Warum eigentlich immer Tauchsägen?

Es gibt zwei grundlegend unterschiedliche Bauformen von Handkreissägen. Sogenannte Pendelhaubensägen und Tauchsägen. Bis vor einigen Jahren noch waren die meisten Handkreissägen ganz klassische Konstruktionen mit nach hinten schwingender Pendelhaube. Diese deckt das Sägeblatt ab, wenn es nicht gerade seine Arbeit macht und Holz zerschneidet. Inzwischen gewinnt man den Eindruck, dass es fast nur noch Tauchsägen gibt. Zumindest in der Geräteklasse mit einer Schnitttiefe von 55 Millimetern. Das wirft die Frage auf "Was ist so schlecht an Pendelhaubensägen?".

Aber eigentlich sollte die Frage lauten: "Was ist so gut an Tauchsägen?".

Ein Vorteil ist offensichtlich: Man kann damit in das Werkstück eintauchen. Ein typisches Anwendungsbeispiel ist ein Ausschnitt für ein Kochfeld oder eine Spüle in eine Küchenarbeitsplatte. Stellt man nun nicht des Öfteren Küchen auf, wird dieser Vorteil schnell bedeutungslos. Es muss also noch mehr Argumente geben, die für die Tauchsäge und gegen die Pendelhaubensäge sprechen. Und die gibt es auch.

Eine Pendelhaubensäge

Eine Pendelhaubensäge

Eine Tauchsäge

Eine Tauchsäge

Da wäre zum Beispiel die bessere Absaugung. Das Sägeblatt ist bei Tauchsägen im oberen Teil weitestgehend verdeckt und nur der Teil, der zwingend für den Schnitt frei bleiben muss, ist auch frei. Dadurch ist die Abfuhr der Späne wesentlich besser. Es geht weniger Absaugluft verloren und meist ist das Innere des Maschinengehäuses so gestaltet, dass eine Art Absaugkanal zum Sägeblatt hin entsteht. Weniger Staub ist nicht nur weniger ungesund, sondern spart auch Zeit. Man muss in der Werkstatt oder auf der Baustelle weniger Fegen und Saugen.

Ein enormer Vorteil zeigt sich nur beim Betrieb der beiden unterschiedlichen Maschinenarten auf einer Führungsschiene. Eine Tauchsäge können Sie an jeder beliebigen Stelle der Schiene einfach aufsetzen und drauf los sägen. Bei einer Pendelhaubensäge muss der Anwender erst einmal die Haube nach oben ziehen, um die Säge auf die Schiene zu setzen. Besonders nervend ist das, wenn man einen Sägetisch wie den beliebten Festool MFT, einen entsprechend funktionierenden Eigenbau oder ein einfaches Zuschnittbrett benutzt.

eine Tauchsäge auf einem Zuschnittbrett - Bequemer als eine Säge mit Pendelhaube

eine Tauchsäge auf einem Zuschnittbrett – Bequemer als eine Säge mit Pendelhaube

Nach dem Sägeschnitt kann die Tauchsäge bequem auf der ebenen Grundplatte abgestellt werden. Das Sägeblatt wird ja durch Federkraft eingezogen und kann keinen Schaden nehmen. Eine Pendelhaubensäge legt man hingegen schräg auf die Seite. Mir ist es dabei schon öfter passiert, dass die Pendelhaube nicht schloss, weil Späne in der Mechanik waren. Einmal musste ich dann auch leidvoll feststellen, dass einem nachlaufenden Sägeblatt der direkte Kontakt mit dem Betonboden nicht gut bekommt. Ich habe beim Abstellen der Maschine auf den Werkstattboden einfach nicht bemerkt, dass die Haube nicht schloss. Bei einer Tauchsäge ist mir eine solche Funktionsstörung noch nicht passiert.

Dass Tauchsägen im normalen Betrieb sicherer sind, als Maschinen mit Pendelhaube, davon bin ich persönlich nicht überzeugt. Da Tauchsägen nun einmal tauchen können, tun die Anwender dies auch. Ein Tauchschnitt ist aber nicht ganz trivial und man sollte ein paar Dinge beachten. Tut man das nicht, kann es zum Rückschlag der Säge kommen (siehe dazu auch: https://www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Sicher-tauchen). Mit einer Pendelhaubensäge sollte man tunlichst keine Tauchschnitte machen, es sei denn sie hat eine entsprechende Funktion. Die Tauchsäge hat im oberen Bereich eine bessere Sägeblattabdeckung. Pendelhaubensägen haben meist nur eine schmale Abdeckung, welche die Bezahnung des Sägeblattes bedeckt. Wenn das Sägeblatt läuft haben die Finger des Anwenders in diesem Bereich der Säge nichts verloren und kommen nicht in Kontakt mit dem drehenden Blatt.. Das gilt für beide Maschinentypen. Bei richtiger Anwendung sind also beide Sägen gleich sicher und bei falscher Anwendung gleich unsicher.

Auch bei einer Pendelhaube sind die Finger immer weit genug vom Sägeblatt entfernt.

Auch bei einer Pendelhaube sind die Finger immer weit genug vom Sägeblatt entfernt.

Wie Sie sehen, spricht also nicht nur die Tauchfunktion alleine für die Tauchsäge.

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Kommentare

06.10.2015

Hallo Heiko, leider habe ich nicht viel Erfahrung mit Pendelhaubensägen bzw. entsprechende Vergleichsmöglichkeiten. Ich denke aber, dass es hier durchaus Unterschiede der beiden Sägentypen beim Erstellen von Schattenfugen gibt. Wie siehst Du das?

Heiko Rech 06.10.2015

Hallo, einige Hersteller werben damit, dass man mit der Tauchsäge Schattenfugen schneiden kann. In der Praxis benötigt man das aber eher selten. Vor allem beim Verlegen von Fußböden nicht. An der Decke wäre mir eine Handkreissäge zu schwer. Dazu gibt es spezielle Maschinen, die leichter und handlicher sind. Ich würde eine Kaufentscheidung nicht daran knüpfen, ob man mit der Maschine Schattenfugen sägen kann. Es ist jedoch so, dass das Schneiden von Schattenfugen, sollte, man es mal machen müssen, mit einer Tauchsäge besser geht, als mit einer Pendelhaubensäge. Gruß Heiko

Maik 08.10.2015

Hallo Herr Rech, ich habe bisher beide Sägetypen genutzt, begeistere mich aber eher für die Tauchsäge. Ich denke, die Tauchsäge ist in Verbindung mit der Führungsschiene auch präziser. Hierzu nun auch meine Frage bzw. Anmerkung. Ich nutze die FS 800 / 1400 mit der TS55 und finde gerade Anwendungen wie auf Ihrem Foto schwierig. Säge ich schmale bzw. kurze Stücke mit der Führungsschiene, so zeigt sich, das die Schiene nicht steif genug ist, um die Säge auch im Anlauf und Auslauf aus dem Werkstück senkrecht zu halten. Wie machen Sie das? Ich sehe, Sie haben ein gleich starkes Stück Material untergelegt. Hat man allerdings kein gleich starkes Stück Material zur Hand, was dann? Ich habe mir ein Brett aus Multiplex gesägt und lege das unter die Schiene, allerdings kostet das Sägetiefe. Schöne Grüße Maik Nieswandt

Heiko Rech 09.10.2015

Hallo Herr Nieswandt, es hilft schon sehr viel, wenn man die Führungsschiene mit Zwingen befestigt. Dann bleibt sie zumindest an Ort und Stelle. Wenn die Säge dann am Anfang und am Ende etwas abkippt, macht das nichts. Der Schnitt wird ja dann dennoch genau. Gruß Heiko Rech

sdittmar 09.10.2015

Noch einen Vorteil der Tauchsäge finde ich erwähnenswert - die einstellbare Schnitttiefe. Gerade in Verbindung mit Sägetischen ein notwendiges Feature. Ansonsten kann auch die Mechanik von Tauchsägen durch nicht abgesaugte Späne festklemmen. Dann klappt das mit dem Abstellen auf den Betonboden auch nicht. Die Absaugluft geht auch nicht "verloren". Vielmehr ist es so, dass bedingt durch die offene Bauweise der Pendelhaubensäge für die Absaugluft ein größerer Querschnitt zur Verfügung steht. Bei gleichem Volumenstrom bedeutet das ein geringerer Unterdruck, der zu einer schlechteren Absaugleistung führt. Die Luftmenge bleibt gleich oder nimmt eher zu, da der Sauger einen geringeren Widerstand hat.

Christian Rapp 05.05.2018

Hallo, gibt es zu dem erwähnten Zuschnittbrett nähere Informationen? VG

Heiko Rech 07.05.2018

Hallo Christian, in diesem PDF ist das Zuschnittbrett von Guido Henn beschrieben: https://festoolcdn.azureedge.net/productmedia/Images/attachment/9939f3da-e758-11e4-80ca-005056b31774.pdf Gruß Heiko

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