Nachhaltig ernüchtert

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und vernünftiger Konsum. Das sind Dinge, von denen wir täglich hören. Wir trennen unseren Müll, trinken aus Pfandflaschen und machen uns Gedanken darüber, wo unsere Lebensmittel und unsere Kleider herkommen und wie sie hergestellt werden. Momentan versuche ich auch meine Werkstatt etwas nachhaltiger und umweltfreundlicher zu betreiben als bisher. Viele Dinge lassen sich recht einfach umsetzen. So zum Beispiel der Umstieg auf eine energiesparende LED-Beleuchtung oder die konsequente Verwendung von Recycling-Papieren. Auch der weitestgehende Verzicht auf giftige Stoffe wie Lösemittel ist in der Holzwerkstatt umsetzbar. Da sollte es doch auch ohne Problem möglich sein den Hauptwerkstoff, also das Holz aus nachhaltigen und „guten“ Quellen zu beziehen. Sollte man meinen. Doch leider ist das in der Praxis nicht so einfach.

In den vergangenen Wochen habe ich mich intensiv mit dem Thema, wo denn mein Holz und die Rohstoffe für meine Holzwerkstoffe herkommen auseinandergesetzt. Ich habe mit Experten von Greenpeace und dem FSC gesprochen. Das Ergebnis ist erst einmal ein wenig ernüchternd, aber der Reihe nach.

Ich habe mir in der Vergangenheit nicht immer Gedanken über den Ursprung der von mir verwendeten Hölzer gemacht. Ich ging einfach davon aus, dass in einem modernen Industrieland wie Deutschland nur Dinge verkauft werden, die ich als Kunde auch mit gutem Gewissen einkaufen kann. In weiten Teilen stimmt das auch. Geht man in ein Gartencenter oder Möbelgeschäft und schaut sich dort um, stellt man fest, dass viele Holzmöbel ein FSC-Zertifikat haben. Die kann man also guten Gewissens kaufen. Ebenso ist es mit Papierprodukten. Überall prang das FSC-Logo auf der Verpackung. FSC steht für Forest Stewardship Council. Das ist eine Organisation, die sich für Standards in der Forstwirtschaft einsetzt. Standards, die sowohl dem Wald nutzen, als auch den Menschen. Ich habe Ihnen am Ende des Artikels einige Seiten und Dokumente verlinkt, dort können Sie sich genauer informieren. Eine FSC-Zertifizierung ist freiwillig. Die Erzeuger und Verarbeiter werden nicht dazu gezwungen, sich an die Vorgaben zu halten. Sie tun es freiwillig, meist, weil es inzwischen einfach auch Wettbewerbsvorteile bringt und nicht nur zur Beruhigung des Gewissens. Bei all den Produkten mit FSC-Logo, die man im Geschäft sieht, ging ich davon aus, dass es doch für einen Schreiner oder Holzwerker ein leichtes sein sollte, seinen gesamten Verbrauch an Holz und Holzwerkstoffen auf FSC-zertifizierte Produkte umzustellen. Schließlich wirbt doch sogar mein Holzhändler damit, dass er zertifiziert ist. Die Realität holte mich aber schnell ein. Nach einigen längeren Telefonaten mit meinem Holzhändler, Herstellern von Leimholzplatten, mit Greenpeace und der Pressestelle des FSC, zeigt sich folgendes Bild:

  • Es gibt kaum FSC-Schnittholz im Lager meines Händlers.
  • FSC-Schnittholz muss gesondert bestellt werden.
  • Viele Hölzer stammen zwar vermutlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft, es gibt aber keinen Nachweis.
  • Leimholz mit FSC-Zertifikat muss nicht nur bestellt, sondern gesondert produziert werden.
  • Plattenwerkstoffe wie Multiplex oder Tischlerplatten sind nahezu unmöglich mit FSC-Zertifikat zu bekommen.
  • Das verfügbare, zertifizierte Holz wird von den Forstbetrieben und Sägewerken erst einmal an Großabnehmer wie die Möbelindustrie verkauft. Nur sehr wenig kommt als Schnittholz in den regulären Handel.
  • Aus Deutschland kommt nur sehr wenig FSC-zertifiziertes Holz.

Nun kann man natürlich auch sagen, dass dieses ganze FSC-System ja ohnehin viele Schwächen hat und nicht als das Nonplusultra angesehen werden sollte. Das stimmt. Und der FSC selbst und Mitglieder wie Greenpeace geben die Schwächen auch offen zu. Aber es ist derzeit nun einmal der beste verfügbare Standard. Andere Siegel und Zertifikate haben viel größere Schwächen.

Ich habe auch versucht mein Holz lokal zu kaufen. Vom örtlichen Sägewerk, das damit wirbt, das regionale Hölzer ja nachhaltig sind. Noch dazu, wenn sie in der eigenen, mit Biogas betriebenen Trockenkammer getrocknet werden. Wollte ich Bauholz, wäre das kein Problem, das könnte ich dort kaufen. Hölzer für den Möbelbau führen die lokalen Sägewerke hier aber nicht. Einer der Gründe ist, dass die heimischen Bäume zum Teil einfach zu schnell wachsen und nicht die notwendige Qualität haben. Selbst einschneiden lassen und trocknen scheitert bei mir am nicht vorhandenen Lagerplatz. Das dürfte den meisten Holzwerkern ebenso gehen.

Was also soll man tun? Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen, ich kann Ihnen nur sagen, was ich in Zukunft versuchen werde:

  • Ich werde immer wieder bei meinem Händler nach FSC-Zertifizierten Hölzern und Werkstoffen fragen. Nachfrage schafft Märkte.Vielleicht wächst ja irgendwann sein Lagerbestand mit zertifiziertem Schnittholz. In einigen anderen EU-Ländern wie den Niederlanden und Luxemburg verlangen öffentliche Auftraggeber inzwischen, dass nur noch zertifizierte Hölzer verarbeitet werden.
  • Ich werde bewusster die Holzarten auswählen, die als unproblematisch angesehen werden (siehe Greenpeace Holzratgeber). Das muss nicht gleichbedeutend mit dem Verzicht auf Tropenhölzer sein. Inzwischen sind auch Holzarten wie Lärche, Buche oder Robinie problematisch. Sie kommen oft aus osteuropäischem Raubbau. Im Zweifel kann man beim FSC und bei den Umweltorganisationen wie dem WWF, BUND oder Greenpeace nachfragen.
Holzhändler bieten eine sehr große Auswahl an einheimischen und ausländischen Hölzern.

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf das Thema Tropenholz eingehen. Inzwischen sind auch die Umweltschutzorganisationen nicht mehr gegen den radikalen Verzicht auf Tropenhölzer. Mit dem Kauf von Tropenhölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft können Entwicklungsländer wirtschaftlich gestärkt werden. Man kann dem unkontrollierten Raubbau damit entgegenwirken. Nach Auskunft des WWF ist es zum Teil auch inzwischen so, dass in manchen nachhaltig bewirtschaftenden Waldgebieten die Artenvielfalt gegenüber unbewirtschafteten Gebieten höher ist. Ich persönlich schließe für mich Tropenhölzer auch nicht kategorisch aus. Aber ich werde in Zukunft mehr auf die Herkunft und die Zertifizierung achten, als ich es bisher getan habe.

Die Thematik der nachhaltigen Forstwirtschaft ist äußerst komplex und ich bin bestimmt kein ausgewiesener Experte, sondern lediglich ein interessierter Verbraucher. Ich halte es inzwischen aber für sehr wichtig, dass man sich als Verbraucher vor allem als Holzwerker mehr mit diesem Thema beschäftigt. Vor allem finde ich es wichtig, dass man aus Holz möglichst langlebige Produkte herstellt. Denn nur dann ist Holz als Rohstoff erst wirklich nachhaltig. Wenn für Billigmöbel gutes Holz verbraucht wird, das in wenigen Jahren auf dem Sperrmüll landet, ist das alles andere als verantwortungsvoll und nachhaltig. Egal, wo das Holz für diese Billigmöbel herkommt.

Buchenwald in Deutschland

Und wie stehen Sie zu dieser Thematik? Haben Sie das Glück auf regionale Hölzer zugreifen zu können? Führt Ihr Händler zertifiziertes Schnittholz? Achten Sie beim Einkauf auf die Herkunft der Hölzer und Holzwerkstoffe oder sind sie schon froh, wenn Sie überhaupt an Schnittholz herankommen.

Links

Nachfolgend habe ich Ihnen einige, wie ich finde, sehr interessante Seiten und Dokumente verlinkt.

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Kommentare

Jörg Sommer 14.03.2017

Sehr schöner, engagierter, offener Beitrag und nahe an der realen Situation in Deutschland. Würde mich freuen, wenn der Beitrag weite Verbreitung fände. Herzlichst, Jörg Sommer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung

stk 14.03.2017

In der Schweiz kann man immerhin PEFC-zertifiziertes Birkensperrholz kaufen. Allerdings nur querfurniert. Und nur zu 70% zertifiziert. Aber immerhin.

stk 14.03.2017

Okumé und Pappelsperrholz gibts in der Schweiz auch als FSC. Dito Rohspan. Tischlerplatten gibts auch nur als PEFC. Aber das wird es wohl in Deutschland auch geben.

angi007 14.03.2017

Hallo Heiko, schöner Bericht. Mein Mann und ich gehen regelmäßig im Wald spazieren und gehen im Herbst ganz regelmäßig Pilze suchen. Ich finde es oftmals wirklich erschreckend, mit welcher Brachialgewalt viele örtlichen Förster Holz im Wald gewinnen. Auf Ökologie und die Umwelt wird dort oftmals nur wenig Rücksicht genommen. Ich unsterstütze Dich daher in Deinen Aussagen. Im Moment habe ich hier in meinem Umkreis große Probleme überhaupt Holz für den Möbelbau zu finden. Lediglich in der Pfalz findet sich ein guter Händler. Kannst Du mir eventuell einen Händler empfehlen?

Leo Fischbacher 14.03.2017

Hallo Heiko, Sehr schöner Bericht über eines der wichtigsten Themen! Ich habe das Glück aus einer Landwirtschaft zu stammen, für mein Hobby benötigtes Holz suche ich im Wald und lasse im Ort schneiden. Das Trocknen überlasse ich dann der Zeit, allerdings hast du recht, wenn du sagst dass diese Methode nur die wenigsten Holzwerker in Anspruch nehmen können. Ich persönliche halte diese Art das Holzwerken zu betreiben für nahezu Perfekt, weil sie von Fällen zum fertigen Möbel alles offen legt, und Kontrolle ist bekanntlich besser als Vertrauen. Schöne Grüße

sdittmar 15.03.2017

Hallo Heiko, Vielen Dank für diesen Beitrag. Die Recherche und die Gedankengänge dazu finde ich richtig gut und sehr wichtig. Ich bin auch erstaunt, wie schwierig es ist, im Hobby-Möbelbau an nachweislich, nachhaltig produziertes Holz zu kommen. Dies war mir so nicht bewusst. Womöglich bezieht sich bei der Verfügbarkeit dieser Hölzer das FSC-Logo auf Möbeln nur auf einen Teil, des dort verwendeten Holzes. Meine eigenen Gedanken gehen an der Stelle auch noch ein wenig weiter. Beim Erwerb von Tropenholz ob nun FSC-zertifiziert oder nicht kommt auch noch der lange Transportweg hinzu, welcher auch zu einem entsprechenden CO2 Eintrag in die Atmosphäre führt. Die resultierende globale Klimaveränderung hat wiederum u.a. ihren negativen und schädigenden Einfluss auf die Wälder. Daher verzichte ich persönlich auf solche Hölzer und verwende meistens selbst produziertes Schnittholz. Allerdings eine Möglichkeit, die schon aus genannten Platzgründen nicht jedem zur Verfügung stehen kann. Viele Grüße Stephan Dittmar

Eric Siebel 17.03.2017

Lieber Herr Rech, die Deutsche Forstwirtschaft arbeitet nachhaltig und Sie können sicher sein, dass ihr (lokaler) Holzlieferant (Supermarkt) auch nur mit FSC-Holz handelt. Holz, welches nicht aus einem nachhaltigen Wald kommt, darf und wird nicht in der EU gehandelt. Im Übrigen schützt ein FSC-Zertifikat nicht vor Betrug: Vor kurzem wurde ein Österreichisches Sägewerk beschuldigt, Holz aus nicht nachhaltig bewirtschafteten Wäldern aus Osteuropa gehandelt und bearbeitet zu haben. Überprüfungen hatten ergeben, dass die, an dieses Sägewerk gelieferte Menge Holz viel größer war, als die Menge Holz, die aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung hätte geliefert werden dürfen. Dumm nur, dass der Verkäufer allerdings FSC-Zertifikate vorweisen konnte (ob diese gefälscht oder erschlichen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis). Der Fall erinnert unweigerlich an den Dieselgate bei VW! Ein FSC-Stempel, ein FSC-Zertifikat sind kein Garant dafür, dass das Holz tatsächlich aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung kommt. In Deutschland können Sie aber davon ausgehen, dass die Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden, da dort Forstbehörden die Waldnutzung kontrollieren. Seitens der Förster wird sehr genau überprüft, welche Bäume wo geschlagen werden dürfen und wo und was wieder angepflanzt werden muss. Sind EU-Fördergelder im Spiel, wird nochmal so genau hingesehen. Auch wenn es nach „Brachialgewalt“ aussieht, wenn ein Harvester (Holzfällmaschine) sich durch einen Wald arbeitet, die Trasse, die Zahl der zu fällenden Bäume sind genau festgelegt. Beispielsweise haben wir in unserem Genossenschaftswald letztes Jahr auf Anordnung des Försters, kaum Holz geschlagen, weil der Waldboden so weich (durchfeuchtet) war, dass ein Harvester irreversible Schäden angerichtet hätte. Mit freundlichen Grüßen E. Siebel

Johann Marchner 25.03.2017

Ja Nachhaltig den Wald Abholzen wegen Heizmaterial für die Heizung bestes Buchenholz in denn Ofen siehe den Raubbau in Rumänien und Bulgarien , in Polen waren es die letzten Jahre 30% mehr als die Jahre zuvor. Wegen Profitgier von Unternehmen und Investmentfirmen da kann es einem bloß schlecht werden. Nachhaltigkeit ist nur eine Farce geworden.

tobiasrichter 03.04.2017

Hallo Heiko, wieder mal ein sehr umfänglich recherchierter Beitrag, der bestätigt, was bisher auch mein Gefühl war. Vielen Dank dafür! Aktuell beschäftigt mich sehr stark ein weiteres Thema der Nachhaltigkeit und zwar der Belastung von Holzwerkstoffen (Plattenmaterial) mit Schadstoffen, die verwendeten Klebstoffe sind nicht ohne, die deutschen Grenzwerte für die Emissionen in die Raumluft sind im internationalen Vergleich sehr lasch und werden, selbst diese müssen erst nach 28 Tagen eingehalten werden für z.B. den Blauen Engel "schadstoffarm", welches noch das strengste Prüfsigel ist, dass ich bisher finden konnte. Selbst Vollholzmöbel und Leimholzplatten kommen ja nicht ohne den PU-Kleber aus, an schadstofffreies Plattenmaterial ist da gar nicht zu denken. Das Thema beschäftigt mich so stark, da wir aktuell auf der Suche sind nach der Kinderzimmereinrichtung. Möbel mit dem Gütezeichen Emissionsarm (Blauer Engel) kosten einen erheblichen Aufpreis von etwa 50 Prozent in vergleichbarer Qualität. Lasse ich diese vom Schreiner aus Vollholz fertigen (inspirirter Nachbau Anhand der Montageanleitung und mit günstigem Leimholzplattenmaterial Kiefer) verteueren sich die Möbel nochmal um Faktor 3! Ich verstehe nicht, dass es in unserer angeblich so ökologie- und nachhaltigkeitsbewussten Welt dafür kein wirkliches Angebot gibt. Oder sehe ich tatsächlich den Wald vor lauter Bäumen nicht? An deinen Gedanken/Erfahrungen dazu wäre ich sehr interessiert. Gruß Tobias

Heiko Rech 04.04.2017

Hallo Tobias, Was die Grenzwerte und Richtlinien für fertige Möbel angeht, damit habe ich mich bisher noch nicht auseinandergesetzt. Womit ich mich derzeit beschäftige, sind Schadstoffe in Lacken, Farben und Ölen. Da ist es aber recht schwer an Informationen zu kommen. Die Hersteller werben da zwar recht offensiv, halten aber auch so manches im Verborgenen, was nicht veröffentlicht werden muss, aber vielleicht sollte. Bei den Plattenwerkstoffen handhabe ich es inzwischen so, dass ich mich nach Alternativen, beispielsweise zu Multiplex für meine Kurse umsehe. Inzwischen habe ich bei einem Händler in der Nähe Nadelholz-Leimholzplatten gefunden, die zumindest PEFC zertifiziert sind. Das ist schon mal ein Anfang. Plattenwerkstoffe aus Fasermaterial wie Spanplatte und MDF vermeide ich, wenn es geht. Tischlerplatten haben beispielsweise einen geringeren Anteil an Klebstoffen. Ganz vermeiden lassen sich Schadstoffe leider noch nicht immer, aber man kann sie reduzieren, wenn man die Werkstoffe entsprechend aussucht. Dann muss man allerdings auch die Konstruktion und die Gestaltung entsprechend wählen. Und wie du ja schon gemerkt hast, sind die guten Werkstoffe auch teurer. Man muss da einfach selbst abwägen, was man genau möchte. Ich denke aber, dass man da auch mit vielen kleinen Schritten auf Dauer weiterkommt. Gruß Heiko

Eric Siebel 25.04.2017

Hallo Herr Rech, Hallo Herr Richter, PU-Kleber ist an sich kein Schadstoff. PU (=Polyurethan) entsteht durch eine Polykondensation eines (Poly)Isocyanats und eines Diols, wobei ein Polymer entsteht. Die (Poly)Isocyanat-Komponente (Edukt) ist dabei der eigentliche Schadstoff, der aber durch die Polykondensationsreaktion vollständig im entstandenen Polymer gebunden wird und damit ungefährlich wird. Bei Epoxy-Klebern ist es die Amin-Komponente, die allergische oder weitere gesundheitsgefährdende Reaktionen hervorrufen kann. Im abgebundenen Zustand, also nach der Aushärtung, ist der Epoxykleber als solcher harmlos. Kurz zusammengefasst: Die einzelnen Komponenten eines Klebstoffes können als solches Giftstoffe sein, das entstandene Produkt muss es aber nicht giftig (gesundheitsgefährdend) sein (wenn man es nicht zu hoch erhitzt). Anders sieht es aus bei Formaldehydhaltigen Klebstoffen (z.B. Aminoplaste), wie sie lange Zeit bei Spanplatten im Möbelbau verwendet wurden. Diese Formaldehydhaltigen Kleber hatten die Angewohnheit, selbst nach Jahren noch Formaldehydgase abzusondern. Deswegen dürfen heute nur noch Plattenwerkstoffe verkauft werden, die nachweislich nur einen sehr geringen Anteil an Formaldehyd ausstoßen (CE-Zertifizierte Platten). Formaldehydhaltige Werkstoffe erkennt man aber sehr gut, an dem für Formaldehyd typischen Geruch. Holz an sich, auch aus der nachhaltigen Forstwirtschaft, kann Giftstoffe enthalten. Das können z.B. Pestizide sein oder, wenn das Holz nachbehandelt wurde, können auch noch Fungizide vorhanden sein. Auch kann ein Holzwerkstoff natürliche Inhaltsstoffe aufweisen, die z.B. Allergien hervorrufen können. Teakholz, mit seinem typischen Geruch, ist ein solcher Vertreter. Der angenehme Geruch von frischem Nadelholz beruht auch auf ausgasenden, natürlichen Stoffen, die ebenfalls bei manchem Zeitgenossen zu allergischen Reaktionen (Asthma) führen können. Weitere Schadstoffe führt der Holzwerker dann dem Werkstoff selbstständig zu. Lacke und Öle enthalten, je nach Typ, unterschiedliche Mengen an Lösungsmitteln. Vor allem die organischen Lösemittel (z.B. Terpentin) können in einem verschlossenen Raum, bei der Verarbeitung und bei unvollständiger Aushärtung „giftig“ sein. Der Ausspruch von Paracelsus gilt auch heute noch: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist. Daher rührt der Grundsatz, dass man beim Umgang mit Chemikalien (Kleber, Lacke, Öle etc.) stets geeignete Schutzkleidung tragen und für eine gute Belüftung sorgen sollte. Informationen zur „Giftigkeit“, Umweltgefährdung etc. von Lacken, Klebern und Dichtmitteln findet man in den sogenannten „Sicherheitsdatenblättern“ (MSDS: Material Safety Data Sheet). Jeder Hersteller muß solche Datenblätter vorhalten. Gerade Deutsche Hersteller geben diese Sicherheitsdatenblätter auf Anfrage bereitwillig heraus. Zum überwiegenden Teil sind diese MSDS auch im Internet veröffentlicht. Für eine Spanplatte sieht das Sicherheitsdatenblatt aus, wie unter www.unilinpanels.com/.../MSDSSicherheitsdatenblatt%20Spanplatte%20SPN%20100... veröffentlicht. Unter Punkt 11 findet man dann die Toxikologischen Werte und dort den Formaldehydwert: 11 Toxikologische Angaben Spanplattenprodukte sind nicht toxisch. Der Formaldehydwert hängt vom Plattentyp ab: • Standard E1 < 0,008 % (EN 120) • E0: < 0,004 % (EN 120) • Biospan F****: < 0,003 % (EN 120) oder < 0,3 mg/L (JIS A 5908) • Carb II: < 0,09 ppm (ASTM D6007) 12 Umweltbezogene Angaben Langfristig sind Spanplattenprodukte biologisch abbaubar. Der Staub aus der Verarbeitung ist sehr mobil, insbesondere bei Übertragung durch die Luft. Mit freundlichen Grüßen Eric Siebel

Eric Siebel 25.04.2017

Ein weiteres Beispiel für die Veröffentlichung von Sicherheitsdatenblättern liefert PONAL: http://www.ponal-pro.de/?id=24174 Zum PU-Kleber gibt es das Datenblatt unter http://mymsds.henkel.com/mymsds/0006.914537.3300.de.MSDS_UT_DE.DE.pdf Hier wird deutlich, dass die Isocyanatkomponente VOR der Verabrteitung der eigentliche Problemstoff ist. Nach der ordnungsgemässen Verarbeitung, also im ausgehärteten Zustand, gibt es keine freien Isocyanate mehr, das Endprodukt ist dann ungiftig. Im technischen Merkblatt wird dann die Verarbeitung beschrieben: https://epos.henkel.com/media/f45f27c938ead5f3f9071fc6e4079477/Ponal_PUR_Leim/tds_ponal_pro_pu_klebstoff_pur12_423573_de.pdf

Eric Siebel 25.04.2017

P.S.: Gerade für die Interpretation, das Bewerten der Informationen aus Sicherheitsdatenblättern sind Chemische Kenntnisse unabdingbar.

Johannes Dünninger 07.02.2019

http://mediathek.daserste.de/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Die-Ausbeutung-der-/Video?bcastId=799280&documentId=59966086 Hier eine Dokumentation zum FSC. Manches ist sicher auch einseitig drin dargestellt. Aber dass auch (Eukalyptus)Monokulturen zertifiziert werden und Teilrodungen von Urwäldern ist Fakt und dem wird auch nicht widersprochen.

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