Hier wurden vier Möbel aus Massivholz, furnierter Tischlerplatte (beides Kirsche) und schwarz gefärbtem MDF hergestellt. Die Oberfläche der Bauteile ist fein geschliffen und, abgesehen von Innenteilen, geölt.
Beim Umzug in eine neue Wohnung braucht es, wenn man die alten Möbel, die man schon vom Vormieter übernommen hatte, auch an den Nachmieter übergeben hat, neue Möbel. In meinem Fall ging es um Möbel für den recht geräumigen Flur. Ziel war zum einen die Unterbringung der zwar nicht in übermäßiger Zahl vorhandenen, aber über die Zeit doch verstaubenden Schuhe, zum anderen das Schaffen einer Möglichkeit die Jacken hin und wieder vorbeikommender Gäste adäquat aufhängen zu können. Darüber hinaus sollten noch einige Haushaltutensilien wie Wischmopp, Besen und Eimer verstaut werden. Wenn man genug Platz hat, bietet es sich außerdem an eine Idee für die Gestaltung eines Möbel umzusetzen, die man schon vor längerer Zeit zu Papier gebracht hat.
So entstanden vier schöne Möbel in Kirsche. Manch einer mag sich fragen, wieso denn in Kirsche? Welcher Mensch im Alter von 30 Jahren stellt sich heute noch Möbel in die Wohnung, die antiquiert aussehen wie die alte Schrankwand der Großeltern. Nun ja, die Liebe zum Holz und insbesondere zum Kirschholz habe ich meinem Opa zu verdanken. Er hat lange bevor ich das Licht dieser Welt erblickt habe eine größere Menge Holz eingeschlagen, aufgesägt, getrocknet und über viele Jahre treu gehütet. Der überwiegende Teil davon Kirsche. Bereits als kleines Kind habe ich mich mit Freude in der Werkstatt meines Opas beschäftigt. Beim gemeinsamen Drechseln und Werkeln ist der Funken wohl von ihm auf mich übergesprungen. Insbesondere möglichst fein geschliffen und geölt macht das Holz optisch und haptisch meiner Meinung nach richtig etwas her.
Die Garderobe: Sie ist aus Massivholz hergestellt. Ausgangsmaterial war eine 52 mm Mittelbohle. Ein Reststück beim Holzhändler. Das Holz wurde gehobelt, auf Gehrung geschnitten und mit Dominos verbunden und so war das Grundgerüst recht schnell hergestellt. Zwei Bohrungen nehmen ein Rohr aus rostfreiem Edelstahl auf, der zuvor auf Hochglanz poliert wurde. Die größte Herausforderung war die möglichst unsichtbare Befestigung an der Wand. Es sollten keine Schrauben (und auch keine Abdeckkappen) zu sehen sein. Dazu wurde auf der Rückseite eine Aussparung, konisch mit Schwalbenschwanz, als Aufnahme ausgefräst, in die ein entsprechendes Gegenstück, was an der Wand befestigt wird, eingeschoben wird. Das bietet ausreichend Stabilität.
Für die übrigen Möbel habe ich mir bei einem Holzhändler zwei furnierte Tischlerplatten und eine Rolle 2 mm Echtholz-Kantenanleimer gekauft. Um einen schönen Kontrast zum Holz zu erzeugen habe ich zusammen mit der furnierten Sperrholzplatte für die Rückwände (ebenfalls Kirsche) bei einem anderen Holzhändler noch eine Platte schwarz gefärbten MDFs bestellt.
Der Schuhschrank: Die Anforderung war, dass dieser zwecks ggf. irgendwann mal wieder anstehenden Umzugs zerlegbar ist. Nun war die Maserung des Furniers so intensiv, dass ich unbedingt eine um die Ecke laufende Optik erzielen wollte. Also wurden auf der Formatkreissäge, die bei diesem Projekt erstmals zum Einsatz kam, alle Teile auf Gehrung schnitten. Zum Ausrichten der Bauteile zueinander und für mehr Stabilität habe ich einige Dominos eingesetzt. Um die Eckverbindungen auch wieder lösen zu können, habe ich Lamello Clamex-Verbinder eingesetzt. Mangels passender Maschine war das Fräsen der 8 mm Schlitze bei 45° Gehrungen eine ziemlich fummelige Angelegenheit. Die Front aus MDF war auch recht schnell zugeschnitten. Dann kam die Frage nach den Beschlägen auf. Eine Schublade sollte es werden. Da ich beim Bau meiner Küche ganz gute Erfahrungen mit fertigen Zargensystmen gemacht habe, sollte so etwas auch in diesem Fall eingesetzt werden. Die Wahl fiel auf das Blum-System. Nach Studium des Katalogs habe ich die Beschläge bestellt. Bei der riesigen Auswahl an Optionen und Zubehör, war ich mir nicht wirklich sicher, ob ich an alles gedacht hatte und ob alle Teile, die benötigt werden, dabei sind. Ich habe wegen des relativ großen Verhältnisses von Breite zu Tiefe eine Synchronisierung der Auszüge mitbestellt. Um den Platz im Schrank effektiv zu nutzen habe ich auch eine Innenschublade vorgesehen. Der Bau der Schubladen verzögerte sich nicht unerheblich, weil man für den Boden und die Rückwand der Schubladen eine 16 mm Platte benötigt. Die vorhandene Tischlerplatte hatte aber eine Dicke von rund 19 mm und kam damit nicht in Frage. Trotzdem wollte ich nicht einfach auf eine Spanplatte zurückgreifen. Ich dachte mir so ein Schubladenboden wäre ein gutes Übungsobjekt, um mal eine größere Fläche mit dem selbstgebauten Vakuumsack zu furnieren. Kleinere Fehler wären hier ja nicht so schlimm. Also habe ich im örtlichen Baumarkt zwei entsprechende Tischlerplatten mit einer Dicke von 16 mm gekauft und online einige Bögen Kirschfurnier bestellt. Dazu kam dann noch eine Rolle Furnierband und schon konnte es losgehen. Das Furnier habe ich mit der Kappsäge und Schiene auf einer entsprechenden Unterlage zum Fügen vorbereitet. Dann habe ich immer drei Blätter mit dem Furnierband zusammengefügt. Das war dadurch, dass sich das Furnier bereits ziemlich gewellt hatte, gar nicht so einfach. Für das Aufleimen habe ich dann entsprechenden Flächenleim verwendet. Den habe ich mit einer Schaumstoffrolle aufgetragen und dann das gefügte Furnier aufgelegt. Dann ab in den besagten Vakuumsack, verschließen und Vakuumpumpe einschalten. Nach 30 min Presszeit hatte der Leim soweit abgebunden und die andere Seite konnte in gleicher Art und Weise aufgeleimt werden. Das Ergebnis beim ersten Schubladenboden war wirklich hervorragend. Nach dem Entfernen des Furnierbands, dem Schleifen und Zuschneiden auf Endmaß war ich sehr zufrieden. Vollflächige Verleimung, eben und alle Fugen dicht. Das ist beim zweiten Boden leider nicht so gut gelungen. Hier hat der Vakuumsack irgendwo Nebenluft gezogen und so war der Unterdruck nicht groß genug um das wellige Furnier überall an die Platte zu drücken. Verwendbar war der Boden trotzdem, auch wenn man nicht unbedingt darunter gucken sollte.
Nach dieser Erweiterung meiner Erfahrungen mit dem Furnieren ging es daran die Schublade mit der Front zu verbinden. Mit einigem Messen sind die benötigten Bohrungen aber recht schnell gemacht. Was nun noch fehlte, war ein passender Griff. Hier kam dann ein Stück des guten Holzes meines Opas zum Einsatz. Die Leiste hat von unten eine leichte Hohlkehle erhalten, damit man gut anfassen kann, und ist in eine Nut in die Front eingeleimt. Durch die Synchronisierung der beiden Auszüge laufen die Schubladen hervorragend und schließen durch die Dämpfung butterweich. Ein konischer Sockel aus dem schwarzen MDF verleiht dem Schrank eine schwebende Optik.
Der Besenschrank: Es handelt sich wahrscheinlich um einen der in der Herstellung am aufwendigsten Besenschränke Europas. Der Korpus war relativ schnell gebaut. Auch dieser sollte wieder zerlegbar sein. Oben ist er mit den Lamello Clamex-Verbindern auf Gehrung verbunden, unten sind lösbare Verbinder des Dominosystems eingesetzt. So schnell erklärt, so schnell gemacht.
Bei der Tür sollte auch wieder das schwarze MDF zum Einsatz kommen. Aber einfach eine ebene Tür, das ist zu langweilig. Da der Schrank im Eingangsbereich steht, sollte das ein besonderer Hingucker werden. Bei ein paar Skizzen kam mir die Idee der mehrfach geknickten Tür. Schon die Konstruktion im CAD, sodass man es am Ende auch herstellen kann, war eine Herausforderung. Auch sollte das Ganze ja noch funktional sein und möglichst wenig Platz im inneren verloren gehen.
Die Gehrungen zu sägen war recht einfach. Einige Dominos einzufräsen war auch kein Problem. Das Verleimen hingegen gestaltete sich schwierig. Wie bekommt man die Innenecken sauber geschliffen? Das geht nur vorher. Aber wenn dann Leim austritt, war alles umsonst. Das Spannen war auch nicht so einfach. Besondere Scharniere für dicke Türen braucht man auch. Viele Dinge die es zu berücksichtigen galt. Insgesamt habe ich das Verleimen der Tür fast 1,5 Jahre vor mir hergeschoben und immer andere Projekte vorgezogen. Aber weil der leere Korpus nicht viel hermacht, bin ich es dann eben doch angegangen.
Die Tür habe ich mit einem Umlaufenden Aufmaß hergestellt und dann nach dem Verleimen mit Tauchsäge und Führungsschiene auf Maß gebracht und nochmal geteilt. Dann habe ich, um ebene Flächen für die Topfbänder zu erhalten, in mühevoller Arbeit mit dem Handhobel passende Keile hergestellt und aufgeleimt. Auch das Einbauen der Türen in den Korpus war kompliziert und mit viel Messen und Nachdenken verbunden. Ganz fertig ist das ganze auch noch nicht. Die Türen müssen mit einigen Shims aus dem 3D-Drucker unter den Scharnieren in eine Ebene gebracht werden. Und natürlich fehlt auch noch ein Griff. Der wird natürlich auch wieder aus dem Holz meines Opas hergestellt.
Die Kommode: Die Idee für die Form der Kommode kam mir vor einigen Jahren beim Skizzieren möglicher Formen für den Austausch eines vom Vormieter übernommenen Möbels. Zunächst schwebte mir für die Beine noch eine andere Idee im Kopf herum. Am Ende habe ich mich aber für diese, wie ich finde, recht grazile Variante entschieden. Der Korpus der Kommode ist auf Gehrung geschnitten und mit Dominos verleimt. Die Beine sind aus massivem Kirschholz. Die Aufnahme für den Korpus wurde per Hand mit einer Schlitz- und Zapfenverbindung versehen. Eingesenkte Inbusschrauben mit Muttern auf der Innenseite halten die konisch gesägten Beine so sehr stabil am Korpus, sind aber, wenn man sich nicht auf den Boden legt, nicht zu sehen.
Das Innenleben sollte auch wieder durch zwei Schubladen ausgefüllt werden. Auch für diese Schubladen kommen Auszüge vom Blum mit einer Synchronisierung zum Einsatz, damit sich beim Öffnen oder Schließen bei dieser Breite und der geringen Tiefe nichts verkantet. Die Schubladen an sich haben einen eingenuteten Boden aus dem furnierten 5 mm Sperrholz. Highlight für den Kenner sind die handgezinkten Ecken. Es ist wirklich faszinierend, wie präzise man mit handgeführten Werkzeugen arbeiten kann. Die Verbindungen sind extrem dicht und passgenau geworden.
Die Fronten sind ebenfalls aus schwarzem MDF und mit einer eingefrästen Griffleiste versehen. Das macht die minimalistische Erscheinung aus meiner Sicht perfekt. So fällt die wunderbare Maserung, welche auch noch nahtlos von oben nach unten durchläuft, noch intensiver ins Auge.
Eine Befestigung an der Wand ist natürlich obligatorisch.
Zusammen gibt dieses Ensemble aus meiner Sicht wirklich eine tolle Figur ab. Ich finde das Zusammenwirken der Elemente aus Massivholz, mit dem furnierten Flächen und dem schwarzen durch das Schleifen und Ölen seidig glänzenden Plattenmaterial wirklich sehr schick und erfreue mich bei jedem Heimkommen daran.
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