Dieser Einlass-Eckenhobel ist ein Exot. Ist er auch sein Geld wert?
Niemand braucht einen Einlass-Eckenhobel. Aber es ist wie bei vielen Spezialwerkzeugen: Wer sie einmal intensiv benutzt hat, der weiß, wie viel einfacher und schneller die jeweilige Aufgabe erledigt ist. Hauptaufgabe für einen Einlass-Eckenhobel ist das Einlassen von Lappenbändern in die Seite und die Türen von Möbeln. Diese Scharniere brauchen eine gleichmäßig ausgehobene, flache Tasche im Holz. In Länge, Breite und vor allem Tiefe muss diese Tasche genau passen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ein arg zu tief eingelassenes Band – und wir reden hier von einem Millimeter – kann sogar dazu führen, dass die Tür nicht richtig schließt.
Diese Aufgabe kann man mit der Oberfräse erledigen oder mit Stechbeiteln. Die Handarbeit wird aber von vielen als fiese Frickelei empfunden, bei der man schnell zu tief gerät.
Der von uns getestete Einlass-Eckenhobel von Veritas („Hinge Mortise Plane)“ verfügt über eine sehr feine Tiefeneinstellmechanik – anders als die Konkurrenz von Lie-Nielsen oder ECE. Diese überlassen das ganz dem Händchen des Nutzers. Viele Teile des Veritas-Hobels sind vom Grundhobel des Herstellers übernommen. Das Eisen wird über einen senkrecht stehenden Gewindebolzen samt Rändelmutter auf und ab bewegt. Ein Tiefenstopp-Ring sorgt dafür, dass nicht tiefer gehobelt werden kann als eingestellt. Die hohe Verarbeitungsqualität dieses Werkzeugs zeigt sich vor allem hier.
Tiefeneinstellung von oben, darunter ein Tiefenstopp-Ring, unten zur Feststellung eine weitere Rändelmutter: Die Bauweise ähnelt dem Grundhobel von Veritas, und es können auch alle Eisen aus diesem Werkzeug im Einlass-Eckenhobel verwendet werden.
Das Vorgehen ist dann ganz einfach: Eisen aufs Holz absenken, Lappenband zwischen Rändelmutter und Tiefenstopp halten und diesen fixieren. Dann wird das Eisen wieder etwas höher eingestellt, so dass nur leichte Späne abgetragen werden. Tatsächlich wird der Hobel dann eher mit der Hand gestoßen – ein Einlass-Eckenhobel ist tatsächlich vor allem ein zwangsgeführter Stechbeitel.
Schritt für Schritt geht es dann wieder tiefer, bis der Stopp erreicht ist.
Wie bei anderen Modellen von Veritas auch, ist das Eisen nicht aus einem Stück gekröpften Stahl gefertigt, sondern an einem vierkantigen Stahlbolzen angeschraubt. So lässt es sich lösen und leicht schärfen – ein passender Halter für das kurze, 19 mm breite Eisen liegt bei.
Mit dem beiliegenden Innensechskant-Schlüssel lässt sich das Eisen leicht abnehmen; ein Halter aus Aluminium erleichtert dann das Schärfen.
Der Einlass-Eckenhobel von Veritas kostet rund 170 Euro.
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