Es ist oft ganz gut einen Cousin mit einer Leidenschaft für Lautsprecher und Kopfhörer zu haben. So kommt man mitunter zu einem fairen Preis an Lautsprecher einer Qualität, die sonst sehr, sehr teuer ist. Einzige Bedingung: Man muss ein neues Gehäuse bauen können.
Es traf sich ganz gut, dass mein Cousin ein paar seiner vielen Lautsprecher loswerden sollte (Meinung seiner Frau) und ich gerade auf der Suche nach ein paar neuen war. Da er die Lautsprecher in gute Hände abgeben wollte und das von ihm selbstgebaute Gehäuse nicht so geworden war, wie er es sich vorgestellt hatte, war der Deal, dass ich die Lautsprecher zu einem fairen Preis kaufen kann, allerdings versprechen musste schöne neue Gehäuse zu bauen.
Es handelt sich um einen Lautsprecherbausatz. Den Bauplan kann man käuflich erwerben die Komponenten erhält man entweder am freien Markt oder eben auch beim Entwickler. Ich sichtete also den Bauplan. Die Fronten der Lautsprecher waren damals aus einer Bohle indischem Apfelbaum mittels CNC-Fräse hergestellt worden. Diese wollte ich unbedingt erhalten. Der Korpus dahinter war aus MDF, welches mit einer schwarzen Gummierung überzogen war. Diese Beschichtung war nicht so schön geworden wie geplant.
Da ich noch einen großen Rest an schwarzem MDF übrig hatte und die Optik möglichst nachempfinden wollte, machte ich mich damit ans Werk. Zunächst habe ich alle Komponenten demontiert und anschließend die schönen Fronten abgetrennt. Dabei blieb ein kleines bisschen des MDF stehen. Nach einigen sehr vorsichtigen Durchgängen durch den Dickenhobel hatte ich an der Rückseite der Front wieder eine plane Fläche. Der Zuschnitt des neuen Gehäuses aus dem schwarzen MDF auf Gehrung war mit der neuen Formatkreissäge recht einfach. Mit einigen Dominos ergaben sich stabile Verbindungen.
Einige Herausforderungen gab es dann aber doch. Zum Beispiel hatte das Holz der Fronten in den letzten Jahren offenbar ein bisschen gearbeitet und so war aus der ehemals CNC gefrästen runden Senkung für die Treiber ein Oval geworden, was diese Treiber nicht mehr aufnehmen wollte. Also hieß es eine Frässchablone zu bauen, auszurichten und mit dem Bündigfräser wenige Zehntel Millimeter nach zu fräsen. Beim Entfernen der MDF-Rückstände von den Fronten brach der Halbmond einer Flachdübelfräsung aus der Front. Das war nachdem ich das herausgebrochene Stück nach längerem Suchen in der Werkstatt wiedergefunden hatte, mit etwas Leim und einem Hobel recht schnell behoben. Außerdem waren offenbar beim ersten Gehäusebau einige Ungenauigkeiten mit Schleifen korrigiert worden, sodass es unmöglich war die Front exakt bündig zum Gehäuse zu bekommen. Doch mit etwas Schleifen hat das auch dieses Mal geklappt. Darüber hinaus musste noch eine Frequenzweiche gelötet werden, da ich nicht über die Technik zur direkten Ansteuerung der Treiber verfüge. Das war für einen Maschinenbauingenieur eine Herausforderung, aber mit dem verfügbaren Schaltplan durchaus machbar. Ein Astloch, welches den Schall unkontrolliert hinauszulassen drohte, habe ich mit Schellack verschlossen. Diese Technik habe ich bei diesem Projekt das erste Mal angewendet. Zum Schluss wurde dann das mit der Front verleimte Gehäuse nochmal komplett bis Körnung 400 geschliffen und geölt.
Das Ergebnis sind zwei sowohl optisch, als auch klanglich hervorragende Lautsprecher. Und wenn man einmal dabei ist kauft man am besten gleich auch noch einen neuen passenden Verstärker.
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