Gerd Fritsche konnte Menschen faszinieren. Vor etwa zehn Jahren fuhr ich zum ersten Mal an den Bodensee, um den hochgewachsenen Ingenieur genauer kennenzulernen. Ich wollte ihn porträtieren und ebenso die einzigartige Art und Weise, wie er seine Hobel in einer Kombination aus Stahl und Holz baute.
Und wie mich das, was Gerd Fritsche in seiner kleinen Metall-Werkstatt herstellte, faszinierte! Meinem Text (HolzWerken 29) kann man das noch heute anmerken.
Makellose Infill-Raubänke, Putzhobel, Simshobel baute Fritsche dort. Mit Präzision, Handarbeit und viel Wissen. Hilfsbereit und mit immenser Geduld gab er sein Wissen auch in Kursen weiter. „Er fand für jedes Problem die Lösung“, erinnert sich einer seiner Teilnehmer im Gespräch mit HolzWerken.
Der gelernte Schlosser war nach seiner Pensionierung über das Holz zum Hobelbau gekommen. Nicht weniger als den Nachbau eines Heinrich-Vogeler-Stuhl sollte es zum Beginn sein. Weil es gut gelang, folgten viele weitere Stühle und der passende Tisch dazu, als Familien-Mittelpunkt für seine Kinder und Enkel. Hier empfingen er und seine Frau Hanne über viele Jahre ihre zahlreichen Gäste. Ich durfte im Laufe der Zeit mehrmals einer davon sein.
Mitte September ist Gerd Fritsche nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Viele Holzwerker werden immer mit einem Lächeln an diesen ebenso freundlichen wie hochkompetenten Mann zurückdenken. Mir geht es auf jeden Fall so.
Andreas Duhme, Chefredakteur HolzWerken
Dieser Nachruf stammt aus HolzWerken-Ausgabe 103, die Mitte Oktober 2022 erschienen ist.
Sie können die vierseitige Reportage über Gerd Fritsche, seine Arbeit und seine Werkstatt hier kostenlos herunterladen (PDF aus HolzWerken 29).
Außerdem unbedingt sehenswert: Die 45-minütige TV-Doku des SWR über Gerd Fritsche aus dem Jahr 2020, erschienen in der Reihe „Handwerkskunst!“
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