Meiner Meinung nach gibt es gute Gründe immer noch auf die althergebrachten Methoden zurückzugreifen. Und diese Gründe haben nur wenig mit Tradition zu tun. Es handelt sich teilweise sogar um sehr pragmatische Gründe.
Zinken aller Art sind immer noch sehr beliebt, denn die Verbindung hat viele Vorteile
Einer der Gründe ist der, dass Sie Zinkenverbindungen sehr einfach maschinell herstellen können. Das erfordert jedoch spezielle Vorrichtungen und Hilfsmittel. Ein Zinkenfräsgerät ist jedoch schnell aufgebaut und eingerichtet. Und wenn Sie sich den Luxus gönnen, eine Oberfräse nur für das Zinken immer einsatzbereit zu halten, verringert sich die Rüstzeit drastisch. Dann gehen Ihnen Zinken wirklich schnell von der Hand. Wenn Sie sich für halbverdeckte Zinken entscheiden, sparen Sie viel Zeit und vor allem Ärger beim Verleimen. Es gibt kaum eine Eckverbindung, die so einfach zu verleimen ist, als halbverdeckte Zinken: Leim angeben, zusammenstecken, ausrichten – Fertig. Fingerzinken hingegen sind etwas schwieriger zu verleimen. Um Pressdruck auf die einzelnen Finger zu bekommen müssen Sie die Verbindung so einstellen, dass die Fläche minimal über das Hirnholz übersteht. Diesen Überstand müssen Sie später wieder mühsam entfernen. Das ist der Grund, warum ich den halbverdeckten Zinken den Vorrang gebe. Sie brauchen keinen Pressdruck über Schraubzwingen. Voraussetzung ist natürlich, dass sie gut passen.
Ein solches Zinkenfräsgerät ist einfach in der Handhabung und der Anschaffungspreis ist überschaubar.
Halbverdeckte Zinken
Fingerzinken
Fingerzinken sind nicht ganz einfach zu verleimen.
Offene Zinken mache ich hingegen lieber von Hand. Wenn man etwas Übung hat geht das schnell und ohne großen Aufwand. Mit der Oberfräse ist das je nach Fräsgerät mehr Aufwand, als bei halbverdeckten Zinken. Offene Zinken erfordern zwei getrennte Fräsgänge mit zwei unterschiedlichen Fräsern. Im Gegensatz dazu können Sie bei den meisten Zinkenfräsgeräten bei halbverdeckten Zinken beide Teile einer Verbindung in einem Arbeitsgang fräsen.
Offen Zinken
Eine gute Handsäge und scharfe Stemmeisen. Sicherlich haben auch Sie bereits alle Werkzeuge, die Sie für das Zinken brauchen.
Maschinell hergestellte Zinken sind also keine große Sache und schnell gemacht. Sie können Die Zinkenverbindung als gestalterisches Element in Ihren Möbeln verwenden. Vor allem schlichte Möbelstücke profitieren davon. Ein schlichtes Möbel bekommt durch eine sichtbare Zinkenverbindung etwas Pepp, ohne dass der Grundgedanke eines schlichten Möbels darunter leidet.
Zinken sind nicht nur Verbindung, sondern auch Stilelement.
Gute und günstige Zinkenfräsgeräte gibt es schon ab 140 Euro. Wer dieses Geld nicht investieren möchte, kann seine Zinken selbstverständlich auch von Hand machen. Das hat wieder einen ganz anderen Reiz als das maschinelle Zinken. Das Anreißen, Sägen und Stemmen der Zinken schult das räumliche Vorstellungsvermögen. Es dient als tolle Übung für präzises arbeiten mit Handwerkzeugen und schafft am Ende ein tolles Erfolgserlebnis. Aus diesen beiden Gründen lernt auch heute noch jeder Lehrling das Zinken mit Handwerkzeugen, obwohl es im Alltag des Tischlers kaum noch eine Rolle spielt.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Handarbeit bei den Zinken ist die Flexibilität. Die meisten Zinkenfräsgeräte für Oberfräsen zwingen Sie in feste Raster. Dieses Rastermaß müssen Sie bereits bei der Planung des Möbels berücksichtigen. Das ist in der Regel kein Problem, aber nicht immer machbar. Diese Einschränkung haben Sie bei der Handarbeit nicht. Fräsgeräte mit freier Einteilung der Zinken gibt es auch. Diese sind aber etwas schwieriger einzustellen. Ob man dann trotz Maschine noch schneller ist, als von Hand sei einmal dahingestellt. Es ist mit Sicherheit davon abhängig, wie viele gleiche Teile gezinkt werden sollen.
Eine so gezinkte Schublade (offen Zinken und Versatz) geht von Hand in der Regel schneller als mit einem Zinkenfräsgerät.
Ich finde beide Varianten, maschinell hergestellte und handgemachte Zinken haben Ihre Berechtigung. Ich selbst nutze regelmäßig beide Varianten. Halbverdeckte Zinken erstelle ich meist mit einem einfachen Zinkenfräsgerät. Offene Zinkungen mache ich hingegen immer noch sehr gerne von Hand.
Die Zinkenverbindung ist also bei weitem noch nicht in Vergessenheit geraten. Und wie sieht es bei Ihnen aus? Mögen Sie Zinken? Wenn ja, welche und wie erstellen Sie die Verbindung? Ihre Meinungen, Erfahrungen und Tipps zu diesem Thema interessieren sicherlich nicht nur mich, sondern alle Leser. Also hauen Sie in die Tasten und Schreiben Sie was zum Thema Zinken in die Kommentare zu diesem Artikel.
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Danke für dein Blog. Ja, ich liebe Zinken in allen Formen. Nebst der soliden Verbindung wertet es aber jede Arbeit enorm auf, sei es bei einer kleinen Schatulle oder bei einem grösseren Möbelstück. Wenn man dann noch verschiedene Hölzer braucht, zieren die Zinken das Objekt und es wirkt sofort viel wertvoller. Die halbverdeckten Zinken sind wahrscheinlich diejenigen, die am ehesten noch an die alte Tradition der soliden Verbindungen (speziell bei Schubladen) erinnern und auch heute noch ihre Berechtigung haben. Die offenen sind einfach eine schöne Zierde und demonstrieren, sei es von Hand oder maschinell, ein gewisses Savoir faire, das ausserordentlich geschätzt wird. Die Profis bei den Schreinern können sich ja solche Sachen aus Zeitgründen kaum mehr leisten. Es ist daher umso schöner, wenn wir das als Amateure noch verwirklichen können. Beste Grüsse Hansruedi