Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem ich nicht mit meinen Kursteilnehmern erörtere, warum gerade das Holzwerken als Freizeitbeschäftigung so beliebt ist. Ich bin da mit meinen Beobachtungen auch nicht alleine. Viele Teilnehmer und andere mir bekannte Holzwerker und Schreiner bestätigen mir, dass auch in Ihrem Bekanntenkreis der Holzvirus um sich greift. Natürlich ergibt sich in Gesprächen dann auch immer das Thema, wie man denn eigentlich zu diesem Hobby gekommen ist. Auch in Onlineforen oder über meine beiden Blogs komme ich mit Holzwerkern immer wieder auf dieses Thema zu sprechen.
Es gibt einige Gründe, die immer wieder angeführt werden.
Immer mehr Menschen arbeiten im Büro. Sie schieben Zahlen, Texte und Pixel über den Monitor, stellen aber nichts her, das man wirklich in die Hand nehmen kann. Ich kann das gut nachvollziehen, da ich auch drei Jahre lang einen reinen Bürojob gemacht habe. Da macht es am Abend richtig Spaß etwas zu bauen, Späne zu machen, etwas greifbares zu schaffen. In meinen Kursen frage ich spaßhalber immer die IT-Quote ab. Meist kommen die Hälfte (oder mehr) der Teilnehmer aus dieser Branche.
Ein weiterer „Auslöser“ zum Holzwerken ist für viele der Kauf eines Eigenheims. Oft müssen dann einfach Holzarbeiten selbst gemacht werden. Aus dem Müssen wird dann eben sehr oft auch das Wollen. Nach dem Verlegen von Fußboden, der Terrasse, und eventuell dem Bau von einfachen Regalen kommt dann meist die Einrichtung der eigenen Werkstatt und anschließend der Bau von Möbeln, weil es einfach Spaß macht.
Möbelgeschmäcker sind sehr unterschiedlich und nicht immer kann man genau die Möbel kaufen, die man sich vorstellt. Entweder gefallen sie nicht, oder die Maße passen nicht zur eigenen Wohnsituation. Wer seine Möbel selbst baut, ist davon natürlich unabhängig, kann seine eigenen Vorstellungen verwirklichen und die Abmessungen frei wählen. Das bietet kaum ein Möbelhaus.
Man spart Geld, wenn man seine Möbel selbst baut. So die Theorie. Zumindest am Anfang wird das nicht einfach sein. Schließlich muss man erst einmal die Werkstatt einrichten, was ja auch Geld kostet. Erst wenn diese eingerichtet ist und man in der Lage ist wirklich hochwertige Möbel selbst zu fertigen, spart man auf Dauer auch Geld. Das ist mitunter ein langer Weg aber dennoch, war dieser Grundgedanke für viele Holzwerker der Einstiegsgrund in dieses Schöne Hobby. Das Geldsparen tritt dann oft auch schnell wieder in den Hintergrund.
Bei all diesen Gründen stellt sich aber dennoch die Frage, warum ausgerechnet Holz als Werkstoff so beliebt ist? Man könnte ja auch mit Metall, Stein oder Leder tolle Sachen bauen. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Ich vermute, es hat folgende Gründe, warum Holz als Werkstoff so beliebt ist:
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch ganz allgemein eine viel engere Bindung an Holz hat, als an jeden anderen Werkstoff.
Ich würde mich gerne mit Ihnen über dieses Thema unterhalten und damit das Sommerloch ein wenig interessanter machen. Wie sind Sie selbst zum Holzwerken gekommen? Denken Sie, dass dieses Hobby boomt, oder eben nur stärker in den Medien (Internet, Zeitschriften, Bücher) vertreten ist, als noch vor zehn Jahren? Und was denken Sie darüber, warum gerade der Werkstoff Holz uns Menschen so sehr fasziniert?
Ich bin mir sicher, dass Ihre Meinung auch andere Leser sehr interessieren wird, also rann an die Tastatur und ab damit in die Kommentare!
Nachtrag: Anfänglich habe ich fast ausschließlich mit Maschinen gearbeitet. Mit der Zeit habe ich die Langsamkeit des Arbeitens entdeckt und arbeitet wieder viel mit der Hand (Hobel, Stechbeitel, Säge usw.).
Hallo alle zusammen, auch ich komme aus der IT-Branche. Am Anfang war "Holzwerken" der Bau individueller Notwendigkeiten (Raumteiler), Kleinigkeiten(Schachteln, Kästen) und Möbel (Lautsprecherboxen, Schreibtisch / Arbeistplatz). Dann machte es Spaß und wenn etwas fertig ist, freut man und meine Frau sich. Die Frage nach dem Geld sparen: Gutes Werkzeug kostet viel Geld, d. h. man spart eher nix. Spaß macht´s immer noch und sinnvoll auch. Also auch allen anderen vom "Holz"-Virus infizierten weiterhin Spaß und gutes Gelingen Gert Klein aus Halle (Saale)
Die Fertigung eines Gegenstands aus Holz hat etwas Wertiges und häufig Langlebiges. Sie ist das Gegenstück zur computergesteuerten Wegwerfgesellschaft, die bei jedem Update oder Modellwechsel neu beschafft um mithalten zu wollen/müssen. Für diejenigen, die es auch bei der Holzbearbeitung nicht lassen können, gibt es ja SketchUp. Ich bin überzeugt, dass der Siegeszug des Hobbys Holzbearbeitung mit der leichteren Beschaffung von Infos, Material und Geräten via Internet zu tun hat. Nie war es einfacher, an gute Anleitungen und schnell an die nötigen Materialien zu kommen. Auch so etwas wie Heiko's Workshops hat es meines Wissens früher (d.h. vor der Währung) nicht gegeben. Ich bin froh, dass es diese Möglichkeiten gibt.
Hallo Sam Trinczek, als Tischler lernt man heute ja nur noch am Rande den Umgang mit Handwerkzeugen. Ich habe sie auch erst für mich selbst entdeckt, als ich zeitweise nicht im Möbelbau tätig war und ich das Tischlern nur noch für den Eigenbedarf und als Hobby ausgeübt habe. Heute könnte ich mir das Arbeiten mit Holz, nur mit Maschinen, kaum noch vorstellen. Ich liebe es mit Handwerkzeugen zu arbeiten. Das hat auch nicht unbedingt etwas mit Langsamkeit zu tun. So mancher Arbeitsgang geht mit Handwerkzeugen sogar schneller, einfacher und sicherer als mit Maschinen. Ich kann jedem nur Empfehlen, der es noch nicht getan hat, mal einen gut geschärften Handhobel auszuprobieren. Aber Vorsicht: es gibt auch einen Hobelvirus :-) Gruß Heiko Rech
Moin, ich gehöre zur Kategorie Büroarbeiter und wollte tatsächlich mal reale Dinge erschaffen die auch einen Nutzen haben. Meine handwerklichen Unzulänglichkeiten versuche ich durch Planung und gutes Werkzeug auszugleichen. Bisher habe ich so ca. 14 Holzlokomotiven gebaut alle für die Kleinkinder meiner Kollegen. Der ein oder andere hat damit laufen gelernt. Die Teile sind nicht so perfekt aber bereiten den Shorties ein Spaß das es mir Freude macht diese zu verschenken. Und vielen Dank an Heiko Rech für seine vielen Tips und Anleitungen....Michael (Elektrotechnik Ing.)
Hallo Heiko, ich habe 35 Jahre lang Software entwickelt. Nach einem Burn Out habe ich mich wieder auf mein Holz-Hobby (vorher kaum Zeit dafür) besonnen, mein Büro in eine hübsche Werkstatt umgebaut. Holz ist gerade so das Gegenteil: keine Undo-Taste, keine Release-Wechsel, keine Abgabetermine. Langsamkeit und Geduld zählen. Und das Spüren des Holzes, wenn es unter Hobel und Schleifpapier schön glatt wird wie eine Baby-Popo :-) Was für den einen das Aufheulen seines Porsche-Motors ist, ist für mich das Surren der Maschinen. Ich arbeite sehr gerne mit Oberfräse & Co. - da komme ich meditationsartige Zustände. Viele Grüße aus Frankreich, Manfred
Hallo,Heiko , aufgewachsen bin ich mit dem Holz, in der Nachbarschaft von Schreinerei und Wagnerei,da bekam ich schon als kleiner Junge den Holzvirus eingeimpft ,der sich natürlich weiterentwickelte,bis ich dann so zwischen 20 und30 zur Drechslerei kam,und auch zum Alphornbau einige Jahre, heute aber nur noch vorwiegend Drechsler und das mit Leidenschaft,Abs.Walter Dingler aus Schafhausen/WeilderStadt
Ich bin zum Holzwerken durch unser Segelboot gekommen. Da man als Schüler und Student wenig Geld besaß, wurden alle Wartungs- und Reparaturarbeiten am Schiff selber durchgeführt. Heute habe ich dazu leider nur beschränkt Zeit, aber wenigstens konnte ich meine "Maschinenpark" kräftig ausbauen!
Ich selbst war immer Handwerker ais der Elektrobranche. Nach meiner Herztransplantation und einhergehenden Pensionierung habe ich ein Hobby gesucht um nicht einzurosten. Da ich schon immer Interesse an der Arbeit mit Holz hatte, habe ich beschlossen endlich damit anzufangen. Durch meine gut sortierte Werkzeugsammlung fehlte nur noch eine gute Tischkreissäge und eine Oberfräse. Nun betreibe ich die Holzwerkerei seit einem Jahr und habe extrem viel dazugelernt. Mein aktuelles Projekt ist eine Vollholzküche aus Buche, ca 12 Laufmeter sind zu verbauen. Also dann...gut Holz. Liebe Grüsse aus Österreich, Christian
Wer Schreibfehler entdeckt darf sie behalten
Hallo Irgendwie hat jeder Mensch mal mit Holz gearbeitet. Sei es, dass man in der Kindheit einen Drachen gebaut hat oder eine Zwille. Leicht mit einfachsten Werkzeugen zu verarbeiten und leicht zu beschaffen. Dann kommt vielleicht der Augenblick, wenn man einen Gartenzaun benötigt und sich über die Preise erkundigt. Die extrem billige Verarbeitung der angebotenen Holzzäune erzeugen das Gefühl: "das kann ich besser". Und schon ist man drin in der Mühle des "Beschaffens". Werkzeuge, wenn möglich elektrisch. Hilfsmittel, wie Böcke und Werkbank. Wie verbinden? Leimen, Dübeln, Formverbindungen? Eigentlich ist dieser Vorgang zu einem "Holzwerker" schleichend. Geld wird man sicher nicht dadurch sparen; im Gegenteil, es kostet! Und schon ist man gefangen. Plötzlich umgeben von vielen Maschinen, immer enger werdenden Räumen und Holzreste ohne Ende. Ja, das Internet macht die plötzlich aufgetretene Sucht nach mehr größer. Immer neue Ideen, die man selbst verwirklichen will. Da fällt mir die Werbung von "Jippi-jaja-jippi-jippi-yaeh" ein, die genau das Gefühl trifft! Auch ich bin mehr durch Zufall und Gegebenheiten dazu gekommen und bereuet habe ich es bisher nicht. Die Ansprüche an Werkzeugen, Maschinen und auch Holz werden höher und die Projekte immer größer. Aber es macht immer wieder Spaß mit Holz zu arbeiten !! Gruß Friedrich
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.
Ich habe in meiner zweiten Ausbildung den Beruf des Tischlers/Schreiners gelernt, aber nach einiger Zeit nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet. Als meine Frau und ich dann gebaut haben, hat es mich wieder gepackt. Zuerst waren es "Kleinigkeiten", die sich auf Reparaturen und/oder Renovierungen beschränkt haben. Mit der Zeit habe ich mit dann ein paar Maschinen gekauft (oder geschenkt bekommen) und mich so wieder mehr in die Materie hinein gearbeitet (hatte ein paar Jahre Abstinenz von diesem schönen Beruf). Mittlerweile bin ich so weit, dass ich mir einige Möbel (Schlafzimmer und Küche) bauen möchte bzw. die alten Möbel nicht wegwerfen, sondern restaurieren (Wohnzimmer). Ach ja: mir fehlt ja noch die Werkstatt. Die Garage wird (bin dran) zu einer Werkstatt umgebaut und das Auto bleibt draußen bzw. unter einem Carport, den ich mir auch selber bauen möchte! Freue mich schon wirklich drauf. ;-)