Das Ziehmesser, die kleine Urgewalt

Ziehmesser sind schon eigenartig: Beinahe jeder Holzwerker hat Freude an ihnen. Der schnelle Abtrag, die archaische Arbeitsweise, bei der man sich fühlen kann, als wäre man passionierter Holzhausbauer/Goldwäscher in Alaska – das fasziniert schon. Aber dann kommt bald die Ernüchterung: Was genau mache ich denn nun damit? Klar, die Grünholzschnitzer hätten nun viele Antworten. Alle anderen stehen dann aber nach dem zweiten oder dritten Axtstiel da, stellen das Ziehmesser erst mal achselzuckend zur Seite – und greifen in der Werkstatt dann lieber wieder zum viel feineren Schweifhobel.

Die Firma Narex hat mit dem „Zugmesser mit gerader Schneide“ jetzt eine kleine Variante im Sortiment, die den Brückenschlag zwischen Wald und Werkstatt möglich machen soll. Die nur 160 mm lange Klinge hat einen angeschliffenen Winkel von 35° – ziemlich steil für ein Ziehmesser. Vorsicht: Das Schneiden kann hier schnell zum Spalten werden – man muss sich an die Arbeit mit diesem Messer durchaus gewöhnen. Dann aber ist das Narex-Werkzeug ein vielseitiger Helfer, der den Schweifhobel in puncto Vielseitigkeit durchaus in die Schranken weisen kann: Von grober Spanabnahme bis hin zu feinsten Oberflächen ist alles möglich. Durch den steilen Winkel bleibt die Schneide dabei auch länger scharf als bei flacheren Ziehmessern. Das komplexe Schärfen der langen Messer steht deshalb seltener an.

Aus unserer Sicht ist das Werkzeug für Ziehmesser-Neulinge nicht unbedingt geeignet. Allerdings hat Narex hier für rund 80 Euro ein spannendes Exemplar für all die auf den Markt gebracht, die ihr Sortiment ergänzen möchten.

Mehr Infos: www.feinewerkzeuge.de

Dieser Text stammt aus der Kategorie „Neues für die Werkstatt“ aus Ausgabe 110. Das vorgestellte Ziehmesser wurde der Redaktion leihweise zur Verfügung gestellt und an den Händler zurückgeschickt.

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