die Kerbe des Anrisses auf der Fläche, kann der Anschlagwinkel an die plane Fläche der Klinge herangeschoben werden.

Die beiden Anrisse treffen sich ganz genau.

Vollkommen unterschätzt wird das Anreißmesser (und auch das Steichmaß mit Messer) bei der Arbeit mit Maschinen. Wer mit Ausrissen an der Tischkreissäge geplagt ist, sollte einmal versuchen den Schnitt mit einem Messer vorzuritzen. Ausrissfreie Schnitte sind dadurch fast schon garantiert. Sogar an der Austrittsseite des Sägeblattes bei schwierigen Hölzern. Das Vorritzen an der Kreissäge ist bei mir aber die absolute Ausnahme. Ich mache es nur, wenn ich auf Nummer sichergehen will.

Das Vorritzen sorgt vor allem bei furnierten Werkstoffen und Massivholz, das quer zur Faser gesägt wird für einen Ausrissfreien Schnitt.

Beim Schnitt muss man ganz genau den Anriss treffen.

Beim Fräsen von Zinken mit der Oberfräse habe ich mit inzwischen auch angewöhnt die kritischen Stellen, an denen es immer wieder zu Ausrissen kommt, mit einem Streichmaß mit Schneidrad vorzuritzen. Das beugt auch bei schwierigen Hölzern dem Ausreißen am Fräseraustritt vor.

Beim Zinkenfräsen hilft das Steichmaß mit Schneidrad die Ausrisse zu vermeiden. Ein kleiner Mehraufwand, der sich aber lohnt.

Es gibt aber eine Sache, bei der ich mich schwertue: Das Anreißen auf dunklen Hölzern. Da ist ein Bleistiftstrich oft kaum zu sehen und ein Riss mit dem Messer oder Streichmaß nicht unbedingt erwünscht. Ich bin schon länger auf der Suche nach Stiften oder Minen, die weiß, stabil und nicht zu weich sind. Bisher habe ich an der Stelle den Stein der Weisen noch nicht gefunden. Ich helfe mir manchmal damit, dass ich die Stelle, an der ich anzeichne mit hellem Malerkrepp beklebe. Aber so richtig gut funktioniert das auch nicht. Die raue Oberfläche des Bandes erlaubt meist keine sehr präzisen Anrisse. 

Dunkles Holz und dunkler Bleistift, eine schlechte Kombination.

Das Abkleben des dunklen Holzes mit Malerkrepp ist auch nur eine mittelmäßige Lösung des Problems.

Wenn Sie einen Tipp für mich haben, wie man gut sichtbar und genau auf dunklen Hölzern anreißen kann, schreiben Sie es mir in die Kommentare. Vielleicht gibt es ja Stifte oder Minen, die genau dafür gemacht sind.  Oder haben Sie da einen anderen, viel besseren Lösungsansatz?

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Kommentare

Heimwerk.Matze 19.01.2016

Hallo Heiko, Ich habe Minen für einen Minenbleistift in weiß gefunden allerdings sind sie 0.9 mm dick. Sewline Nachfüllminen weiß 0,9 mm Gruß Matthias

Heiko Rech 19.01.2016

Hallo Matthias, auf diese Minen bin ich auch schon gestoßen. Sie sind mir aber mit 0,9mm schon zu dick. Gruß Heiko

Arie Kuipers 19.01.2016

Hallo Heiko, Hast du schon die Marke Conté ausprobiert. Die haben Weiß und auch Sepia. Wie hard die sind und wie dik die Minen sind kann ich dir nicht sagen, aber die kann man bei amazon erwerben. Dann gibt es noch die Firma Bruinzeel aus den Niederlanden, auch da weiß ich nicht wie dik die minen sind und in welche harten es die gibt. Da kann ich das nächstes mal wenn ich die verwandschaft besuche mal schauen beim handler. Dann gibt es auch noch Charcoal, wozu ich gar nicht sagen kann. auch die kann mann bei Amazon bekommen. Gruß, Arie

Heiko Rech 19.01.2016

Hallo Arie, scheinbar hat auch bei dir die Kommentarfunktion den Namen vertauscht. Ich gebe das Problem mal an die Technik weiter. Ich habe mir die Marken mal angesehen, das sind Aquarellstifte. Daran habe ich auch schon gedacht, wir haben hier im Ort ein Geschäft für Künstlerbedarf. Da werde ich mich bei Gelegenheit auch mal umsehen. Gruß Heiko

Bernd Zimmermann 20.01.2016

Hallo Heiko, auch ich zeichne sowohl mit Bleistift (0.5 / 0.9 mm) als auch mit dem Anreißmesser / Streichmaß an. Hin und wieder auch mit Farbstiften (die lassen sich ja entsprechend dünn anspitzen). Nachteil dabei ist aber, dass Farbstifte recht weich sind und schnell "breit" werden. Für dunkles Holz habe ich schon öfters gehört/gelesen, dass man die Anrisslinien mit Kreide oder Kalk füllen kann. Derzeit experimentiere ich mit hellblauem Maler-Krepp von tesa. Das hat eine glatte Oberfläche und ist bei weitem formstabiler als gewöhnliches Malerkrepp. Allerdings, so wirklich zufrieden bin ich noch nicht. Vielleicht wäre das original Blue Tape (von M3) besser. Wie wäre es mit dem von Dir in anderem Zusammenhang schon mal vorgestellten PE-Band? Oder nimmt das keine Bleistiftmarkierung an? Viele Grüße Bernd

Bernd Zimmermann 20.01.2016

Hallo Heiko. habe gerade einen Kommentar abgeschickt, der aber unter ganz anderem Namen veröffentlicht wird (ist mir schon zum zweitenmal passiert). Irgendwas stimmt mit der Kommentarfunktion nicht. Gruß Bernd

Heiko Rech 21.01.2016

Hallo Bernd, PE-Band funktioniert nicht, darauf hält kein Bleistift. Gruß Heiko P.S. den Fehler mit den vertauschten Namen habe ich weitergegeben. Das kommt momentan leider öfter vor.

Holzwurm-Willi 25.01.2016

Hallo Herr Rech, ich benutze zum anzeichnen auf dunklem Holz einen Stift von der Firma Pica. Es gibt Bleistiftminen und Minen in verschiedenen Farben, u.a. in weiß. Im Stift ist ein Spitzer angebracht. Der Stift ist bei der Firma Sauter zu bekommen. Ich habe damit auch auf Siebruckplatten sehr gute Erfahrung gemacht. Gruss Wilhelm Meier

Heiko Rech 26.01.2016

Hallo Herr Meier, die Stifte sehen sehr interessant aus. Ich denke ich werde die mal bei Gelegenheit ausprobieren. Die Minen sind zwar mit 2,8mm recht dick, aber dafür hat man dann den Spitzer ja immer gleich zur Hand. Dane für den Tipp. Gruß Heiko Rech

Thomas Quinger 23.10.2016

Hallo Herr Rech, auf dunklen Hölzern wie Nussbaum oder Räuchereiche verwende ich diese Stifte mit gelber Mine. Die Pilot-Minen 0,7 mm sind sehr gut radierbar. Stift: http://colouredpencils.de/product_info.php?info=p1364_pilot-color-eno-gelb.html Minen: http://colouredpencils.de/product_info.php?info=p1356_pilot-color-eno--minen-gelb.html Bei Farbstifte.Net gibt es auch eine Pilot in 0,5 mm. Allerdings habe ich nirgends Ersatzminen in 0,5 mm gefunden. Pilot in 0,5 mm, gelb: http://colouredpencils.de/product_info.php?info=p1581_druckbleistift-pilot-shaker-x-0-5-mm-hb-gelb.html Bei den Amazonen gibt es auch Minen von Staedler in Gelb, 0,5 mm. Diese kenne ich nicht und kann somit nichts über die Radierbarkeit sagen.

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