Schleifen oder hobeln? Was gibt die schönere Oberfläche?

Es gibt passionierte Handhobler, die nur im Notfall ein Stück Schleifpapier an ihr Holz lassen, da eine gehobelte Oberfläche ja viel schöner ist. Die Mehrzahl der Holzwerker und Schreiner wird aber eher zum Schleifpapier greifen. Das mag vielerlei Gründe haben. Ich möchte mich an dieser Stelle aber lediglich dazu auslassen, ob eine gehobelte Oberfläche wirklich besser, schöner, glatter und brillanter ist, als eine geschliffene, wenn man eine Oberflächenbehandlung durchführt.

Ich habe zwei Hölzer beidseitig vorbereitet. Ein Reststück Eiche, also ein hartes Holz und ein Stück Yellow Poplar, also ein eher weiches Holz. Beide Hölzer wurden jeweils zur Hälfte gehobelt (Schnittwinkel 47°) und geschliffen. Geschliffen wurde in den Abstufungen 120, 180, 240 und 320. Anschließend wurden die Oberflächen mit dem Staubsauger kräftig abgesaugt.

Der Handhobel erzeugt auf beiden Hölzern eine schön glänzende Oberfläche

Der Handhobel erzeugt auf beiden Hölzern eine schön glänzende Oberfläche

Geschliffen wurde mit einem Exzenterschleifer mit geringem Hub

Geschliffen wurde mit einem Exzenterschleifer mit geringem Hub

Die unbehandelte Holzoberfläche

Die noch unbehandelten Hölzer zeigen beide ganz klar einen Unterschied zwischen der gehobelten und der geschliffenen Fläche. Die gehobelte Fläche hat mehr Glanz. Sie fühlt sich richtig glatt an. Die geschliffene Fläche sieht bei beiden Holzarten etwas weniger glänzend aus. Das Gefühl beim Darüberstreichen ist eher samtig glatt, das samtige fehlt der gehobelten Oberfläche gänzlich.

Geölte Fläche

Werden die Flächen geölt, ist kein Unterschied mit bloßem Auge zu sehen. Sowohl die geschliffenen, als auch die gehobelten Oberflächen nehmen gleich viel Öl (Möbel-Hartöl von Natural-Farben) auf. Die anfänglich Vermutung, die geschliffene Fläche sauge stärker, hat sich in diesem Versuch nicht bestätigt. Nach dem Abnehmen des überschüssigen Öles ist kein wirklicher Unterschied in der Oberfläche erkennbar. Beim Probestück aus Yellow Poplar hat die gehobelte Oberfläche ein wenig mehr Glanz. Das ist aber nur erkennbar, wenn man die gegen das Licht hält. Der Unterschied ist auch nur minimal. Wenn man nicht wüsste, das die Vorbehandlung unterschiedlich war, würde man den minimalen Unterschied vermutlich nicht sehen. Bei der Eiche ist auch im Gegenlicht kein Unterschied zwischen der gehobelten und der geschliffenen Fläche zu sehen.

Ein Hinweis zum Öl: Bei dem verwendeten Öl entsteht keine Schicht auf dem Holz, handelt sich um ein eindringendes Öl. Es wird nur einmal aufgetragen und es erfolgt auch kein Zwischenschliff.

Das Öl wurde aufgetragen, konnte einwirken und der Überstand wurde abgenommen.

Das Öl wurde aufgetragen, konnte einwirken und der Überstand wurde abgenommen.

Eiche geölt

Eiche geölt

Yellow Poplar geölt

Yellow Poplar geölt

Eiche geölt

Eiche geölt

Beizen

Spannend wird es beim Beizen. Die geschliffenen Flächen wurden so wie es sich gehört erst gewässert und dann noch einmal mit einem frischen Schleifpapier Korn 400 nachgeschliffen. Danach wurde Wasserbeize mit dem Pinsel aufgetragen. Das Ergebnis ist auch für mich verblüffend: Es gibt keinen sichtbaren Unterschied. Ich habe einen solchen Vergleich, also geschliffen und gehobelt am selben Brett, noch nie gemacht. Ich ging davon aus, dass die gehobelte Fläche viel heller wäre oder zumindest irgendwie anders. Also nicht unbedingt besser, nur eben anders. Aber einen großen Unterschied kann man nicht erkennen. Wenn man genau schaut, erkennt man, dass die geschliffene Fläche bei der Eiche in den tiefen Poren ein wenig heller ist. Beim Yellow Poplar sieht man keinen Unterschied.

Von Vorteil ist beim Beizen aber, dass die gehobelte Fläche nicht gewässert werden muss. Nach dem Beizen fühlten sich die geschliffen/ gewässerte und die gehobelte Oberfläche übrigens gleich an.

Eiche gebeizt

Eiche gebeizt

Eiche gebeizt

Yellow Poplar gebeizt

Yellow Poplar gebeizt

Was ist mit Lack?

Wenn man lackiert oder andere schichtbildende Oberflächenmittel aufträgt muss ein Zwischenschliff erfolgen. Meiner Meinung nach wird dann auch aus einer gehobelten Oberfläche eine geschliffen Oberfläche. 

Und nun?

Natürlich ist das kein wissenschaftlicher Vergleich und die beiden Holzarten bilden auch nur einen kleinen Teil dessen ab, was man testen könnte. Mein kleiner Test bestätigt mir aber die Meinung, die ich bisher auch vertreten habe: Es gibt keinen wirklich relevanten Unterschied zwischen einer geschliffenen und gehobelten Holzoberfläche, wenn Sie behandelt ist. Woran liegt es also nun, dass doch ein Teil der Holzwerker so fest davon überzeugt ist, dass gehobeltes Holz eine schönere Oberfläche bekommt? Ich kann da auch nur Vermutungen anstellen. Ich denke wer seine Oberflächen hobelt und darauf schwört, der möchte aus vielerlei anderen Gründen nicht schleifen. Also beschäftigt sich derjenige auch nicht mit dem Thema Schleifen. Allgemein findet das Schleifen nicht die Beachtung, die es verdient. Wenn eine geschliffene Oberfläche mit einer gehobelten konkurrieren soll, muss der Schleifaufbau auch richtig gemacht werden. Das kann dann auch bedeuten, dass man bis zu einer Körnung von 400 schleift. Nur dann macht ein Vergleich wirklich Sinn. Schleift man beispielsweise nur bis Korn 180, wird die gehobelte Oberfläche geölt, oder gebeizt auch besser aussehen.

Und was ist nun mein persönliches Fazit aus diesem Versuch? Ganz einfach: Es ist egal, ob eine Oberfläche geschliffen oder von Hand gehobelt wird. Hauptsache ist, dass es sorgfältig gemacht wird. Dann klappt’s auch mit der schönen Oberfläche.

Hinweis zu den Fotos:

Es ist recht schwierig den Glanzgrad einer Oberfläche auf einem Foto darzustellen. Außerdem habe ich die Bilder der gebeizten Eiche- Oberfläche etwas nachbearbeitet, damit man auf dem Foto die Unterschiede etwas besser sehen kann. Daher haben die Vergleichsfotos der gebeizten Eiche einen Rotstich.

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Kommentare

Friedrich Oehler 08.11.2016

Sehr geehrter Herr Heiko Rech Wie ich aus den Bildern entnehmen kann, haben sie mit dem Flachwinkel-Bankhobel 15 inch von Veritas die gehobelte Oberfläche erstellt. Das ist aber unzureichend. Was aber nötig ist, mit Putzhobel oder Doppelhobel (je nachdem ob Hart- oder Weich-Hölzer) weiter zu hobeln. Was danach geschehen sollte ist, die Oberfläche mit dem Ziehklingenhobel fein zu putzen. Nur so kann mit einen Hobel eine fertige Oberfläche z.B. für Schellack vorbereiten werden. Eine Oberfläche fachlich gut und fertig gehobelt und gegenüber gestellt, mit einer fein geschliffene Oberfläche sollte sehr unterschiedlich sein. Geschliffen haben wir eine zerrissene Faseroberfläche, gehobelt haben wir eine intakte Faserstruktur. Auf Grund dieserverschiedenen Faserstrukturen sollten die Resultate der Oberflächen Erstellung maßgeblich in der Qualität Grund verschieden sein. Wenn sie diesen Unterschied nicht heraus arbeiten können, oder nicht darstellen können finde ich das schade. Es gibt diesen entscheidenen Unterschied dennoch. Obwohl fotografisch schlecht darstellbar. Mit besten Grüßen F.O.

Heiko Rech 08.11.2016

Hallo Herr Oeler, der Hobel hat einen hauchdünnen, durchgehenden Span abgenommen. Das Eisen ist natürlich verrundet, damit es keine Spuren gibt. Mir ist nun nicht klar, was ein Putzhobel da hätte besser machen können. Mit Schellack kenne ich mich nicht aus, vielleicht können Sie mir und den anderen Lesern daher erklären, wie die Bearbeitung mit dem Ziehklingenhobel die Oberfläche für Schellack verbessert. Dass die Gehobelte und geschliffene Oberfläche unbehandelt unterschiedlich aussieht habe ich ja geschrieben und das ist auch vollkommen logisch. Nach der Oberflächenbehandlung mit Öl erkenne ich nun einmal keine Unterschiede mehr. Bei der gebeizten Eiche ist ein kleiner Unterschied zu erkennen. Auch das habe ich geschrieben und gezeigt. Meiner Meinung nach liegen die Ergebnisse meines Tests deswegen so nahe beieinander, weil sehr sauber und fein geschliffen und die Oberfläche danach penibel gereinigt wurde. Gruß Heiko Rech

Friedrich Oehler 09.11.2016

Sehr geehrter Herr Rech Wie ich schon gesagt hatte, finde ich die fein gehobelte Fläche etwas besser. Ist aber arbeitsaufwendiger. Wenn ihr Hobel so feine Späne abnimmt das sie schon eine fertige Oberfläche haben, um so besser. Der Zieklingenhobel nimt im günstigen Fall auf der gesamten Fläche einen ultra dünnen Span ab, wie das nur die Japanischen Putzhobel können. Übrig belbt eine fast intakte Holzstruktur und damit keine aufrecht stehende Holzfaserhäärchen, oder Schleifstaub in den Poren. Genau das ist wichtig für die Vorbereitung der Schellackpolitur für die Auffüllung der Poren mit Bimsstein. Je weniger Poren, desto weniger Bimssteinstaub muss ich aufstäuben und je weniger muss ich mit hochverdünnten Schellack den Bimsstein einreiben und schleifen. Bei diesen Prozess entsteht auch etwas Holzstaub der sich mit dem Bimsstein in die Poren legt und eine Verbindung mit dem Schellack eingeht. Das Problem des Schleifens ist folgende: Beim Excenter schleifen entstehen auch Querschliffe die zwar durch die nächste Rotation mit ausgeglichen werden und damit überschliffen werden. Ganz kann aber ein Schleifen quer zur Maserung nicht ausgeschlossen werden. Zwar kann man konsequent mit der Faser schleifen und umgeht jeden Querschliff damit. Die zerstörte Zellstruktur bleibt aber dann immer noch bestehen. Dadurch kann keine tiefe Transparenz beim Schellack aufgebaut werden, und das Feuer der Maserung, der Farben und der Struktur wird dadurch gedämpft. Je weniger Bimsstein in den Poren aufzufüllen sind desto besster ist das Ergebnis. Natürlich ist die Vorberitung mit Schellackpolitur und Bimsstein auch ein Schleifen. Jedoch werden nur die Spitzen der Holzstruktur damit berührt und keine tiefes Schleifen wird damit ausgeführt. Ich hoffe ich konnte etwas Klarheit in das Thema Holzoberflächen Struktur einbringen. Mit guten Gruss. F. O.

Friedrich Oehler 09.11.2016

Zitt aus https://www.feinewerkzeuge.de/G307919.html, Verita Ziehklingenhobel) Die Schneidengeometrie des angezogenen Grats (die Kurve an der Schneide) unterscheidet sich nicht groß von der Schneidengeometrie eines Bankhobels mit richtig eingesetztem Spanbrecher. Der angezogene Grat am Ziehklingeneisen arbeitet wie ein Hobel, jedoch wie einer, der einen deutlich höheren Schnittwinkel hat als ein normaler Hobel, also statt 45° z. B. 60°. Das heißt, daß die Späne sofort nach der Schneide sich abrupt rollen bzw. kräuseln oder brechen, was beim normalen Hobel erst der Spanbrecher besorgt. Damit wird der Ausbruch von Fasern vor der Schneide des Hobels wirksam verhindert und deshalb ist ein Ziehklingenhobel auch für sehr schwer zu hobelndes wildwüchsiges Holz geeignet. Zitat Ende Damit wird klar warum der Ziehklingenhobelfür eine Schellack Politur eingesetzt werden kann und welche Vorteile damit verbunden sind. Natürlich kann man eine Holzoberfläche fein Verschleifen und erziehlt auch eine gute Schellackoberfläche. Ich bevorzuge aber den Ziehklingenhobel aus den oben genannten Gründen. Sollte mit modernen Lacken gearbeitet werden ist der Vorteil nicht sehr groß und damit viel zu Arbeitsintensiv. Auch beim Ölen würde ich gerne fein verschleifen um Zeit einzusparen. Der Ziehklingenhobel hat noch einen Vorteil. Es fallen keine nennenswerte Materialkosten und es gibt keinen nennenswerten Schleifstaub. Sollte beim hobeln Schleifstaub entstehen und kein durchgängiger Hobelspan stimmt was nicht mit dem Winkel, oder mit dem Grat. Abgesehen von dem Anschaffungspreis und den Werkzeugen zum Schärfen ist ein Ziehklingenhobel kostengünstiger. Sind diese Unkosten getätigt un hat man sich mirt der Theorie und der Praxis der Schärfung des Ziehklingen auseinander gesetzt ist ein wiederholtes Schärfen keine große Sache mehr. Veritas bietet alles dafür notwendige im Set. Bleibt noch die Frage welchen richtigen Winkel im Hobel einzuspannen ist. Denn der kann variieren, je nachdem welches Holz und welche Holzstruktur damit zu bearbeiten ist. Ein Probeholz sollte immer zu Hand dann sein. Guten Gruß F. O.

11.11.2016

Hallo Heiko, Danke für diesen Vergleich. Persönlich bevorzuge ich "in der Regel" die Hobelvariante. Ich "mag" den Schleifstaub einfach nicht. Dein Resümee kann ich jedoch gut nachvollziehen. Bei ganz "fiesem" Holz greife ich auch zum Schleifpapier (z. B. wenn der Hobel viele Ausrisse produziert). Noch eine Anmerkung zum Ziehklingenhobel mit einem recht hohen Schnittwinkel: Nach meiner Erfahrung mit den Handhobeln ist die Oberfläche umso besser, je geringer der Schnittwinkel ist. Ein Putzhobel oder gar eine Ziehklinge erzeugen keine "bessere" Oberfläche. Man reduziert aber das Risiko, ganz am Ende eine an sich fertige Oberfläche durch Ausrisse zu ruinieren. Ich habe weltweit anerkannte Möbelbauer persönlich gesprochen, der mir versichert hat, alle seine Eisen mit einem Fasenwinkel von 25 Grad zu schleifen; der Unterschied kommt dann im wesentlichen nur durch den zum Einsatz kommenden Hobel und das dort verbaute Konstrukt. Herzliche Grüße Tom www.holzwerkstattblog.com

Heiko Rech 12.11.2016

Hallo Tom, bezüglich der Schnittwinkel bin ich ganz bei dir. So wie ich Friedrich verstand ging es ihm aber um die Vorbereitung von Schellack. Da kenne ich mich absolut nicht aus und kann nicht beurteilen in wieweit ein Ziehklingenhobel da Vorteile hat. Gruß Heiko

Friedrich Oehler 15.11.2016

Zitat aus Ziehklingenhobel von der Firma Dieter Schmid feine Werkzeuge: Der Ziehklingenhobel ersetzt nicht den Putzhobel, sondern wird nach ihm verwendet. Die Oberfläche sollte also schon in einem guten Zustand sein, eben so, oder annähernd, wie es mit einem Putzhobel sein soll. Dagegen ersetzt der Ziehklingenhobel das Schleifen, also den Arbeitsgang vor dem Auftrag des Oberflächenmittels (Daß Könner mit dem Putzhobel das letzte Finish machen, soll hier nicht besprochen werden - es ist möglich, aber deutlich schwerer). Schleifpapier zerreißt die Holzfasern, der Ziehklingenhobel schneidet sie. Im Ergebnis sieht es so aus: Der Ziehklingenhobel bringt die Holzmaserung zur Geltung, das Schleifpapier dämpft den lebendigen Ausdruck des Holzes. https://www.feinewerkzeuge.de/G307919.html Zitat Ende

Christoph Hamm 29.04.2020

Hey, vielen Dank für diesen ausführlichen Blogartikel. Ob Schleifen oder Hobeln, daran scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Zumindest im gewerblichen Bereich ist es natürlich fast nicht mehr möglich gehobelte Flächen zu bekommen, da die Preise dann ins Unermässliche steigen würden. Ich für meinen Teil findes es gute Kombination eine Tischplate z.B. komplett zu schleifen und dann am Ende mit dem Putzhobel einige feine Hobelzüge zu machen. Bei unbehandelten Hölzern sieht man aber schon einen unterschiedlichen Grad des Glanzes. Da bin ich wrklich ein Fan von gehobelten Oberflächen

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