Daniels Großprojekt Raumteiler

Ein rollbares Multi-Media-Möbel für mein Wohnzimmer
Dies ist mein erstes bei Holzwerken.net vorgestellte und zudem mein größtes Möbelprojekt, das ich bislang umgesetzt habe; insofern möchte ich mich gleich vorab entschuldigen, dass die Beschreibung ziemlich lang und detailliert ausfällt – bei der eigenen Begeisterung für das Projekt fällt es mir schwer, mich kurz zu fassen :)

Der Aufbau des Möbels lässt sich am besten nachvollziehen, wenn ihr die Bilder in einem neuen Fenster öffnet und Text und Bilder nebeneinander vergleicht.

Übersicht (Abb. 1)
Bei dem hier vorgestellten Möbelstück handelt es sich um einen aus Buche Leimholz gefertigten, rollengelagerten Raumteiler mit insgesamt 18 Schubladen und 4 Türen, der unser gesamtes Audio- und Videosystem sowie eine eingebaute Lichtanlage beinhaltet.

Die Idee zu dem Projekt kam im Frühling 2019 auf, als wir in ein neues Haus umzogen und beschlossen, unser Wohnzimmer mittels Raumteiler in Spiel- und Wohnbereich aufzuteilen. Da zunächst die neue Werkstatt in der Garage eingerichtet werden musste und weitere kleinere Projekte Vorrang hatten, wurde mit dem Bau erst im Herbst 2021 begonnen und das Möbelstück zu Weihnachten 2023 fertiggestellt.

Meine ersten Erfahrungen mit Holzbearbeitung sammelte ich in meiner Jugendzeit, als ich mit Freunden Skateboard-Rampen zimmerte. Die Faszination zum Möbelbau kam dann auf, als ich mit meiner Frau zusammenzog und in der Küche unserer Wohnung erste kleinere Projekte wie Nachtkästchen, Schaukelpferd und eine Kinderküche umsetzte. Die erforderlichen Techniken eignete ich mir mittels YouTube-Tutorials und einschlägiger Fachlektüre an - meine Frau schenkte mir ein Abo für die Holzwerken-Zeitschrift ;)

Planung (Abb. 2)
Von Beginn an war klar, dass der Raumteiler unseren Fernseher, die gesamte Stereoanlage und Platz für ca. 300 Schallplatten, 200 CDs und 100 DVDs beinhalten sollte. Weiterhin sollte das Möbelstück beweglich sein, damit der Raum bei Bedarf auch in gesamter Größe genutzt werden kann. Aufgrund der räumlichen Voraussetzungen wurde die Größe auf ca. 180 x 50 x 140 cm festgelegt. Um die Trennung der beiden Räume optisch noch klarer zu gestalten, kam die Idee auf, auf den Raumteiler Pflanzen zu stellen. Weitere Ideen wie eine integrierte Beleuchtung und die Steuerung der Elektronik via Kippschalter kamen erst später hinzu.

Die ersten technischen Zeichnungen wurden von Hand angefertigt, die genauere Planung erfolgte dann mittels Adobe Illustrator.
Das kalkulierte Gesamtgewicht des Raumteilers samt Inhalt von ca. 300 kg (davon machen allein die Schallplatten ca. 100 kg aus) stellten bei der Planung der Konstruktion die größte Herausforderung dar – zumal das Möbelstück auch noch beweglich sein sollte. Da ich bei vorherigen Projekten gute Erfahrung mit Buche Leimholz (18 mm) gemacht hatte, sollte diese Holzart auch hier zum Einsatz kommen.

Unterbau (Abb. 3)
Die ersten Ideen beinhalteten eine aufwendige Sockelunterkonstruktion aus Metall – diese wurden aber verworfen, da ich es aufgrund der Höhe des Raumteilers aus Stabilitätsgründen für nötig erachtete, die vier Schubfächer für die Schallplatten möglichst bodennah zu platzieren, um ein Umkippen des Möbelstücks beim Öffnen mehrerer Schubfächer gleichzeitig zu verhindern (eine Befürchtung, die sich im Nachhinein als unnötig herausstellte – das schiere Gewicht des Möbels macht ein Kippen fast unmöglich).

Zu guter Letzt entschied ich mich für eine Konstruktion, bei der vier Schwerlastrollen zwischen den Schubfächern für die Schallplatten platziert werden. Das Gewicht des Raumteilers wird dabei über 12 x 6 cm starke Kieferbalken, die mit den Seitenteilen des Korpus verschraubt sind, auf die Rollen übertragen. Bei dieser Bauweise entsteht zwischen den Schubfächern ein 12 cm breiter Zwischenraum; dieser wird durch den Einbau weiterer schmaler Schubfächer und Dolby Surround – Frontlautsprecher genutzt.

Die Längs- und Querfriesen sowie die Seiten der Schallplatten-Schubfächer bestehen ebenfalls aus Buche Leimholz; sie wurden mit Tauchkreissäge und Oberfräse hergestellt und mit Holzdübeln verleimt. Die Füllungen der Fronten sind nicht fest angebracht, sondern lassen sich beliebig austauschen. Hierfür wurden drei Intarsienarbeiten angefertigt, die in dem Möbel gut zur Geltung kommen - der eigentliche Clou ist aber, dass auch Schallplattencover darin platziert werden können.
Nachdem die Unterkonstruktion in unser Wohnzimmer eingezogen war, wurde zunächst eine einjährige Pause eingelegt, um andere Projekte voranzutreiben.

Chassis (Abb. 4)
Das Chassis stellte eine große Herausforderung dar, da es als Kernstück für die Stabilität des Möbels verantwortlich ist und große Belastungen aushalten muss. Ich habe mich für zwei hintereinanderliegende Rahmen entschieden, die über Querstreben verbunden sind. Diese Querstreben dienen auch dazu, das HiFi- und das DVD-Modul sowie die Steuerungseinheit durch Maschinenschrauben mit dem Chassis zu verbinden.

Sämtliche Überblattungen sind von Hand mit Japansäge und Stechbeitel hergestellt, die Verbindungen verleimt und zusätzlich mit Holzdübeln verstärkt. Durch den Einbau der Diagonalstreben, die offenbar ein paar Millimeter zu lang waren, hat sich die gesamte Konstruktion leicht verzogen, wodurch aufwendiges Nacharbeiten (Hobeln, Schleifen, Winkel prüfen) notwendig wurde – ein Fehler, der mir so sicher kein zweites Mal passieren wird!

Die Rahmenkonstruktion bietet genügend Raum für die zahlreichen Kabel, Steckdosen und Lichter, die hier untergebracht sind. Sie ist mit einer Bodenkonstruktion verbunden, in der AVR-, Mediareceiver und DVD-Player Platz finden und in der seitlich 8 kleine Schubfächer und an der Rückseite zwei Klappen untergebracht sind, die als Ablagefläche dienen. Weiterhin wird über diese Konstruktion das Chassis mit der Unterkonstruktion des Raumteilers mittels 4 Maschinenschrauben verbunden.

TV-Modul (Abb. 5)
Der Fernseher ist über eine Multiplex-Platte schwenkbar mit dem Chassis verbunden. Es war mir wichtig, dass der Fernseher leicht abnehmbar ist, da dies der einzige Zugang zum Kern des Raumteilers ist. Daher wurden zwei Zapfen am Chassis angebracht, an der die Multiplex-Platte eingehängt wird. Hinter dem Fernseher befindet sich eine Sperrholzplatte, die mit Magneten an dem Chassis verbunden und damit ebenfalls abnehmbar ist. Weiterhin sind hinter dem Fernseher zwei Spots angebracht, die für eine gemütliche Hintergrundbeleuchtung sorgen.

HiFi-Modul (Abb. 6)
Dieses Konstrukt besteht aus dem Fach für die Stereoanlage und der linken Seitenplatte des Raumteilers, in die einige Aussparungen für die Aufnahme von Steckdosen und Buchsen eingefügt sind. Die Seitenplatte wird mittels zwei Dübel an der Unterkante auf die Unterkonstruktion gesetzt und anschließend durch zwei Maschinenschrauben mit dem Chassis verschraubt. Der Zwischenraum zwischen Stereoanlage und Unterkonstruktion war zunächst rein aus ästhetischen Aspekten vorgesehen, erfüllt aber nun einen guten Zweck, da auf der Ablagefläche externe Geräte (Kopfhörer, USB-Sticks, Laptops - und gelegentlich auch ein junger Kater) Platz und Anschluss finden.

CD-Modul (Abb. 7)
Das auf der Rückseite des Raumteilers befindliche CD-Regalsystem ist aus 8 mm Buche Sperrholzplatten aufgebaut. Die Türen sind mit handelsüblichen Topfscharnieren an den Seitenwänden des HiFi- und des DVD-Moduls befestigt. Oberhalb der Türen lässt sich mit einem selbstgebauten „push-to-open-to-light-on“ System eine Unterbauleuchte herausfahren.

DVD-Modul (Abb. 8)
Da das DVD-Modul sowohl mit dem Chassis als auch mit der Unterkonstruktion verbunden ist und deshalb starken Zugwirkungen ausgesetzt ist, wurde hier analog zum Chassis ebenfalls das Zentrum mit zwei Rahmen verstärkt. Der Raum zwischen den beiden Rahmen wird in diesem Falle für die Kabelführung sowie für zwei lange, schmale Schubfächer genutzt. Diese Schubfächer sind nur über die Stirnseite und damit im Normalfall nicht zugänglich, da diese Seite direkt an der Wand steht. Unterhalb des DVD-Regals befindet sich noch eine weitere mittelgroße Schublade an der ich meine Finger(zinken)-Fertigkeiten geübt habe.

Steuerungseinheit (Abb. 9)
Den oberen Abschluss des Raumteilers bildet eine Konstruktion aus Boden- und abnehmbarer Deckplatte mit abgeschrägten Seitenwänden, in der eine auf der Rückseite gelegene Schublade, 7 LED-Spots, der Center-Speaker des Dolby-Surround-Systems sowie 8 Kippschalter untergebracht sind.

Der Einbau der LED-Spots stellte eine große Herausforderung dar, da aufgrund der auf dem Raumteiler befindlichen Topfpflanzen die Gefahr besteht, dass über die Deckplatte Wasser eindringt. Es wurden daher die mit der Oberfräse hergestellten kreisförmigen, abgeschrägten Aussparungen im oberen Bereich mit einer Nut für die Aufnahme von runden Plexiglasscheiben versehen, die hier mit einem Montagekleber eingelassen wurden.
Über die unteren 4 Kippschalter wird die Stromversorgung von Stereoanlage, TV-System, Mediareceiver und externen Anschlüssen separat gesteuert; die oberen 4 Kippschalter steuern die LEDs, von denen 3 Stück durch die Topfpflanzen hindurch zur Decke strahlen, je 2 Stück schräg zu beiden Seiten und 2 Stück als Hintergrundbeleuchtung für den Fernseher dienen.

Fazit (Abb. 10)
Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis meiner Arbeit sehr zufrieden. Unser großes Wohnzimmer wird durch das Möbelstück, die darauf platzierten Pflanzen und die als Deckenfluter fungierenden LED-Spots in einen Wohn- und Spielbereich aufgeteilt. Der Raumteiler sieht sehr hochwertig und gut verarbeitet aus, die Schubladen und Türen sind leichtgängig, die Oberflächen fühlen sich gut an, und es macht richtig Freude, die Lichter über die eingebauten Kippschalter zu bedienen.

Das schiere Gewicht des Möbelstücks übt große Kräfte auf das Holz auf, zwei der kleineren Schubfächer waren zwischenzeitlich schon nicht mehr ganz so leichtgängig. Trotz der modularen Bauweise ist der Raumteiler aber sehr stabil, und die einzelnen Module lassen sich mit wenigen Handgriffen voneinander trennen. Alle Teile des Möbels (Schubfächer, Türen, Klappen, Elektrik, Lichtanlage) sind voll funktionsfähig.

Den Raumteiler lässt sich gut bewegen, die Rollen hinterlassen auf unserem alten Dielenboden aber Spuren. Um den Boden zu schonen, nehmen wir die Topfpflanzen herunter und entnehmen die Schubfächer mit den Schallplatten. Zur Weihnachtszeit steht er an die Wand; dadurch ist natürlich die Rückseite mit den CDs nicht mehr zugänglich.

Auch wenn das Möbelstück fertiggestellt ist, wird sicher auch in Zukunft noch weiter daran gearbeitet. Es sind noch weitere Intarsien-Arbeiten geplant, und die „Weihnachtschubläden“ im DVD-Modul sind noch nicht ganz fertiggestellt. Und die modulare Bauweise lässt es ja auch zu, Teile des Raumteilers noch mal komplett umzugestalten, wenn neue Ideen herangereift sind.

Falls euch das Projekt gefallen hat, würde ich mich über eine Bewertung oder einen Kommentar sehr freuen.

Danke für eure Aufmerksamkeit!
Daniel Hamm

Benötigte Zeit

schwer zu sagen, ca. 500 Stunden

Verwendetes Werkzeug

  • Tauchkeissäge mit Führungsschiene
  • Oberfräse
  • Ständerbohrmaschine
  • Excenterschleifer
  • Bandschleifer
  • Winkelschleifer
  • Akkuschrauber
  • Stichsäge
  • Japansäge
  • Stechbeitel
  • Hobel
  • Zwingen

Verwendete Materialien

  • Buche Blockplatte 18 mm
  • Buche Furnierplatte 4, 6, 8 mm
  • Fichte Konstruktionsvollholz 6 x 12 cm
  • Fichte Latten 4 x 6 cm
  • Diverse Maschinenschrauben
  • Holzdübel, Schrauben, Nägel
  • Winkel, Topfscharniere, Auszüge, Magnete
  • LED Spots, Kabel, Kippschalter

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