Sperrholz selber fertigen macht Spaß!

Selbstgemachtes Sperrholz kann ganz viel – wenn man einige Regeln beachtet.

Es ist rau, grob und hat eine eher langweilige Textur: Dem Werkstoff Sperrholz hängt ein miefiger Ruf nach – hat man darin nicht im Werkunterricht unzählige Laubsägeblätter abgebrochen?

Oder es ist eben dieser grobe Verbund von Furnierlagen, die zu Platten für robuste Konstruktionen im Baubereich verarbeitet wird.

Holzwerker kennen Furniersperrholz wohl vorwiegend als Rohstoff für zahlreiche Vorrichtungen für die Werkstatt. Platten über 12 Millimeter Materialstärke und mindestens fünf Lagen werden nämlich als Multiplex verkauft. Dieses eignet sich für solche Zwecke wirklich gut, weil es belastbar, formstabil und strapazierfähig ist – aber dekorativ ist es nicht.

Dass es auch anders geht, zeigt unsere zweiteilige Miniserie, die in HolzWerken 114 startet. Unsere Autorin Cornelia Grüble-Schwartenbeck ist Expertin für die Arbeit mit Furnieren. Die gelernte Orgelbauerin hat sich viele Gedanken gemacht, wie man Furnier zur Abwechslung nicht als dekorativen Belag für weniger wertvolle Holzplatten verwendet, sondern als eigenständiges Material, das stabil und schön zugleich ist.

Selbstgemachtes Sperrholz – gar nicht sperrig

Dabei fließt ihre langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Furnier direkt in dieses Projekt mit ein. Am Ende präsentiert sie ein Werkstück aus selbstgemachtem Sperrholz der besonderen Art: einen formstabilen Fächer in Form eines Schmetterlingsflügels für die ganz heißen Tage.

Ein Hauptproblem beim schichtweisen Verleimen von Furnierlagen ist, dass es sich auch im Verbund oft verzieht. Das hat mit der Herstellungsart von Furnieren zu tun. Die Grundlage für Grübles selbstgemachtes Sperrholz ist Messerfurnier. Dieses wird bei der Herstellung über ein feststehendes Messer geführt. Bei diesem Prozess biegen sich die Furniere. Dadurch entsteht diese grundsätzliche Spannungsungleichheit im Material. Und das sorgt für Probleme, wenn man die Lagen einfach irgendwie aufeinander leimt: das Sperrholz verzieht sich.

Somit wäre auch die schönste Arbeit schnell verdorben. Man muss – wie immer bei der Arbeit mit Holz – nach den Regeln des Materials spielen. Diese hat Cornelia Grüble für die Leserinnen und Leser von HolzWerken aufgeschrieben. Anhand des Schmetterlingsfächers erklärt Sie die Eigenheiten des Materials ganz anschaulich.

Sie werden schnell feststellen, warum es sich lohnt, bei diesem Objekt nicht auf industriell gefertigtes Furnier zurückzugreifen, sondern die Lagen selbst zu „sperren“. Die einzelnen Lagen werden abwechselnd mit der Maserung längs und quer aufeinander geleimt, bis die gewünschte Plattendicke erreicht ist – und die ist beim Schmetterlingsfächer nur etwa drei Millimeter dünn!

Derart verleimt, werden die einzelnen Lagen am Quellen und Schwinden gehindert – und daher heißt das „Sperr-Holz“ Sperrholz. Industriell gefertigtes Bausperrholz wird übrigens aus Schälfurnier hergestellt. Das britische Victoria-&-Albert-Museum hat ein Video zur Herstellung von Sperrholz auf seinem YouTube-Kanal. Dort wird die Herstellung dieses Holzwerkstoffes aus den 1950er Jahren mit der modernen Produktionsweise verglichen (nur mit englischen Untertiteln, aber die Bilder sprechen für sich).

Holz in Schichten verleimen – älter als gedacht

Übrigens ist dies eine sehr alte Technik. Bereits vor 4.000 Jahren stellten die Ägypter Möbel aus kreuzweise verleimten Furnierlagen her. Das fanden Archäologen heraus, die die in den Pyramiden gefundenen Möbel untersuchten. Doch diese Art der Technik geriet in Vergessenheit und erst die Neuzeit „erfand“ den Werkstoff neu – das war in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als es auch möglich wurde, größere Mengen industriell zu fertigen.

Wenn auch Sie Sperrholz selbst herstellen möchten, erhalten Sie alle grundlegenden Informationen in HolzWerken 114. Im folgenden Heft 115 (erscheint zum 20. Juni 2024) geht es dann um die Kombination von selbstgemachtem Sperrholz und Papier – und dabei lernen Sie, wie Sie einen Taschenkalender mit Sperrholzdeckeln bauen.

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