Die meisten Tischkreissägen oder Formatkreissägen haben kein Problem mit rechten Winkeln. Meist gibt es Rastpunkte im Anschlagsystem für gängige Winkel. Oft aber auch nur für 90 Grad. Andere Winkel sollen dann nach Skala eingestellt werden. Wenn Sie das schon einmal versucht haben, wissen Sie, dass das nicht so einfach ist. die Genauigkeit der Einstellung nach einer aufgedruckten Skala hängt von vielen Faktoren ab: die Stärke der Linien, dem Blickwinkel oder der Form des Anschlagprofils. Und ganz ehrlich, manchmal gehört auch einfach nur Glück dazu den exakten Winkel zu treffen.
Abhilfe kann hier ein digitaler Winkelmesser schaffen. Er ersetzt die Skala und erlaubt minimale Korrekturen der Einstellung. Es reicht bereits ein einfaches Modell für etwa 40 Euro. Es ist nicht notwendig mehrere Hundert Euro auszugeben. Wichtig ist nur, dass der Winkelmesser in jeder beliebigen Stellung genullt werden kann. Das können sie aber eigentlich alle.
Je länger die Schenkel am Winkelmesser sind, umso besser. Der hier gezeigte Winkelmesser hat eine Schenkellänge von ca. 500mm
Mit einer solchen Skale sind genaue Winkeleinstellungen machbar, aber schwierig.
Und so funktionierts:
Im ersten Schritt bringen Sie den Queranschlag in die 90°-Position und den Parallelanschlag möglichst dicht zum Queranschlag. Den Winkelmesser legen an den Queranschlag und den Parallelanschlag an. Ob zwischen beiden Winkeln ein genauer 90° Winkel ist spielt keine Rolle. Auch wenn Sie Ihren Parallelanschlag nach hinten hin leicht öffnend eingestellt haben, liegt der Winkelmesser dort an. In dieser Position wird der Winkelmesser dann genullt.
Ab jetzt messen Sie nur noch die Veränderung am Queranschlag. Der Winkelmesser liegt weiterhin an beiden Anschlägen an, während Sie den Winkel des Queranschlages verstellen. Sie messen also keinen absoluten Winkel, sondern den relativen Winkel von 90° ausgehend am Queranschlag. Für ein regelmäßiges Fünfeck beispielsweise 36°.
Parallelanschlag und Queranschlag bilden zwei Referenzkanten für die nachfolgende Winkelmessung.
An dieser Säge ist der Winkel zwischen beiden Anschlägen genau 90°, aber eigentlich spielt er keine Rolle.
Der Winkelmesser wird in dieser Position auf Null gestellt.
Der Queranschlag wird eingestellt.
Der genaue Winkel kann jetzt am Display des Winkelmessers abgelesen werden.
Je mehr Teile zusammengefügt werden sollen und je breiter diese Teile sind, umso eher fallen auch kleinste Winkelfehler in den Gehrungen auf. Trotz möglichst präziser Einstellung sollten Sie dennoch Probeschnitte machen. Wenn Sie dabei noch Ungenauigkeiten feststellen können Sie diese wiederum recht einfach mittels des Winkelmessers korrigieren. Legen Sie ihn erneut an und messen Sie nur wieder die Veränderung. Auf diese Weise können Sie sehr genaue Winkeleinstellungen vornehmen. Wenn Sie den Dreh erst einmal raushaben müssen Sie Ihre Bilderrahmen also nicht mehr unbedingt rechteckig machen.
Nach einem Probeschnitt können Sie sich an die richtigen Werkstücke wagen
Eine Genauigkeitsprobe mit fünf Ecken. Je mehr Ecken, umso schwieriger wird die Einstellung.
Alle Gehrungen passen ganz genau. Probe bestanden!
Diese Vorgehensweise funktioniert bei allen Tischkreissägen, die einen Längs und einen Queranschlag haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihre Säge groß oder klein ist. Es sit auch egal, ob Sie diese Methode auf einer Formatkreissäge oder einer Tischkreissäge mit Schiebetisch nutzen. Das System bleibt immer gleich.
Hallo Mario, Heiko geht davon aus, dass der Queranschlag zu Beginn der Einstellung einen exakten 90°-Schnitt liefert. Danach wird zu dieser exakten 90°-Einstellung nur noch ein Delta am Queranschlag verstellt. Die Referenz dafür ist egal, sie muss nur fest bleiben. Grüße Lukas
Hallo Mario, wie Lukas bereits geschrieben hat, ist es vollkommen egal, was du als Bezug nimmst. Der Trick ist ja, dass man mit einem solchen Winkelmesser inkremental messen kann. Du misst also die Veränderung zum vorher eingestellten 90° Winkel. Der Parallelanschlag bietet sich deswegen an, weil er bei den meisten Maschinen verfügbar ist, er ist gerade und ausreichend lang um den Winkelmesser anzulegen. Gruß Heiko
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Hallo Heiko, danke für den Beitrag. Ist es aber nicht sinnvoller den Winkelmesser an den Zähnen des Sägeblattes als Referenz auszurichten? Da, wie Du schon gesagt hast, der Parallelanschlag ja etwas anders eingestellt werden kann, um zB. Klemmen zu verhindern. Oder gehst Du dann eh von einer Korrektur aus, nachdem der erste Schnitt gemacht wurde? Viele Grüße Mario