Hochfest der Drechsler-Gemeinde

Fachsimpeln, Freunde treffen, Feiern: Das Treffen des Drechsler-Forums ist alle zwei Jahre ein Fest des Handwerks. Im Mai war es wieder soweit. Zwei Tage lang bevölkerten die Enthusiasten ein riesiges Festzelt am Rande der Alpen. HolzWerken war mittendrin.

„There is a buzz about this thing!“ Phil Irons war mächtig beeindruckt. Der bekannte britische Drechsler spürte beim Drechslerforumstreffen Anfang Mai in Seeg eine ganz besondere Stimmung in der Luft. Tatsächlich, das Festzelt im Allgäu brummte: Nicht nur, weil 2.300 Besucher am Samstag und Sonntag kamen. Sondern auch, weil sich darunter viele alte Freunde  wiedertrafen. Weil sie sich nach zwei Jahren Pause endlich wieder über das rotierende Handwerk in all seinen Facetten austauschen konnten. Und weil der ehrenamtlich ausrichtende Allgäuer Drechslerstammtisch ein perfekt organisiertes Treffen hinbekommen hatte.

Irons drechselt am Stand des Bank-Herstellers Killinger; für den 2,03-Meter-Mann hatte Killinger-Chef Michael Mühlhäuser eigens eine Bank höher bocken lassen. Rundherum waren mit den Werkzeughändlern Maderas, Steinert, Schulte, Ashley und Wiedemann fast alle großen deutschen Drechselversender vor Ort.  Auch Stubai (Österreich) und Sorby aus England waren vertreten, ebenso wie die Maschinenbauer von GH-Tech und Stadler (Geiger). Bei den Holzhändlern war das Feld mit Cropp, Hutzelmann, Berger und Paul Della-Vanzo (Australian Hardwoods) ebenso gut bestückt.

Mittendrin: HolzWerken mit seinem Stand, fast immer dicht umlagert. Einer der Gründe dafür war das neue Standardwerk „Drechseln“. Das Buch von Richard Raffan ging dutzendfach über die Theke. Unser Wettbewerb sorgte dafür, dass sich am Stand was drehte. Jeder Besucher konnte einen Kreisel aus Ahorn drechseln. Dabei wurde zunächst die Arbeitszeit gestoppt und anschließend die Laufzeit des Kreisels. Für das Endergebnis wurde diese von der Arbeitszeit abgezogen. Viele gewiefte Drechsler schafften es, dass sich ihr Spielzeug länger drehte als sie für das Drechseln gebraucht hatten. Doch Anton F.J Obermeyer toppte alle: Sein Kreisel war nach 30,1 Sekunden fertig und kreiselte 119,9 Sekunden lang. Obermeyer bekam am Abend vor großem Publikum den „Goldenen Kreisel“ als Sieger. Er nutzte seine Dankesworte für einen flammenden Appell zur Nutzung heimischer Hölzer. Die versammelte Drechsler-Gemeinde stimmte ihm mit viel Applaus zu.

Zuvor hatten bereits die Sieger des Gestaltungswettbewerbs ihre Preise in Empfang genommen. An beiden Tagen präsentierten zahlreiche Drechsler ihre schönsten Werke in einer beeindruckenden Ausstellung. Eine dreiköpfige Jury aus Rolf Steinert (Drechslermeister), Barbara Ehrengruber (Keramik-Meisterin) und HolzWerken-Autor Peter Gwiasda kürte die Sieger in drei Niveaustufen. Bei den Anfängern gewann Silvia Hamacher mit einer flachen Nussbaum-Schale. Mit einer Vase aus spannrückiger Quitte punktete Bruno Löhr bei den „Geübten“. Der Schweizer André Müller räumte mit seinem großen Hohlgefäß aus Schwarznuss den Preis unter den Profis ab.

Wer am Sonntagabend nach Schluss des Drechslerforumstreffens 2013 durch das nun verwaiste Festzelt ging, sah viele der Helfer etwas erschöpft, aber seelig nach zwei Tagen voller Spaß und neuer Eindrücke. Mittendrin Martin Adomat, der als Fels in der Brandung die Organisation koordiniert hatte.  Man war sich einig, dass nun nur eine Frage bleibt: Wohin treibt es die Gemeinde rund um das größte deutschsprachige Drechsler-Forum (www.drechsler-forum.de) in zwei Jahren ? Dann steht turnusgemäß das fünfte große Treffen an. Gemunkelt wurde in Seeg viel, doch noch ist nichts fest, außer: Nach vier Treffen am oder südlich des Weißwurst-Äquators hätten viele Drechsler auch mal Lust auf eine Fischfrikadelle irgendwo zwischen Nord- und Ostsee.

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