Diese traditionelle Technik aus dem Hohen Norden war fast vergessen – doch nun liegt sie mehr und mehr im Trend. Werden Sie Fan der „Fanbirds“!
Sie sind filigran, dekorativ und mit der richtigen Technik für Holzwerker gut nachzubauen: Fächervögel (Englisch: Fanbirds). Das Besondere: Die hauchdünnen Flügel und der Körper sind aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet. Die Grundform ist dabei immer gleich. Aber die Ausgestaltung lässt unendlich viele Möglichkeiten zu. Die Niederländerin Sandra Witteman bemüht sich um den Erhalt dieser Technik und stellt ihre Art, Fächervögel zu bauen, auf der diesjährigen HolzWerken live im Kurs vor.
Die Vorstellung, dass diese Vögel Hoffnung symbolisieren, ist eigentlich ganz schön. Ursprünglich stammen die Fächervögel aus Finnland, Nordrussland und dem baltischen Raum.
Eine von vielen Legenden, die sich um die Entstehung der Fächervögel ranken, geht wie folgt: Ein Mann macht sich Sorgen um seinen vor langer Zeit erkrankten Sohn. Dieser hat wenig Hoffnung auf Heilung. Eines Tages am Ende eines langen Winters fragt der Sohn den Vater: „Wann kommt der Sommer wieder?“ Und der Vater antwortet, dass es nicht mehr lange dauere. Am Abend setzt sich der Mann hin und greift nach einem Stück Feuerholz. Wie er den Klotz so in seinen Händen dreht, denkt er: „Daraus mache ich jetzt einen Vogel mit zum Flug ausgestreckten Flügeln. Das wird dir vorkommen, als kämen die Zugvögel für den Sommer schon heim, mein Sohn.“
Und so schnitzt der Vater aus einem einzigen Stück Holz einen wunderschönen Vogel mit fächerartigen Flügeln und hängt ihn im Fenster über das Bett des Sohnes auf. Als dieser erwacht, freut er sich so sehr über diesen Anblick, dass es ihm schlagartig besser geht. Die Nachbarn strömen herbei und wollen wissen, welche Arznei geholfen hat. Fortan muss der Vater viele dieser Vögel schnitzen.
Und so breitete sich die Kunst des Fächervogelschnitzens aus in dem Wunsch, Hoffnung zu verbreiten. In der Tradition wird der Fächervogel auch als Friedenstaube, Heiliger Geist oder Schutzpatron für Kinder und Familie gesehen.
Eine Lesart ist auch, dass jedem Neugeborenen ein persönlicher Fächervogel geschnitzt wird. Der Vogel wird über der Wiege angebracht und begleitet seinen Menschen, bis er stirbt. Das passt zu dem dort verbreiteten Glauben, dass ein Vogel dem Neugeborenen die Seele übergibt und sie am Lebensende auch wieder mitnimmt. So wurden die geschnitzten Vögel auch oft am Holzkreuz auf dem Grab des ehemaligen Besitzers angebracht.
Die Tradition geht mehr und mehr verloren. Nur wenige Menschen wussten vor einigen Jahren noch, wie man die Fächervögel schnitzt. Der Brite Sean Hellman hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen zu bewahren und auf Märkten und in Kursen weiterzugeben. Auf einer Veranstaltung in England traf ihn die Niederländerin Sandra Witteman vor ein paar Jahren. Sie ist gelernte Goldschmiedin, war damals aber auf der Suche nach einem neuen Beschäftigungsfeld. Innerhalb kürzester Zeit lernte sie die Technik des Fächervogelschnitzens. Mittlerweile hat sie ihre Technik verfeinert und zeigt sie in Kursen, wie im Frühjahr auf der kulturellen Landpartie im Wendland.
Das war ein schönes Erlebnis: Einen ganzen Tag lang draußen in der Frühlingssonne zu sein, eine neue Technik zu lernen und sich mit weiteren Holzenthusiasten auszutauschen, wie es Redakteurin Sonja Senge getan hat. Auch sie hat sich an den Fächervögeln versucht und festgestellt, dass man für diese Technik anders an das Holz herangehen muss als beim Möbelbau. Auf jeden Fall hat sie den Tag als Bereicherung empfunden und übt seither fleißig, die filigranen Federchen ineinander zu verschränken.
Die Vögel können nicht nur in der Form variieren, man kann auch unterschiedliche Holzarten wie Esche, Erle, Birke oder anderes feinporiges Hartholz verwenden. Ein Farbauftrag macht die Vögel dann zum Unikat. Ein schönes Geschenk sind diese filigranen Vögel allemal.
Wer die Fächervogel-Tradition vor dem Aussterben bewahren möchte, kann sich die Herstellung und exklusive Tipps zum Bauen der Tiere von Fanbird-Expertin Sandra Witteman auf der HolzWerken live in Hamm erklären lassen. Der frühe Holzwerker fängt vielleicht auch noch einen Platz in ihren beiden Kursen.
Auch über „love spoons“ – besonders verzierte, geschnitzte Löffel aus Grünholz, gibt Witteman auf der HolzWerken live zwei Kurse. Ein schönes Thema für alle Löffel-Liebhaber. Wer keinen Platz ergattert: Sandra Witteman spricht auch über beide Themen auf unserer Live-Bühne!
Kurs: Wie man Fächervögel schnitzt
Kurs: Love spoons – Grünholzlöffel im keltischen Design
Kurze Vorführung auf der Bühne
Freitag 13:30 h Love Spoons – Löffel aus Grünholz im keltischen Stil: Schnitztechniken (in englischer Sprache)
Samstag 13:45 h Fanbirds – traditionelle Technik des Fächervogelmachens aus einem einzigen Stück Holz (in englischer Sprache)
Übrigens: Ob Grünholz-, Kerb- oder Schalenschnitzen: Wer generell mehr über das Thema Schnitzen wissen möchte, findet bei uns viel Lesestoff dazu.
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