Sicher unter der Haube – Fortsetzung

Mit meinem Blogbeitrag von letzter Woche (Sicher unter der Haube) zum Thema Schutzhauben an Tischkreissägen stieß ich eine rege Diskussion auf dem Blog und auf Facebook an. Es freut mich, dass die Mehrzahl derer, die sich an der Diskussion beteiligt haben meine Meinung teilen. Nämlich die, dass die Schutzhaube an einer Tischkreissäge wenn möglich immer benutzt werden soll. Aber es gab auch Gegenstimmen. Auf einige diese Gegenstimmen möchte ich hier nun etwas ausführlicher eingehen.

Zitat:

Schutzhaube + selbstgemachter Schiebeschlitten geht technisch meist nicht, wüsste nicht, wie ich sowas bauen sollte. Daher kann man am Schiebetisch selbst viel feiner und gefahrloser für die Fingerchen arbeiten, als mit dieser dämlichen Schutzhaube, wo man nur freihand über den Tisch führen kann und nicht genau sieht, wo das Blatt sitzt.
Die Schutzhauben an den mir bekannten Kreissägen (Ryobi, PTS10, Kity 619) liegen vorne alle richtig dämlich auf und klappen nur dann hoch, wenn man kräftig gegendrückt. Ich finde das extrem gefährlich, zuerst gegen diese wabbeligen Dinger andrücken zu müssen und dann gibt es einen Ruck und man ist erst im Sägeblatt. Bei einer solchen Aktion habe ich bei meiner Ryobi beinahe mal quer durch meine Hand gesägt und nur zufällig schnell genug weggezogen. Das Werkstück war hin.
Nach dem Entfernen der Schutzhaube habe ich diesen Wahnsinn nie wieder erlebt und will es auch nicht.

 

Das Problem ist nicht die Schutzhaube, sondern Mängel an den jeweiligen Sägen. Leider bieten viele Hersteller Tischkreissägen an, für die es keinen Schiebetisch gibt. Dann wird dieser selbstgebaut. Die Schuld nun auf die Schutzhaube selbst zu schieben erscheint mir da etwas zu einfach. Eine Vorhandene Schutzeinrichtung muss funktionieren. Tut sie das nicht, ist das meiner Meinung nach ein Reklamationsgrund. Da an den selbstgebauten Schiebeschlitten (Crosscut Sled) keine Schutzhaube montiert werden kann, halte ich diese Selbstbauten für unzureichend und würde sie auch nicht empfehlen. Nur weil eine Vorgehensweise immer wieder gezeigt wird, ist sie noch lange nicht richtig. Ein Leser schrieb auch, dass er an seiner Säge, einer umgedrehten Handkreissäge, keine Haube montieren kann. Auch das halte ich für gefährlich, weswegen ich auch solchen Selbstbauten gegenüber sehr skeptisch bin.

Zitat:

Bei mir ist die Haube auch unten. Beim Zuschneiden kleinerer Teile fühle ich mich definitiv sicherer, wenn ich genau sehen kann, was passiert und die Teile zielgerichtet halten kann, was mit einem Schiebestock nicht möglich wäre. Und bei größeren Teilen ist ja ohnehin platz genug, um das Werkstück mit der Hand sicher zu halten. Ganz ehrlich finde ich ddiesen Sicherheitsftetischismus mit Schutzbrillen bei jeder Schraube und Atemschutz beim Schleifen ziemlich lächerlich.

Nicht immer ist der Schiebestock das Mittel der Wahl. Oftmals ist ein sogenanntes Schiebeholz besser geeignet. Es besteht im Prinzip nur aus einen Griff und einem Restholz. Der Griff wird auf das Restholz geschraubt. Das Holz muss lang genug sein, damit man das zu sägende Werkstück damit komplett am Sägeblatt entlang schieben kann und die Hand dennoch weit genug vom Blatt entfernt ist. Der Parallelanschlag wird zurückgezogen. Das Schiebeholz findet unter der Haube Platz.

Ein solches Schiebeholz besteht aus einem Griff, der an ein Holzbrett geschraubt wird.

Ein solches Schiebeholz besteht aus einem Griff, der an ein Holzbrett geschraubt wird.

Das Restholz muss lang genug sein, dann ist die Hand auch weit genug vom Sägeblatt entfernt.

Das Restholz muss lang genug sein, dann ist die Hand auch weit genug vom Sägeblatt entfernt.

Das Schiebeholz braucht weniger Platz als ein Schiebestock.

Das Schiebeholz braucht weniger Platz als ein Schiebestock.

Schmale Teile mit Schutzhaube: Kein Problem!

Schmale Teile mit Schutzhaube: Kein Problem!

Werden die Werkstücke noch schmaler, kann es in der Tat eng werden, so dass man das Sägeblatt viel zu weit nach oben einstellen müsste, damit die Schutzhaube nicht am Parallelanschlag anstößt. Bei vielen Tischkreissägen kann das Anschlagprofil umgelegt werden. Dann liegt es flach auf dem Maschinentisch auf und die Schutzhaube hat Platz. Hat man (wie ich) keine Maschine mit einem solchen Anschlagprofil, reicht ein einfacher Winkel aus Sperrholz aus um das Problem zu lösen. Er schafft Platz für den Schiebestock oder das Schiebeholz. Das Sägeblatt muss nicht unnötig weit nach oben gestellt werden und die Haube stört auch nicht mehr.

Ein einfacher Sperrholzwinkel macht das Sägen sicherer

Ein einfacher Sperrholzwinkel macht das Sägen sicherer

Vorrichtungen an Maschinen sollten immer mit Hebelzwingen befestigt werden.

Vorrichtungen an Maschinen sollten immer mit Hebelzwingen befestigt werden.

Schiebeholz und Winkel im Zusammenspiel

Schiebeholz und Winkel im Zusammenspiel

So lassen sich auch schmale Werkstücke sicher sägen.

So lassen sich auch schmale Werkstücke sicher sägen.

Für fast alle Problemstellungen gibt es eine sichere Lösung. Oft fehlt einfach nur die richtige Anregung und Beschreibung für eine sichere Arbeitsweise. Da kann man aber Abhilfe schaffen. Es gibt genug Lesestoff darüber, wie man sicher mit der Tischkreissäge arbeitet. Zum Teil sogar kostenlos. Hier zwei Beispiele:

Auch im Holzwerken-Verlag gibt es Lesestoff zum Thema:

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Kommentare

Manfred Trunk 27.04.2017

Hallo Herr Rech! Vielen Dank, für Ihren Sicherheitsbeitrag in punkto Schutzhaube. Bisher hat noch keiner,der Schutzhaubenverweigerer,bei einem Unfall der Versicherung konkret sagen können,welcher Zahn des Sägeblattes schuld oder zuständig war, beim Abtrennen eines Fingers oder Hand. Leider gibt es noch Sägenhersteller,bei denen die Schutzeinrichtung das GS Prüfzeichen nicht verdient. Bei einer guten Formatkreissäge( Felder), auch wenn man etwas länger dafür spart,muß man was Einstellungen und Sägen betrifft, keine Schutzhaube entfernen. Mit freundlichen Grüßen! Trunk Manfred

Stefan Hanke 27.04.2017

Hallo Heiko, zur Bildunterschrift: "Vorrichtungen an Maschinen sollten immer mit Hebelzwingen befestigt werden." Warum? Ich könnte mir nur vorstellen dass sich Schraubzwingen eher durch Vibrationen der Maschine lösen. Gruß, Stefan Hanke

Heiko Rech 28.04.2017

Hallo Stefan, es ist in der Tat so, dass sich herkömmliche Schraubzwingen durch Vibrationen der Maschine lösen können. Hebelzwingen tun das nicht. Wenn man Schraubzwingen verwendet sollte man sie daher regelmäßig nachziehen. Auch die BG gibt die Empfehlung Hebelzwingen zur Befestigung von Vorrichtungen an Maschinen zu benutzen. Gruß Heiko

Unbekannter Nutzer 03.05.2017

Hallo Heiko und alle, danke für Eure wichtigen Hinweise! Was haltet ihr von dem neulich in "Holzwerken" vorgestellten GRR-Ripper von MicroJig? (siehe z. B. https://www.youtube.com/watch?v=WSDhUdxl-C4 ) Ich hab das, und mir ist immer etwas flau dabei, weil das Sägeblatt stets offen ist (was bei verdeckten Schnitten allerdings auch der Fall ist). Außerdem greift der Gummi auf der Unterseite nicht wirklich gut. Bin gespannt auf Eure Meinung/en. Wolf /Holzwerker seit 40 Jahren...

Heiko Rech 04.05.2017

Hallo Wolf, ich habe den GRR-Ripper mit besonderem Fokus auf die Nutzung am Frästisch vorgestellt. Da kann er durchaus sinnvoll sein. Für die Tischkreissäge kann man ihn auch bei einigen Arbeitsgängen nutzen, ohne die Schutzhaube zu demontieren. Die oft gezeigten Arbeitsgänge mit abmontierter Haube würde ich so nicht machen und es auch nicht empfehlen. Schon gar keinem Einsteiger in Sachen Tischkreissäge. Hier gibt es noch ein Video von mir zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=-YMkZnb4ogE Gruß Heiko

Michael Brausen 11.12.2017

Moin! "Schutzhaube + selbstgemachter Schiebeschlitten geht technisch meist nicht, wüsste nicht, wie ich sowas bauen sollte. " Dazu fällt mir das Video von William Ng ein, in dem er eine solche Lösung ziemlich gut hinbekommt: https://www.youtube.com/watch?v=UbG-n--LFgQ Grüße, Michael

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