Neue Ideen für eine „alte“ Vorrichtung

Sie kennen das sicher, Sie bauen eine Vorrichtung für einen bestimmten Zweck. Wenn der Zweck erfüllt ist, steht die Vorrichtung in der Ecke und wird nicht mehr genutzt. So erging es mit auch mit der Vorrichtung, die ich mir für den Frästisch gebaut habe. Ich habe Ihnen den Bau dieses Hilfsmittels vor einigen Monaten gezeigt ( https://www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Hochkant-fraesen-vom-Problem-zur-Vorrichtung ).

Die Vorrichtung zum Hochkantfräsen stand wochenlang ungenutzt im Regal.

Die Vorrichtung zum Hochkantfräsen stand wochenlang ungenutzt im Regal.

Vor einigen Tagen musste ich dann ein paar Holzteile stirnseitig auf der Tischkreissäge nuten. Das habe ich mit meiner bisher genutzten Säge auch immer problemlos und sicher hinbekommen. Durch den Wechsel auf eine kleine Formatkreissäge stand ich aber nun vor einem Problem: Der Anschlag dieser Säge erlaubt das Sägen solch kleiner Teile wie ich es bisher gewohnt war nicht.

Nach einigem Überlegen und herumprobieren, ob ich mir einen Hilfsanschlag bauen soll und wie der denn aussehen muss, ist mir die Fräsvorrichtung wieder eingefallen. Und siehe da: Sie ist ideal dafür geeignet, solche Arbeitsgänge auf der Formatkreissäge zu machen. Dazu wird sie einfach am Queranschlag auf dem Schiebetisch befestigt. Bevor ich auf die Idee kam, die Vorrichtung auf dem Schiebetisch zu befestigen, habe ich es am Parallelanschlag versucht. Aber auch, ohne einen Probeschnitt zu machen, wird schnell klar, dass dies nicht funktioniert. Die Gefahr des Verkantens ist einfach zu groß. Am Schiebetisch kann das nicht passieren,.

Das ist keine gute Idee. Die Abmessungen der Vorrichtung erlauben keinen sicheren Einsatz am Parallelanschlag.

Das ist keine gute Idee. Die Abmessungen der Vorrichtung erlauben keinen sicheren Einsatz am Parallelanschlag.

Mit einer Zwinge wird die Vorrichtung am Tisch fixiert.

Mit einer Zwinge wird die Vorrichtung am Tisch fixiert.

Über den Anschlagreiter kann die genaue Position des Schnittes präzise eingestellt werden.

Über den Anschlagreiter kann die genaue Position des Schnittes präzise eingestellt werden.

So befestigt und eingestellt kann man auch kleine Teile stirnseitig auf der Tisch- oder Formatkreissäge bearbeiten. Die Leiste gegen die das Werkstück beim Säge gelegt wird verhindert das Umschlagen des Werkstücks. Sie wird natürlich mit eingesägt und ist somit ein Verschleißteil, das man von Zeit zu Zeit neu machen muss. Je nach Größe des Werkstückes zwingt man es auf der Vorrichtung fest oder hält es mit der Hand. Festzwingen ist aber definitiv die bessere Lösung, denn man hat dann während des Schnittes die Finger weit genug vom Sägeblatt weg.

Nachdem ich meine Werkstücke alle erfolgreich bearbeitet hatte, habe ich noch ein paar Versuche gemacht um herauszufinden, was man mit dieser Vorrichtung noch so alles anstellen kann. Und hier sind die Ergebnisse meiner Probeschnitte:

Schlitz und Zapfen

Es liegt ja irgendwie nahe, wenn man stirnseitig nuten kann, sollten Schlitz und Zapfen ja auch kein Problem sein. Und so ist es auch. Das Schwierigste ist dabei allerdings die genaue Einstellung. Eine Verbindung sollten Sie sich zum leichteren Einstellen anzeichnen. Am besten fängt man mit dem Schlitz an. Der wird nach der Drittel-Regel eingesägt. Ein Schnitt in der Mitte und dann immer im Wechsel von einer und dann von der anderen Seite. So ist der Schlitz dann auch genau in der Mitte der Materialstärke. Anschließend muss dann der Zapfen geschnitten werden. Und der muss genau passen. Da kommt es auf Zehntel Millimeter an. Und das gelingt mit Hilfe einer Fühlerlehre. Legt man diese zwischen die Kante der Vorrichtung und den Anschlagreiter, ist es möglich die Vorrichtung ganz kontrolliert und genau zu verschieben. Bis der Zapfen in den Schlitz passt.

Für eine Schlitz- und Zapfenverbindung muss alles im rechten Winkel sein. Auch die Anschlagleiste und das Sägeblatt.

Für eine Schlitz- und Zapfenverbindung muss alles im rechten Winkel sein. Auch die Anschlagleiste und das Sägeblatt.

Erst ein Schnitt in der Mitte ...

Erst ein Schnitt in der Mitte …

... Dann wird die Vorrichtung verschoben und es folgen weitere Schnitte ...

… Dann wird die Vorrichtung verschoben und es folgen weitere Schnitte …

... bis der Schlitz fertig ist.

… bis der Schlitz fertig ist.

Der Zapfen wird von Außen nach innen in mehreren Schnitten gesägt.

Der Zapfen wird von Außen nach innen in mehreren Schnitten gesägt.

Mit einer Fühlerlehre kann das Maß des Zapfens ganz genau an den Schlitz angepasst werden.

Mit einer Fühlerlehre kann das Maß des Zapfens ganz genau an den Schlitz angepasst werden.

Passt!

Passt!

Flache Winkel sägen 

Eine weitere Anwendung sind Winkel über 45°. Zum Beispiel zum Verjüngen eines Möbelfusses. Natürlich limitiert die maximale Schnitthöhe der Säge auch die Höhe der so herstellbaren Füße. Aber es funktioniert. auf die gleiche Weise kann man beliebige Winkel an schmale Werkstücke sägen, auch Gehrungen im spitzen Winkel. Das braucht man nicht oft, aber es ist doch schön, wenn man die Möglichkeit hat.

Möbelfüße wirken viele eleganter, wenn man sie nach unten hin abschrägt.

Möbelfüße wirken viele eleganter, wenn man sie nach unten hin abschrägt.

So lassen sich auch Winkel über 45° sicher und genau sägen.

So lassen sich auch Winkel über 45° sicher und genau sägen.

Wenn Sie mit der Vorrichtung spitze Gehrungen sägen wollen, müssen Sie Ihr Werkstück gut festspannen.

Wenn Sie mit der Vorrichtung spitze Gehrungen sägen wollen, müssen Sie Ihr Werkstück gut festspannen.

Ich bin mir absolut sicher, dass mit dieser Vorrichtung noch ganz andere Schnitte möglich sind. Beispielsweise Zapfen an schrägen Bauteilen oder schräge, stirnseitige Nuten. Das sind Dinge, die man ja eher selten braucht. Ich hoffe nur, dass mir die Vorrichtung dann auch wieder einfällt.

Übrigens: Eine Weitere Möglichkeit Winkel über 45° zu sägen finden Sie in diesem Artikel:

https://www.holzwerken.net/Wissen/News/Mehr-Reichweite-fuer-die-Kreissaege

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