Zunftstangen Teil 1

Zunftstangen mit Kapitellen.
Seinen Ausgang nahm das Projekt während einem Fotokurs in Süddeutschland. Als ich von meinem Kunstgeschichtsstudium und meiner Leidenschaft für das Holzhandwerk berichtete, wurde ich gefragt, ob ich nicht gegen Erstattung des Materialpreises für die örtliche Kirchengemeinde zu den vorhandenen Statuen passende Zunftstangen in einfacher Ausführung fertigen könnte.

Zur Erklärung: Zunftstangen, auch als Prozessionsstangen bekannt, sind vor allem in Süddeutschland weit verbreitet. Früher besaß jede Zunft eine solche Stange, auf der sich meist eine Statue des Patrons der jeweiligen Zuft befand. Bei Festumzügen und Prozessionen wurden diese Stangen mitgeführt.

Da mich das Projekt sehr faszinierte, willigte ich ein (ohne allerdings zu wissen, wie viel Arbeitszeit der doch recht aufwendig gewordene finale Entwurf in Anspruch nehmen würde).

Die Kapitellformen und Dimensionen richten sich nach dem Erscheinungsbild der unterschiedlichen Statuen. Runde Kapitelle erhielten dabei die gradlienigeren Figuren, oktogonale Kapitelle die geschwungeneren. Wesentliche Unterstützung erhielt ich während der Entwurfsphase von einem befreundeten Kunsthistoriker.

Die Rohlinge der gedrechselten Kapitelle setzten sich aus vier dreieckigen Segmenten zusammen, die wiederum aus drei Schichten bestehen. Damit bei klimatischen Veränderungen keine Spannungen in den Kapitellen entstehen können, ordnete ich die einzelnen Teile dergestalt an, dass die Jahresringe alle parallel zueinander verlaufen. Dies erreichte ich, indem die dreieckigen Segment abwechselnd stehende und liegende Jahresringe aufweisen.

Zum Aufspannen auf der Drechselbank (und dem späteren Befestigen der Statuen) wurden die Rohlinge mit einem zylindrischen Rezess versehen. Die Kontrolle der Form beim Drechseln erfolgte mit entsprechenden Schablonen.

Die oktogonale Variante stellte sich in der Fertigung als deutlich anspruchsvoller heraus, da diese auf der Grundform eines Pyramiedenstumpfes entstand. Die einzelnen Teile mussten dementsprechend an ihren Kanten nicht nur mit Doppelgehrungen versehen werden, sondern an den Vorderseiten auch noch mit eliptischen Ausschnitten. Zur Erstellung dieser Ausschnitte fertigte ich eine Vorrichtung, die nicht nur das sichere Ausschnieden auf der Bandsäge erlaubte, sondern auch gleichzeitig als Frässchablone zum Anlegen der finalen Kontur diente.

Mit einem entsprechend dimensionierten Abrundfräser entstanden aus den passend gehobelten Kanthölzern die Stangen. Um die zentrischen Löcher für die Dübel zur Aufnahme der Kapitelle in die Stangenenden zu bohren, half eine improvisierte Aufspannvorrichtung für den Bohrständer.

Die Oberflächenbehandlung erfolgte mit mattem Wasserlack.

Benötigte Zeit

ca. 120 Stunden Stunden

Verwendetes Werkzeug

  • Formatkeissäge
  • Abricht-Dickenhobel
  • Bandsäge
  • Oberfräse
  • Bohrmaschine mit Bohrständer
  • Drechselbank
  • Verschiedene Handwerkzeuge

Verwendete Materialien

  • Eichenholz

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