Die neue Stemmeisenserie der Marke Veritas von der kanadischen Firma Lee Valley hat lange auf sich warten lassen. HolzWerken konnte sie noch vor der Markteinführung in Deutschland testen.
Hält man die Werkzeuge das erste Mal in den Händen, fällt sofort das hohe Gewicht auf. Das liegt an den dicken Klingen der Stemmeisen. Trotz ihrer Stabilität sind diese Eisen sehr handlich.
Eine weitere Eigenart der Veritas-Stemmeisen sind die spitz angeschliffenen Seitenfasen, die auf Null auslaufen. Das macht diese Eisen besonders für das Ausarbeiten von Zinken und ähnlichen Holzverbindungen interessant. Beim Ausstemmen des Zinkengrundes kommt man ganz in die Ecken, ohne diese zu beschädigen. Allerdings sind die Seiten schon so scharf, dass stark zupackende Hände Schaden nehmen können.
Diese ganz auslaufenden Seitenfasen verlangen eine hohe Fertigungspräzision. So ist es nicht verwunderlich, dass die Spiegelseiten der Stemmeisen fein geglättet (geläppt) und absolut plan sind. Auch die Verbindung zwischen Blatt und Griff (Heft) ist präzise gefertigt. Während viele Hersteller Zwingen aus Blech verwenden, kommen bei den Veritas-Stemmeisen stabile Stahl-Drehteile zum Einsatz, bei denen die Klinge auch noch zusätzlich aufsitzt. So werden die beim Stemmen auftretenden Kräfte optimal vom Griff auf die Schneide übertragen. Die Griffe selbst sind aus thermisch behandeltem – und daher dunkelbraunem – Ahornholz gefertigt und leicht abgeflacht. Dadurch liegen sie sehr gut in der Hand und die schmalen Eisen rollen nicht von der Hobelbank.
Vergleich dreier Bauformen: Hinten die klassische mitteleuropäische Form (MHG), in der Mitte ein neues Veritas-Eisen mit gedrehter Stahl-Zange. Vorne zum Vergleich ein Stanley 750: Hier ist die Heftaufnahme aus einem Stück mit dem eigentlichen Eisen geschmiedet.
Bei den Tests in der Werkstatt haben diese Stemmeisen vor allem bei feinen Arbeiten überzeugen können. Da die Schneiden ab Werk schon sehr scharf sind, reicht es aus, sie auf einem sehr feinen Stein abzuziehen. Das Ergebnis: perfekte Schärfe. Gleich beim ersten Abziehen merkt man, dass sich die Veritas-Stemmeisen sehr gut schärfen lassen und auch lange scharf bleiben. Und tatsächlich: Die Standzeit ist im Einsatz sehr hoch.
Mit Preisen zwischen 65 und 85 Euro sind die Veritas-Eisen nicht unbedingt ein Schnäppchen. Als Gegenwert erhält man jedoch Stemmeisen, die in Sachen Fertigungspräzision und Handlichkeit nur schwer zu überbieten sind. Derzeit sind die Eisen allerdings nur in Zoll-bezogenen Größen zu bekommen: 1/4 (6,35 Millimeter), 3/8 (9,5 Millimeter), 1/2 (12,7 Millimeter), 3/4 (19,05 Millimeter) und ein Zoll (25,4 Millimeter). Das Material ist nicht rostfreier O1-Stahl. Eine um etwa 20 Prozent teurere Variante in rostfreiem A2-Stahl soll noch folgen. Mehr Infos: www.feinewerkzeuge.de
Die auf null geschliffene Längsfase ist sehr praktisch, um beim Ausstemmen von Zinken und Schwalben bis in die Ecken zu gelangen.
Stand: September 2012. Zuerst erschienen in HolzWerken September / Oktober 2012
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