Zunächst einmal klingt die hier gezeigte Variante etwas unsinnig, das gebe ich gerne zu. Sie benötigen einen Bohrer mit einem Durchmesser von 35 Millimetern, um damit eine Schablone zu erstellen, mit der Sie dann Löcher mit dem gleichen Durchmesser fräsen können. Aber dennoch ergibt das Ganze Sinn. Nämlich dann, wenn Sie öfter Topfbänder verarbeiten, wenn Sie diese in empfindliche Materialien einsetzen, oder wenn Sie Türen mit einer Materialstärke von nur 15 Millimetern bauen möchten. Denn das wird mit einem normalen Forstnerbohrer recht schwierig, nicht aber mit der folgenden Methode.
Sie benötigen nur zwei Abfallstücke Sperrholz in den Stärken 18 und 6 Millimeter, einen Forstnerbohrer mit einem Durchmesser von 35 Millimetern und einen Bündigfräser. Der Forstnerbohrer muss nichts Besonderes sein. Er wird nur benötigt um ein Loch für die Schablone zu bohren. Es kann also ein ganz billiger Bohrer sein. Beim Bündigfräser sind allerdings ein paar Dinge zu beachten:
Die hier gezeigte Schablone funktioniert mit diesem Fräser ausgezeichnet. Wenn Sie einen längeren Fräser verwenden muss die Schablone dicker sein.
Ein solcher Fräser kann auch für viele andere Arbeitsgänge verwendet werden und nicht nur für die Topfbänder. Das ist ein ganz klarer Vorteil gegenüber speziellen und sehr teueren Beschlagbohrern für die Oberfräse.
Der Schablonenbau selbst ist sehr einfach. In das Brettchen mit den Abmessungen 200 x 100 Millimetern wird ein Loch mit einem Durchmesser von 35 Millimetern gebohrt. Genau so, als würden Sie eine Bohrung für ein Topfband machen. Wichtig ist, dass Sie eine längere Mittellinie zeichnen, wie es auf den Bildern auch zu sehen ist. Diese Linie wird durch die Bohrung hindurch verlängert. Sie wird benötigt, um die Schablone zu positionieren. Das zweite Sperrholzteil mit den Abmessungen 200 x 30 Millimetern dient als Anschlagleiste. Dieser Anschlag liegt beim Fräsen an der Türkante an. Die Leiste wird nur angeleimt und nicht geschraubt.
Das Ausgangsmaterial findet sich sicherlich in so mancher Restekiste.
Die Mitte der Bohrung wird als Linie angezeichnet.
Der Abstand der Bohrung zur Kante wird auch angezeichnet.
Bohren können Sie mit dem Akkuschrauber, das ist bei Weitem präzise genug.
Die Linie wird durch die Bohrung hindurch umgewinkelt.
Die Bleistiftlinie sollte so verlaufen
Alle Maße auf einen Blick.
Wenn der Leim abgebunden hat, werden auf der Tischkreissäge zwei Nuten in die Schablone gesägt. In diese Nuten passen Schraubzwingen für Führungsschienen. Sie liegen in den Nuten und stören beim Fräsen nicht. Dadurch bleibt die Schablone recht klein und kann sehr gut und sicher fixiert werden. Damit ist die Schablone dann auch schon fertig.
Wenn nicht geschraubt wird, muss man beim Nuten auch nicht auf die Position der Schrauben
ie Nuten werden auf der Tischkreissäge geschnitten. Das geht schnell und einfach. Sie können sie aber auch fräsen, wenn Sie möchten.
Das Fräsen selbst ist recht einfach: Die Position der Topfbandmitte wird auf der Tür als Linie angezeichnet. Die Schablone wird mit der Linie in der Bohrung auf dieser Linie ausgerichtet und in dieser Position befestigt. die Frästiefe wird an der Oberfräse eingestellt. Bei den meisten Fräsen kann man wie folgt vorgehen:
Jetzt wird gefräst. Der Fräser taucht in der Mitte der Bohrung in der Schablone auf volle Tiefe ab. Die Fräse wird an den Schablonenrand geführt und im Uhrzeigersinn an der Schablone entlang geführt. Dabei wird ein sauberes Loch mit 35 Millimeter Durchmesser gefräst und genauer Tiefe. Wenn Sie die Schablone gleich zweimal abfahren, werden alle Späne gut abgesaugt. Kontrollieren Sie vor dem Lösen der Schablone, dass die Fräsung richtig ist. Wenn nicht, fräsen Sie einfach noch einmal.
Die Mitte der Topfbandbohrung wird auf der Tür angezeichnet.
Die Zwingen passen in die Nuten und stören somit nicht beim Fräsen
Die Linien auf der Schablone und auf dem Werkstück müssen fluchten.
Der Fräser wird auf das Werkstück abgesenkt, die Frästiefeneinstellung wird genullt.
Für die meisten Topfbänder passt eine Frästiefe von 12 – 13 Millimetern.
Diese Methode hat gegenüber anderen Vorgehensweisen einige Vorteile:
Das Fräsen geht schnell, einfach und sauber.
So soll es sein, ein ausrissfreies Loch, an der richtigen Stelle, mit der richtigen Tiefe.
Das Topfband muss nun nur noch an der Tür festgeschraubt werden.
Seit mehr als einem Jahr werden bei mir in der Werkstatt alle Topfbänder auf diese Weise eingefräst. Pro Jahr zwischen 180 und 200 Stück. Bisher ist kein Loch daneben gegangen, zu tief gefräst worden oder hat nicht gepasst. Das einzige was schon mal passiert ist, dass man mit dem Fräser nicht in der Mitte abtaucht und die Schablone beschädigt wird. Wenn das früh genug bemerkt wird, ist das aber auch nicht schlimm. Ich würde ihnen daher raten gleich zwei oder drei dieser Schablonen zu bauen und nicht nur eine. Der Zeit- und Materialaufwand ist ja sehr gering und sie nehmen kaum platz weg.
Hallo Heiko, kannst du eine gute Quelle für Fräser mit den entsprechenden Abmessungen nennen? Danke für den interessanten Artikel Grüße
Hallo Bernd, ich verwende diesen Fräser: https://www.sautershop.de/oberfraeser-hm-fraeser/schaft-8-mm/fraeser-mit-kl-am-schaft/buendigfraeser-trade-range/25271/buendigfraeser-hw Gruß Heiko
Hallo Herr Rech, danke für diese neue praktische Anleitung. Ich habe gerade ein etwas vergleichbares Problem: Ich suche eine Frässchablone für einen größeren Kreis (Durchmesser ca. 20cm). Haben Sie eine Idee, was ich verwenden kann? Im Sautershop bspw. habe ich kein geeignetes Produkt gefunden. Vielen Dank für die Hilfe, Uwe
Hallo Herr Reinhold, das sollte problemlos mit einem Fräszirkel gehen. Wenn nicht nur ein Kreis gefräst werden soll, sondern das gesamte Material innerhalb des Kreises entfernt werden muss, wird es aber ein wenig schwieriger. Dann muss man mit dem Fräszirkel schrittweise von innen nach außen fräsen. In der Mitte blebt dann aber noch Holz stehen, da dort der Einstichpunkt des Fräszirkels ist das würde ich dann mit Handwerkzeugen (Stemmeisen) sauber entfernen. Gruß Heiko Rech
Hallo Herr Rech, danke für den Hinweis auf den Fräszirkel. Das sollte gut funktionieren. Viele Grüße, U. Reinhold
Hallo,Herr Rech ! Bei der Bohrschablone aus dem Buch von Guido Henn,die ich mir gebaut habe,ist das Abstandsmaß 22 mm. Es gibt aber auch Angaben von 21,5 mm. ( MultiBlue Schablone der Firma Hettich ) Bei dieser Schablone sind es 22,5 mm. Welcher Abstand, ist nun normal nach Norm ? Mfg: Trunk Manfred
Hallo Manfred Trunk, eine Norm gibt es nicht. Durch den Abstand zur Kante hin kann man das Spaltmaß noch verändern. Es gibt daher auch Situationen, in denen man einen größeren Abstand wählen kann. Solche Einbausituationen sind aber eher selten. Mit Maßen zwischen 21,5 und 22,5 fährt man in der Regel ganz gut. Da sich ein solches Band um mehrere Millimeter in beide Richtungen einstellen lässt, spielt es auch keine Rolle, ob man nun 21,5 oder 22 oder 22,5 Millimeter wählt. Gruß Heiko Rech
Hallo,Herr Rech ! Da ich mit meiner Schablone maßlich in der Mitte liege,bleibt das Loch wo es ist. Ich werde mir aber Ihre Variante nachbauen,da diese offentsichlich handlicher ist. Einmal mit 35 mm,zum ausfräsen und einmal mit 40 mm Loch für meine Kopierhülse und Beschlagbohrer Mit feundlichen Grüßen ! Trunk Manfred
Nachtrag und Idee ! Statt der Nuten,werde ich zwei 8 mm Löcher mittig in das Schablonenbrett bohren. Ich habe von Bessey Tischklemmen LM 10/5R8 die ich dazu verwenden werde. Vorteil: Die Klemmen halten von selbst und man muß nur noch festziehen. Mfg: Trunk Manfred
Hallo Heiko, Tolle Idee. Habe ich mehrfach so gemacht und es klappt echt gut. Eine andere Frage hätte ich noch, nicht direkt zur Verarbeitung aber eher zur Material Auswahl. Ich will aktuell einen Einbauschrank bauen der Türen haben wird die 2,5m x 0,6m sein werden. Die Oberfläche soll weiß lackiert werden. Für mich stellt sich die Frage nach dem Material. Kleinere schranktüren habe ich bis jetzt immer aus MDF 19mm gemacht, aber ich finde die wird sehr schwer hierbei. Alternativ habe ich über Birke Multiplex nachgedacht oder einen Rahmen aus 10mm Multiplex zu machen, ca. 10cm breit und auf dieses „O“ von beiden Seiten 4mm Multiplex zu Leimen. Was würde der Profi machen? Ach ja, und der Korpus, eher Multiplex oder MDF? Danke...
Hallo Sven, ich würde da zu Tischlerplatte mit MDF-Decklage raten. die Platten können gut lackiert werden und sind leichter als normale MDF-Platten. Gruß Heiko
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Hallo Heiko, das ist wirklich eine super Lösung! Einfach und präzise, die beschriebenen Vorteile sind m. E. erheblich. Diese Schablone baue ich mir garantiert. Danke aus Mittelfranken, Axel.