Individualisierter Türkranz

Nach einer Einladung zu einem sechzigsten Geburtstag wuchs die Idee zur Herstellung eines individuellen Türkranzes als Geschenk. Die Jubilarin hat ihr Leben der Musik verschrieben. Als Musikerin, Musiklehrerin und Dirigentin. Da die gesamte Familie (5 Personen) sich mit Ihr auf diesen musikalischen Weg begeben hat lag es nahe, Elemente dieses Bereichs in die Gestaltung einfließen zu lassen.
DAS MATERIAL für das Geschenk kommt von einem Unternehmen, das in Transporfahrzeuge spezielle Innenausbauten vornimmt. Es handelt sich um 3mm starkes Pappelsperrholz. Der Verschnitt hat für das Unternehmen keine Relevanz und kann somit konstengünstig erworben werden (Stichwort Upcycling).

DIE HERSTELLUNG sollte überwiegend maschinell stattfinden. Zum Einsatz sollte mein kleiner CO² Laser kommen. Die handwerkliche Herausforderung lag in der Dimensionierung. Während die Arbeitsfläche etwa einem DinA4 Blatt gleichkommt, sollte das Geschenk einen Durchmesser von ca. 40cm haben. Es sollte stabil sein und dabei doch filigran wirken. Die Schrift sollte zu einem Teil eingraviert werden und zum anderen, als selbsttragende Teile ausgeschnitten werden. Die Kraft des Hobbylasers reicht aus um 3mm Sperrholz gravieren und trennen zu können. Beim Trennen ist jedoch ein sehr langsamer Vorschub notwendig (5mm/sek.), was zur Folge hat, dass die Wärmeeinwirkung auf das Ausgangsmaterial hoch ist. Die Laserröhre ist wassergekühlt, die Schneidezone luftgekühlt, das gesamte Gerät besitzt eine ausreichend dimensionierte Abluftanlage.

PROBLEMLÖSUNGEN waren bei den manuellen Teilen der Herstellung notwendig. Zum Beispiel das Entfernen von Schmauchspuren, die trotz technischer Optimierung (Air Assist) zur Zeit weiterhin Verfärbungen auf der Oberfläche hinterlassen (weitere Verbesserungen sind in Planung). Auch die teils nur millimeterdünnen Stege der Schrift sind bei mechanischer Einwirkung regelrechte Sollbruchstellen. Beim Fügen der Einzelteile war höchste Präzision notwendig, da sich minimalen Abweichungen addieren können und die Passungen am Ende bis in den Millimeterbereich verschoben sein könnten. Das Kaschieren der „Nahtstellen“ musste ebenfalls kreativ gelöst werden (Bastbänder).

HANDWERKLICH waren Schleifarbeiten, minimale Trennarbeiten zur Nachbesserung, Messen, Anreißen und Fügen vorzunehmen. Zum Einsatz kamen Schleifpapiere verschiedener Körnung, Cuttermesser, Messschieber, Stahlmaß, Schere und Bleistift. Gefügt habe ich in diesem Fall mit Sekundenkleber. Der sichere und flüssige Umgang mit Grafikprogrammen und Steuerungssoftware ist hier ein Handwerkzeug, dass sicher nicht mit der Freude beim Einsatz einer schnittschafen Kataba zu vergleichen ist. Hier liegt der Reiz auch nicht darin, Vorlagen aus dem Netz zu nehmen und stumpf zu reproduzieren. Die Entwicklung eigener Projekte bieten ein wunderbares Feld der technischen und handwerklichen Freude. Der Umgang mit einem Laser dieser unteren Klasse, erfordert zudem viel Erfahrung. Im Laufe der Zeit und von Material zu Material ist so eine Datentabelle entstanden, die für mein Gerät spezifisch ist, alle möglichen Einstellungen erfasst und Prozesse somit wieder abrufbar macht. Der Markt bietet hier unheimlich viel Komfort auf hohem Niveau (das hat natürlich seinen Preis und zielt auf betriebliche Nutzung ab). Gute Ergebnisse und flüssige Arbeitsprozesse, habe ich nur durch Versuche, Fehler und Erkenntnissgewinn erarbeiten können. Erfahrung sammeln an einer solchen „Bastelbude“, ist ein gutes Rüstzeug für viele andere technische und handwerkliche Arbeiten. Bei höherpreisigen Geräten kann oftmals per Tastendruck vieles davon einfach so erledigt werden. Zu meinen Freuden gehört aber genau am unperfekten zu tüfteln, bis das erwünschten Ergebnis erzielt werden kann.

DER ARBEITSSCHUTZ beim Türkranz- Projekt liegt offensichtlich zunächst auf dem Arbeitslaser, der Schutz der Augen ist hier im Besonderen zu nennen. Gase durch den Klebstoff, aber auch Rauchgase und Schleifstäube sind jedoch nicht minder zu berücksichtigen. Für alle Bereiche ist eine entsprechende PSA wie Atemschutz, Schutzbrille, Abluftanlage, Absauganlage und Hautschutz zum Einsatz gekommen.

INFORMATIONEN ZUM LASER:
K40 CO² Laser mit CW 3000 Chiller (Wasserkühlung) und Air Assist (Luftkühlung). Am Laser selbst habe ich z.B. die werkseitige Arbeitsfläche entfernt und durch eine 300x205mm große und in der Z- Achse höhenverstellbare ersetzt. Zum Einsatz kommt hier ein Honeycomb Wabengitter als Auflagefläche. Das Topend des Air Assist Systems habe ich mit Tinker CAD entwickelt und erstellt und an einen Kolbenkompressor angeschlossen mit maximal 60l/min. Luftförderung.

NEBENINFORMATION: Der Unterbau auf dem der Laser steht, war ein eigenes Upcycling Projekt. Ich konnte einen großen Kleiderschrank der 1930er Jahre vor der Entsorgung retten und habe daraus die Laserstation hergestellt. Zu diesem und einigen weiteren Projekten habe ich ebenfalls entsprechende Dokumentationen.

PROBLEME BEIM BEARBEITEN:
Um ein Verrutschen beim Schleifen zu vermeiden habe ich Schleifpapier mit einer Korngröße von 80 untergelegt. Der ausgelaserte Schriftzug hatte somit guten Halt. Die im Bild gut erkennbare Braunverfärbung der Oberfläche, die durch das Ausschneiden mit dem Lichtstrahl entsteht, habe ich dann mit sehr feinem Schleifpapier (400er) bearbeitet und konnte bei geringem Arbeitsdruck ein Verrutschen oder gar Brechen der Schrift abwenden.

PSA: Nitril Handschuhe und Atemschutz beim Fügen mit Sekundenkleber. (Bild rechts) Trick: Nicht deckungsgleiche Schnittstellen der unteren und oberen Schichten ermöglichen duch Überlappung eine finale Größe des Produktes, die den geringen Bauraum kompensieren und hohe Stabilität trotz zum Teil dünner Materialstärken gewährleistet.

BLICK DURCH DIE SCHUTZSCHEIBE: Der Arbeitslaser liegt im nicht sichtbaren Bereich des Lichtspektrums. Nur der Brennpunkt leuchtet sichtbar, auf Grund der hohen Temperatur. Eine Flammenbildung bleibt durch den konstanten Luftsrom aus. Um den Arbeitsprozess sicher beobachten zu können, sind zwei Webcams mit verschiedenen Blickwinkeln im Einsatz, die den Prozess auf den Monitor spiegeln. Besonders geschickt für meine Nachwuchshandwerker.

DETAILANSICHT GRAVUR: Tiefe der Gravur etwa 1mm. Durch die Gravur wird die verbleibende Holzschicht dunkel und erzeugt somit einen interessanten und ansprechenden Hell- Dunkel- Kontrast.

RELIEF: Beim Familiennamen sind insgesamt 3 Ebenen zusammengefügt. Beide unteren Ebenen sind gleich dimensioniert. Die Nahtstellen der Segmente sind versetzt. Nach dem Fügen ergibt sich ein durchgängiger Schriftzug, der tragfähig ist. Die oberste Ebene ist untersetzt und erzeugt eine Stufe. Dadurch ist der Schriftzug besser lesbar und wirkt dreidimensional. Mit einem geringen Abstand zur Schnittkante habe ich zudem eine Vektorgravurlinie gezogen. Diese vermittelt bei bleibender Dynamik eine weitere Erhöhung der Kontraste.

PROJEKTABSCHLUSS: Bei der heutigen Übergabe am 02.01.25 hat der Türkranz die gewünschte Wirkung erzielt. Die Beschenkte mitsamt Familie hat sich sehr über das Geschenk gefreut. Vor allem die metaphorischen Elemente der 5 Noten für die Familienmitglieder und der Violinschlüssel an Stelle des „F“, der auch im Wappen des Musikvereins integriert ist, sorgten für große Freude. Die Familie hat mir persönlich die Freigabe der Dokumentation zum Zweck des Beitrags zur Bauzeit zugesagt. Natürlich gab es anschließend standesgemäß Kuchen. Meine persönliche Lieblingswährung.

Vielen Dank an alle Mitarbeitenden, für die vielen Jahre bester Unterhaltung, Information, Anregung und Motivation sich immer weiter mit Holzwerken zu beschäftigen.

Benötigte Zeit

etwa 8 Stunden Stunden

Verwendetes Werkzeug

  • Co2 Laser
  • Schleifpapier
  • Cuttermesser
  • Messwerkzeuge

Verwendete Materialien

  • Sperrholz Pappel, 3mm
  • Bast

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