Im Zuge der Renovierung eines Reihenhauses für meine Schwester habe ich die zwei Betontreppen vom EG ins zweite OG mit Holzstufen aus Eiche verkleidet und ein altes Metallgeländer gegen ein Holzgeländer ersetzt.
Das Projekt begann Anfang Dezember 2021. Meine Schwester und ihr Freund haben ein kleines Reihenhaus im schönen Dresden gekauft. Zustand? Naja etwas mehr Pflege in den letzten 15 Jahren wären sicherlich gut gewesen. Dem so aufgelaufenen Renovierungsstau gingen wir also mit Hilfe der Mannschaftskollegen vom Fußball mit viel Elan entgegen. Erstmal alles raus, was nicht mehr intakt und schön ist. Also wurde der verschmutze Teppich aus den Zimmern und von den Treppen entfernt, das Metallgeländer herausgetrennt und die Tapete von den Wänden gelöst. Soweit so gut, das war schnell erledigt, ein Wochenende und schon ist alles zurück auf Anfang.
Nur wie soll die Treppe zukünftig aussehen? Holz wäre ganz schön und ein bisschen Licht im Dunkel des Treppenaufgangs wäre auch gut und sicherlich auch ein Hingucker, da die Treppe ja im Wohnzimmer endet. Also eine gewisse Vorstellung war bei den Bauherren da. So machte ich mich ans Werk.
Zunächst wurde gemessen, gemessen und noch mehr gemessen. Passt die Tritthöhe bei allen Stufen? Wie vermeiden wir oben eine große Stolperkante? Bekommen wir alle technischen Normen zum Thema umgesetzt, wie etwa den Abstand zwischen den Geländerstäben? Das waren Fragen, die ich mit einem CAD-Modell der Treppenanlage beantworten wollte. Soweit blieb ich also in meinem ingenieurtechnischem Berufsumfeld. Alles was danach kam, habe ich auf Basis dessen gemacht, was ich mir in vielen Holz-Projekten in den letzten zehn Jahren aneignen durfte.
Bevor der Holzhandel in die Weihnachtsferien und den Jahreswechsel ging, wurde also noch schnell ein bisschen Eiche besorgt. Schnittholz 27 mm, mit Baumkante. Über den Weihnachtsurlaub wurde die elterliche Garage dann mal wieder zur Tischlerei umfunktioniert. Messen, besäumen, aufsägen, abrichten, hobeln, sortieren, verleimen. Das alles für insgesamt 30 Stufen inkl. Viertelwendelung. Zwecks eleganterer Optik wurde die Vorderkante aufgedoppelt. So besteht auch gleich ein sauberer Abschluss zur Setzstufe. Anschließend wurden die Kanten abgerundet, geschliffen und dann … Ölen, oder lackieren? Es darf ja auch nicht zu rutschig sein und soll zum Fußboden passen. Also Probestücke herstellen!
Durch eine Distanz von mehreren 100 Kilometern zwischen Wohnort und besagter Garage und durch diverse andere Renovierungsarbeiten auf der eigentlichen Baustelle dauerte es dann bis März 2022 bis die ersten Stufen montiert werden konnten. Ans Werk ging es vor Ort mit Treppenschablone, Tauch- und Kappsäge. Zwecks schönen Kontrastes zwischen den (gut zum übrigen Fußboden passenden) Holzstufen wurden die Setzstufen vorab mit weißem Aludibond versehen. Begonnen wurde natürlich mit der oberen Treppe, da dort ja weniger Publikumsverkehr herrscht. Erstmal ausprobieren, ob alles so klappt, wie geplant...
Das Ergebnis hat die Bauherren glücklicherweise überzeugt und die anfänglichen Vorstellungen genau getroffen. Im Anschluss wurde die untere Treppe in Angriff genommen. Gehobelt und verleimt war schon alles, allerdings fehlte noch die Aufdopplung, denn hier war ja noch eine Beleuchtung gewünscht...
Also kam zum ohnehin aufwendigen Abschneiden eines Streifens von der Vorderkante und Anleimen an der gleichen Stufe, damit es dann auch farblich passt, dem Glatthobeln des nicht zu vermeidenden Versatzes beim Anleimen und dem Abrunden der Kanten mit der Oberfräse auch noch das Fräsen einer Nut für ein Aluminiumprofil für einen LED-Streifen. Die Montage dieser Treppenstufen erfolgte dann im Mai 2022.
Die Beleuchtung ließ noch ein bisschen auf sich warten, aber sollte bis zur Hochzeit im Oktober unbedingt funktionieren, denn da war ja damit zu rechnen, dass sich die Verwandten auch mal das Haus ansehen wollten. Also wurden neben den Restarbeiten wie dem Anpasssen der Fußleisten und dem Anspachteln und Tapezieren und Malern der Stirnseiten der Betontreppe noch rund 80 m Kabel zwischen Betontreppe und Wand in Richtung Keller verlegt. Mit dem Eintreffen der Steuerung wurde die Beleuchtung dann fristgerecht im September 2022 in Betrieb genommen.
Durch die Sensorik und die Ansteuerung jeder einzelnen Stufe durch die Steuerung lassen sich schöne Effekte erzielen. So zum Beispiel ein Anschalten jeder Stufe in der Geschwindigkeit des Hoch- oder Herunterlaufenden. Im Dauerbetrieb ergibt sich durch die Reflexion auf dem geölten Eichenholz ein wunderbar warmes Hintergrundlicht im Wohnzimmer. Also: Mission erfüllt!
Doch so schön das auch alles aussah, wenn die Großeltern mit Mitte 80 die Treppe hochlaufen, oder kleine Kinder zu Besuch sind, stellt man fest: Es fehlen noch zwei essentielle Dinge: Ein Handlauf und eine Absturzsicherung/ Geländer!
So ging das Projekt in die zweite Runde. Nach intensiver Planung wurde im Mai 2023 nochmal Holz gekauft. Wieder Eiche, dieses Mal 52 bzw. 60 mm starke Bohlen. Da kommt die Tauchsäge an ihre Grenzen, aber die zwischenzeitlich angeschaffte Formatkreissäge hat auch nicht genug Schnittlänge, um die bis zu 2,5 m langen Kanthölzer aus den Bohlen zu sägen. Also wurden diese mit viel Mühe in Zusammenarbeit von Tauch- und Stichsäge aus den Bohlen gesägt. Anschließend stellte auch das Hobeln so langer Teile mit einer kleinen Hobelmaschine in einer Doppelgarage eine Herausforderung dar. Zunächst wurden zwei Tischverlängerungen für die Hobelmaschine gebaut. Dann wurden die rund 70 Leisten mit Längen von knapp 500 mm bis an die 3 m gehobelt und gefast. Dann wurde sortiert und kleinere Fehlstellen mit Schelllack ausgebessert. Das Schleifen von allen 4 Seiten habe ich bei einem netten Tischler durchführen lassen. Anschließend wurden die Leisten erstmal geölt, um die so erreichte Oberfläche zu schützen. Über Weihnachten 2023 wurden die Kanthölzer dann abgelängt und für die Montage vorbereitet. Mit einer Vorrichtung für die Oberfräse wurde Stirnseitig eine Bohrung für einen 20 mm Runddübel eingebracht (eine Abweichung von knapp 0,1 mm außerhalb der Mitte ist dabei auch für den Ingenieur akzeptabel :D).
Mit Kappsäge, Oberfräse und diversen anderen Werkzeugen ging es dann auf zur Montage nach Dresden. Mit drei Autos voller Kanthölzer, Leisten und Werkzeug ging es kurz vor dem Jahreswechsel nach Sachsen. Direkt am 02. Januar wurde mit der Montage begonnen. Es mussten Löcher für das Einkleben von Gewindestangen in den Beton gebohrt werden, die waagerechten Kanthölzer angeschraubt und ausgerichtet werden, dann die unteren Leisten auf Länge geschnitten und mit einer Bohrung für den Dübel versehen werden. Das Bohren in die angeklebten Treppenstufen war dabei besonders aufregend: Man will ja keinen Fehler machen... Dann war mehr oder weniger einfach alles nur zusammenzustecken, auszurichten und zu verschrauben. Damit die 2,5 m langen Leisten im 1. OG eine Einheit bilden und sich nicht verziehen können, wurden diese mit Gewindestangen und Hülsen aus Aluminium verschraubt. Um künftig auch größere Möbel um die Ecke transportieren zu können, wurde der kleine Geländerteil demontierbar gestaltet.
So hieß es dann am 07.01.2024, Projekt fertig!
Dieses Projekt war, sei es vom Zeitaufwand für Recherche, Planung und Ausführung, vom Wert und Menge des verarbeiteten Materials oder vom Zeitraum über den sich das Projekt erstreckt hat (etwa zwei Jahre) her, in vielerlei Hinsicht das bislang größte Projekt, was ich als Hobbyholzwerker durchgeführt habe. Ich hatte viel Unterstützung von allen Seiten bei der Ausführung und habe es unentgeltlich durchgeführt. Für die Bauherren sind lediglich die Materialkosten aufgelaufen. Das Ergebnis war für mich in jedem Fall die Mühe wert.
Wenn ich die Bilder vom Ergebnis zeige, ist die immer gleiche Frage, die ich zu hören bekomme „Bist du dir sicher, dass du den richtigen Job gewählt hast?“. Ich antworte dann gerne, dass ich genau den richtigen Job habe und dazu auch noch ein wunderbares Hobby.
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