Vektorgrafiken: Alles im Rahmen

So sehr wir den Purismus von Handwerkzeugen schätzen – Datenverarbeitung spielt auch in der Holzwerkstatt zunehmend eine Rolle. Bei Maschinen wie CNC-Fräsen und Plottern kommt dabei Vektorgrafiken eine besondere Bedeutung zu. Und hier liegt oft das Problem: Diese Dateien zu erstellen, damit computergestützte Fräsen und Co. wissen, wo sie den Fräskopf hinfahren müssen, war bisher nicht trivial.

Shaper hat mit dem „Trace“ einen Helfer auf den Markt gebracht, der die Umwandlung normaler (auch handschriftlicher) Skizzen in Vektorgrafiken stark vereinfachen soll. Ein großes Versprechen – da schauen wir mal genauer hin.

Für rund 120 Euro erhält man einen Kunststoffrahmen etwa in A4-Größe. Die Innenmaße und damit die maximale Skizzengröße liegt bei 184 x 274 mm. Etwas ernüchternd: Angesichts des Preises hätte man auch ein etwas dauerhafteres Material, zum Beispiel Aluminium, erwarten können. Aber der Rahmen soll ja nicht an die Wand und dort schön aussehen, sondern Ergebnisse liefern.

Die Funktionsweise ist ebenso einfach wie effektiv. Erforderlich ist neben dem Rahmen lediglich ein Smartphone mit Internetanbindung sowie eine Registrierung bei „Shaper Studio“. Die Software arbeitet browserbasiert und braucht keine App. So ist der Rahmen mit allen Geräten mit Kamera kompatibel.

Auf dem Smartphone ist die browserbasierte Software geöffnet. Das Smartphone wird über den Rahmen gehalten. Die browserbasierte Software ist simpel, aber intuitiv aufgebaut. Wermutstropfen: Der Rahmen funktioniert ausschließlich mit ihr. Wird sie irgendwann eingestellt, hat der Trace keine Funktion mehr.

Die Anwendung ist einfach: Zunächst muss die Zeichnung auf ein weißes Blatt Papier gebracht werden. Ist der Rahmen um die Zeichnung platziert, hält man das Handy einfach darüber, bis die Kamera den Trace vollständig erkennt und einen Scan der Zeichnung innerhalb von Sekunden erstellen kann. Mithilfe von ein paar Klicks kann dieser noch individuell angepasst werden, zum Beispiel durch das Entfernen von Linien. Danach kann die Vektorgrafik lokal oder im Shaper Account im SVG-Format gespeichert werden. Zack, fertig. Vektorgrafiken erstellen ist schwer? Noch so eine „Das können aber nur absolute Computer-Fachleute“-Gewissheit für die Geschichtsbücher.

Detailaufnahme einer Ecke des Shaper Trace-Rahmens. Die Punkte auf dem Rahmen geben der Soft- ware Orientierungspunkte. Sie erinnern an das Shaper Tape für die Oberfräse – die man übrigens nicht besitzen muss, um den Trace zu nutzen.

Trotz aller Einfachheit hat der Shaper Trace aber auch seine Schattenseiten – im wahrsten Sinne des Wortes: Auch leichte Schatten nimmt die Software als Linie wahr und bildet sie in der Zeichnung mit ab. Und das ist nicht so selten: Perfekte Lichtverhältnisse sind eben nicht immer in der Werkstatt vorhanden. Shaper betont außerdem, dass die Scan-Qualität nicht vom Aufnahmewinkel beeinflusst wird. Allerdings funktionierte das zumindest bei unseren Tests nicht zuverlässig.

Trotzdem ist der Shaper Trace ein spannendes Werkzeug, das viele Arbeitsschritte rund ums (CNC-)Fräsen und Plotten stark vereinfacht.

Mehr Infos: www.sautershop.de

Dieser Text stammt aus der Kategorie „Neues für die Werkstatt“ aus Ausgabe 113. Der vorgestellte Trace wurde der Redaktion leihweise zur Verfügung gestellt und an den Händler zurückgeschickt.

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