Und was passiert vorher?

Wenn Sie mit einem Bauprojekt in Ihrer Werkstatt beginnen haben Sie sich zuvor schon viele Gedanken gemacht. Wie soll das Möbel aussehen? Welches Material soll verwendet werden? Wie soll es gebaut werden? Genau das mache ich natürlich auch. Soll das Projekt aber in der HolzWerken erscheinen, muss ich mir noch ein paar Gedanken mehr machen. Denn schließlich möchte es der eine oder andere Leser ganz oder auch zum Teil nachbauen und meine Vorgehensweisen in seine Werkstatt übertragen.

Meist beginnt ein Projektbericht mit fertig vorbereitetem Holz

Meist beginnt ein Projektbericht mit fertig vorbereitetem Holz

Ich lasse Sie heute einmal an diesen Vorarbeiten und Überlegungen teilhaben. Denn leider ist der Platz im gedruckten Heft nun einmal begrenzt, so dass diese Vorarbeiten leider zu selten gezeigt werden können. Aber zum Glück ist der Platz für Texte und Bilder im Internet ja fast unbegrenzt.

Am Anfang steht die Idee, oder einfach nur der Bedarf für ein Möbelstück. Das wird bei Ihnen auch nicht anders sein, als bei mir. Steht jedoch fest, dass der Baubericht ins Heft kommt, muss ich bereits bei der Planung an Sie als Leser denken. Und das macht schon einen großen Unterschied zu einem Projekt, dass man nur für sich im Keller macht. Denn dann kommen zum Beispiel folgende Fragen auf:

Kann das benötigte Material problemlos auch von Privatpersonen bezogen werden?

Leider sind viele Materialien und Beschläge immer noch schwer zu bekommen, wenn man Privatkunde ist und kein Gewerbe betreibt. Solche Materialien versuche ich zu meiden, oder führe Alternativen auf.

Kann das Projekt in einer Hobbywerkstatt durchgeführt werden?

Meine Werkstatt ist etwa 75 Quadratmeter groß. Solche Bedingungen haben die wenigsten Holzwerker in ihren Privaten Werkstätten. In einer so großen Werkstatt verliert man schnell den Blick für die Probleme die so mancher in seiner Kellerwerkstatt hat. Auch das versuche ich bei meinen Projekten zu berücksichtigen. Zum Beispiel dadurch, dass größere Projekte in einzelne Bauabschnitte unterteilt werden.

Können alle Arbeitsgänge mit handelsüblichen Maschinen durchgeführt werden?

Das ist eine oftmals schwierige Überlegung. Wie sieht die durchschnittliche Hobbywerkstatt aus? Meiner Meinung nach gibt es diese nicht. Es gibt einfach eingerichtete Werkstätten und solche, gegenüber denen so manche Schreinerei wie ein Bastelkeller aussieht. Hier gilt es Kompromisse zu finden. Wenn man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen würde, gäbe es keine Projekte, die für die fortgeschrittenen Holzwerker mit gut ausgestatteten Werkstätten interessant sind. Der Mix macht es also.

Werden spezielle Werkzeuge oder Vorrichtungen benötigt?

Festool Domino, Mafell Duodübler, Lamello Zeta, Woodrat, Zapfenfräsvorrichtungen. Das sind tolle Helfer in der Werkstatt und sie beschleunigen den Arbeitsfortschritt enorm. Schauen Sie aufmerksam hin, werden Sie solche Geräte nur selten in Bauprojekten sehen. Denn sie sind kostspielig und oftmals sehr speziell in der Anwendung. Sie werden daher nur dann eingesetzt, wenn es keine Alternativen gibt oder, wenn ich Alternativen zeigen kann.

Planung ist gut, Kontrolle ist besser

Das sind alles nur Vorüberlegungen, welche die Detailplanung betreffen. Diese beginnt bei mir immer mit einem 3D-Entwurf in SketchUp. Da zeigt sich dann auch schnell, wenn eine erdachte Konstruktion nicht funktioniert. Aus dem 3D-Modell entstehen Stücklisten und Maßzeichnungen. Die Zeichnungen drucke ich aus und arbeite in der Werkstatt anhand dieser Zeichnungen und der Stückliste auf Papier. Also genau mit den Daten, die Ihnen später auch zur Verfügung stehen. Da zeigt sich schnell, wenn eine Maßangabe oder eine Detailzeichnung fehlt.

Der Entwurf, aber auch die Detailplanung werden mit SketchUp gemacht.

Der Entwurf, aber auch die Detailplanung werden mit SketchUp gemacht.

Was Sie in der Regel auch nicht im Artikel zu sehen bekommen ist die unordentliche Werkstatt des Autors, während keine Kamera dabei ist. Vor allem wenn ich das Material zuschneide und Aushoble ist die Werkstatt nicht besonders fotogen. In der Regel sieht man diesen Teil des Möbelbaus nicht. Wir gehen meist davon aus, dass unsere Leser wissen, wie das gemacht wird. Der knappe Platz bleibt dann für die wirklich interessanten Inhalte. Denn seien wir mal ehrlich: So interessant ist das Abrichten und Dickenhobeln nun auch nicht.

Solche Bilder sehen Sie meist nicht im Artikel zu einem Bauprojekt.

Solche Bilder sehen Sie meist nicht im Artikel zu einem Bauprojekt.

Sicherheit geht vor!

Was würde die Berufsgenossenschaft wohl dazu sagen? Das ist eine Überlegung, die ich mir als Autor mache, obwohl Sie in Ihrer Werkstatt nicht den Bestimmungen der BG unterliegen. Dennoch: Hält man sich an diese Bestimmungen, ist man buchstäblich auf der sicheren Seite. Daher wirkt so mancher der im Heft gezeigten Arbeitsgänge vielleicht etwas umständlich – aber sicher.

Alles Geschmackssache

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Und es ist nur natürlich, dass es viele Bauprojekte gibt, die Ihnen als Leser absolut nicht gefallen. Daher gibt es meist einen Schwerpunkt, der unabhängig vom jeweiligen Projekt eine Technik, ein bestimmtes Material, oder auch bestimmte Beschläge in den Vordergrund stellt. Das macht ein Bauprojekt dann auch für Leser interessant, denen die Gestaltung des fertigen Möbels nun überhaupt nicht zusagt.

Hintergrundwissen

Als Autor lerne ich beim Schreiben jedes Artikels dazu. Denn immer wieder kommt man beim Planen, Bauen oder Dokumentieren an einen ganz bestimmten Punkt. Den Punkt, an dem einem bewusstwird, dass man zwar weiß, dass etwas so ist, wie es ist, es aber jemand anderem nicht erklären kann. Das können ganz banale Dinge sein, oder komplexe Zusammenhänge. Dann wird recherchiert und mit Herstellern telefoniert. Dabei lernt man dann oft ganz interessante Dinge, die dann natürlich auch Teil des Artikels werden.

Alle diese Vorüberlegungen, Recherchen, die falsch gefrästen Musterteile, die Versuchsreihen, das erzeugte Brennholz aus Fehlversuchen, die falschen Zeichnungen, die geschriebenen E-Mails und die geführten Telefonate finden Sie im fertigen Artikel nicht mehr. Das ist irgendwie schade. Daher finden Sie viele dieser "Randthemen" dann in Tipps-und Tricks-Artikeln, gesonderten Artikeln zu speziellen Themen, oder hier auf meinem Blog. So richtig verloren gehen die Interessanten Dinge also nie.

Fehlt Ihnen was?

Am Ende würde mich natürlich auch Ihre ganz persönliche Meinung interessieren. Fehlt Ihnen manchmal ein Aspekt in einem Artikel zu einem Bauprojekt? Wenn ja, was wäre das genau?

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Kommentare

Friedrich Oehler 05.07.2016

Hallo Herr Heiko Rech Meiner Meinung nach, ist das meiste selbstredend und sehr transparent erklärt. Allerdings muss ich dazu sagen, das ich beruflich und privat im Hobby vorbelastet bin. Ich bin es gewohnt anhand von Zeichnungen, Bilder und Erklärungen mir ein Bild von dem Projekt zu machen. Im Geiste gehe ich die einzelnen Punkte Schritt für Schritt durch und stoppe an den Punkten die ich noch nicht ganz verstanden habe. Dann lese ich nochmal, oder analysiere für mich im Stillen was damit gemeint sein kann. Aus Erfahrung weiß ich, das zu 90% die Realisierung von einen Projekt mit der systematischen Analyse und Visualisierung erst möglich ist. Wenn ein Projekt vor dem inneren Auge klar verstanden worden ist, kann man mit dem Bau beginnen. Wie gesagt, ich kann da nur von mir reden.

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