Sideboard mit Krümmling

Es gibt Träume die wahr werden. Seit ein paar Jahren arbeite ich gerne mit Holz. Von Projekt zu Projekt steigere ich den Schwierigkeitsgrad meiner Werkstücke. Es ist für mich der ideale Ausgleich zu meinem Job im Büro. Auf mein letztes Projekt bin ich besonders Stolz, es stellt die aktuell beste und anspruchsvollste Arbeit dar, an dich ich mich herangewagt habe. Besonders hilfreich war es für mich, dass ich bei einer Mitmachwerkstatt die notwendigen Maschinen nutzen konnte. Dort treffen sich Menschen um gegen eine kleine Gebühr hochwertige Maschinen nutzen zu können oder sich über ihr Hobby auszutauschen. Dort konnte ich immer wieder mal einen fachlichen Rat bekommen oder eine helfende Hand, wenn mehr als zwei Hände nötig. Ich habe mich für den Bau eines Sideboards aus Nussbaum und Ahorn entschieden. Ein helles und ein dunkles Holz um einen Kontrast zu schaffen und an einigen Stellen handwerkliche Aspekte meines Projektes zu betonen. Die Schubkästen habe ich dann aus Esche und die Führungsschienen aus Weißbuche gemacht. Ich empfinde das Arbeiten mit Holz als einen sehr sinnliches Arbeiten. Schon beim Zuschneiden und Hobeln der Bretter mischten sich helles und dunkle Späne und der Geruch von frisch geschnittenen Nussbaum erfüllte die Werkstatt. Da ich in der Mitmachwerkstatt auf eine Formatkreissäge und eine große Abrichte zurückgreifen konnte gingen die ersten Arbeitsschritte schnell von der Hand. Aus vergangenen Fehlern habe ich gelernt und das Holz so verleimt, dass sie sich möglichst wenig verziehen. Auch wenn später durch gegradete Zwischenwände und andere Holzverbindungen es daran hindern werden, hab ich in der Vergangenheit durch falsches Verleimen hier viel Lehrgeld bezahlen müssen. Eine besondere Herausforderung stellten für mich die runden Seitenteile aus Nussbaum dar. Zum einen wollte ich sie halbrund anfertigen und geleichzeitig sollte das Maserungsbild um die Rundung herumlaufen. Durch einige Recherche im Internet, kam ich auf die Idee die Seitenteile als Krümmling anzufertigen. Eine Technik die man wohl sonst im Treppenbau anwendet und bei der das Werkstück in mehreren Schritten diagonal über das Kreissägeblatt geschoben wird. Eine wie ich finde sehr spannende Methode die ich zunächst an einem Modell erprobt habe. Für die durchlaufende Maserung habe ich den Nussbaum zunächst in mehreren Gehrungsschnitten aufgetrennt um ihn anschließend mit Klebeband schon fast halbrund zu verleimen. So musste ich anschließend nur noch sehr wenig mit dem Kreissägeblatt an Rundung ausarbeiten. Die äußere Rundung wurde von mir mit dem Handhobel vorsichtig weggenommen. Um eine gleichmäßige Wandstärke zu bekommen, wurde dieser Vorgang von mir mit der Schieblehre immer wieder kontrolliert. Ich liebe traditionelle Holzverbindungen. Die Ober- und Unterseite des Sideboards habe ich deshalb und natürlich auch aus technischen Gründen eingegradet. Eine besondere Hürde stellte für mich die Verbindung der halbrunden Seiten mit der Ober und Unterseite dar. Ich entschied mich für Finderzinken und beschloss sie nicht von Hand, sondern mit der Kreissäge zu machen. Anschließend wurden sie mit dem Stecheisen nachgearbeitet. Die überstehenden Reste der „Ahornfinger“, mussten von Hand vorsichtig beigehobelt werden, um nicht noch Aursisse im Holz zu verursachen. Nach viel Schleifen (eine der wenigen Dinge die ich beim Arbeiten mit Holz nicht mag) ging es an die Schubladen. Hier habe ich Esche genommen, diese hatte ich noch von einem anderen Projekt. Die beiden äußeren Schubladen schließlich wollte ich an die Rundungen der Seitenteile anpassen. Diesen Arbeitsprozess hatte ich mir im Vorfeld deutlich leichter Vorgestellt. Bei den geraden Stücken stellten die handgemachten Fingerzinken kein Problem dar. Diesen Vorgang hatte ich schon ein paarmal geübt, aber für die halbrunden Seitenteile brauchte ich ein paar Versuche, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Damit die Schubkästen trotz ihrer Rundunge gut laufen habe ich mich für Führungsschienen auch Weißbuche an der Unterseite entschieden. Ein Methode die echt super ging und die ich sicher bei anderen Projekten auch noch anwenden werde. Oben habe ich dann Streifleisten ebenfalls aus Weißbuche angebracht. Für die Beine wurden dann Löcher leicht schräg mit eine Dominofräse eingefräst. Die Beine aus Nussbam sind von Hand abgesetzt worden. Um dem ganzen mehr Stabilität zu verleihen, habe ich noch ein Zwischenstück jeweils zwischen zwei Beinen eingezapft. Um die doch recht massiven Bauteile bei diesem Sideboard etwas filigraner wirken zu lassen beschloss ich die Korpusforderseite und auch die Schubkastenblenden mit einem 45Grad Fräser bis auf wenige Millimeter anzuschrägen. Die Schubkastenblenden laufen so optisch direkt im Korpus aus und alles wirkt sehr viel leichter. Anschließend wurde das ganze noch mit einem Wasserlack und einer Becherpistole lackiert. Sich die Anerkennung selbst durch etwas zu geben, was man mit eigenen Händen gebaut hat, ist etwas was mir in meinem eigentlichen Beruf fehlt, mir aber das Werken mit Holz gibt.

Benötigte Zeit

80 Stunden

Verwendetes Werkzeug

  • Japansäge
  • Stecheisen
  • Handhobel
  • Exzenterschleifer
  • Schraubzwingen
  • Oberfräse
  • Dominofräse Festool
  • Formatkreissäge
  • Abricht- Dickenhobel

Verwendete Materialien

  • Massivholz:
  • Nussbaum
  • Ahorn
  • Esche
  • Buche
  • Sonstiges:
  • Birkesperrholz
  • Leim
  • Lack

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Kommentare

23.09.2019

Wow, tolles Projekt!

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