Oberfräse
Was muss man über die Oberfräse wissen? Hier sind die wichtigsten Eckpunkte direkt aus unserer Werkstatt, zusammengefasst von Tischler und HolzWerken-Chefredakteur Andreas Duhme
Die Oberfräse bringt mit ihren schnell rotierenden Fräsern saubere Profile in oder ans Holz.
Eine Oberfräse, korrekterweise Handoberfräse genannt, ist nur ein Elektromotor, in den ein scharfer, stiftförmiger Fräser eingespannt wird. Er dreht sich dann mit bis zu 20.000 U/min und trägt Holz ab. Eine fester oder auf zwei Säulen beweglicher Basis (gelegentlich „Tisch“ genannt“) legt fest, wie tief der Fräser ins Holz vordringt – das war’s! Die riesige Auswahl an einsetzbaren Schaftfräsern ist es, der diese Maschine so vielseitig macht. Es gibt kaum eine Anwendung, die nicht geht.
Die Möglichkeiten der Handoberfräse sind unglaublich vielfältig. Hier die wichtigsten im Überblick:
Nuten und Fälze finden sich so ziemlich an jedem unserer Holzprojekte. An den Kanten oder mitten in der Tischfläche, beides ist mit dem richtigen Fräswerkzeug kein Problem.
Ein schöner Schwung an der Kante, eine Rundung am Tischbein, eine kleine Schräge („Fase“ genannt) am neuen Schneidbrett: Das ist das Brot-und-Butter-Geschäft der Oberfräse. Als Hilfsmittel dienen dabei ein Anschlag oder ein Fräser mit Anlaufkugellager.
Zinken, Schlitz und Zapfen, Nut und Feder sind nur drei der Verbindungen, die Oberfräsen erledigen können. In der Regel sind dafür Vorrichtungen nötig, die Sie selber bauen können. Viele Anleitungen dazu gibt es in unserer Zeitschrift HolzWerken.
Geschwungene Bauteile lassen sich so perfekt reproduzieren, meist mit einem Bündigfräser.
Moderne Topfbänder oder klassische Lappenbänder: Statt mit Stechbeitel und Hammer lassen sich diese Möbelbeschläge schnell und sauber mit der Oberfräse einbauen.
Mit einem Fräsbohrer werden die Löcher für Einlegeböden bei Regalen und Schränken exakt platziert.
Die Oberfräse nimmt den Überstand ab, wenn Anleimer oder Furnierkanten an den Kanten von Möbelteilen überstehen.
Das Prinzip „Motor treibt scharfen Fräser an“ gibt es in mehreren Bauformen.
Kleine, handliche Modelle mit nur kleinem Tisch. Die Fräshöhe lässt sich nur in einem engen Bereich einstellen. Wichtig: Wer eine Kantenfräse kauft, kann damit tatsächlich nur Kanten bearbeiten!
Hierbei lässt sich die Fräshöhe nicht einstellen. Wir nennen sie hier nur der Vollständigkeit halber, denn sie sind fast vollständig vom Markt verschwunden.
Diese Ausführung meinen wir, wenn wir von „der“ Oberfräse sprechen. Fräsmotor und Fräser lassen sich über zwei Hubsäulen überall auf dem Möbel absenken; das Werkzeug kann „eintauchen“. Da der Fräser auf jeder Wboscunsch-Höhe fixiert werden kann, ist man bei der Tiefe von Nut, Falz & Co. extrem flexibel.
Die wichtigsten Anbieter sind Bosch, DeWalt, Festool, Freud, Mafell, Makita und Trend. Es drängen aber auch immer mehr No-Name-Anbieter mit Kampfpreisen in den Markt. Tauchoberfräsen werden auch oft als Aggregat unter den Platten von Frästischen eingebaut.
Fun Fact: Haben Sie sich auch schon gefragt, warum diese Maschinen korrekterweise „Hand“-Oberfräsen heißen? Weil es auch stationäre Oberfräsen gibt; große Maschinen in professionellen Tischlereien. Zubehör wie Parallelanschläge, Kopierringe (zum Abfahren von Schablonen) und Führungsschienenadapter gibt es vor allem für Tauch-Oberfräsen in vielfacher Ausfertigung. Oft passen die Teile nur auf die Maschinen der jeweiligen Marke.
Handliche Oberfräsen gibt es mit einer Leistung von gerade mal 700 Watt, Schwerlast-Maschinen nehmen bis zu 2.200 Watt auf (und können schon mal acht Kilogramm wiegen). Wie soll man sich da entscheiden? Stellen Sie sich drei Fragen:
Welche Projekte stehen an?
Ein neuer 12-Personen Esstisch mit massiven Schlitz-und-Zapfen-Konstruktionen? Oder feine Furniereinlegearbeiten? Oberfräsen können beides, aber nicht jedes Modell kann alles. Die Watt-Zahl einer Fräse steht stellvertretend für die Kraft (aber auch für das Gewicht und die Größe). Orientieren sie sich daran.
Wie viel Platz steht zur Verfügung?
Große Modelle mit Extra-Anschlag, Führungsschiene und weitere, Zubehör nehmen viel Platz weg. Den müssen sie in der Werkstatt auch haben.
Was darf es kosten?
No-Name-Fräsen gibt es in groß, High-End-Fräsen in klein: Entscheiden Sie sich für das beste Gerät, dass Sie sich leisten können (und wollen). Markenanbieter punkten meist nicht nur mit der Verarbeitung, sondern auch mit viel besserem Zubehör. Das lassen sie sich aber auch meist extra gut bezahlen.
Bei Oberfräsen sitzt eine Spannzange auf der Motorwelle. Sie klemmt den Schaftfräser der Wahl sicher ein. Der Fräser trägt zwei bis vier Schneiden, entweder aufgelötet oder (manchmal) geschraubt. Die Auswahl hier ist riesig, hier nur die wichtigsten Grundformen:
lang, gerade, stiftförmig.
gerade, mit einem größeren Kopf.
legen einen definierten Radius an Kanten an.
schaffen komplizierte Formen, zum Beispiel an Bilderrahmen
wie ein Nutfräser, nur mit einem oder mehreren Kugellagern. Dieses fährt eine Vorlage ab, so dass eine Kopie gefräst werden kann.
hier rotiert eine flache Scheibe und produziert schmale Schlitze.
Hier gibt’s die wichtigsten Formen auch im HolzWerken-Video.
Für den Einstieg in den Fräsbetrieb gibt es Sets mit sechs oder zwölf der gängigsten Formen. Die Erfahrung zeigt aber, dass man die Hälfte davon oft gar nicht braucht. Tipp: Schaffen Sie sich nur eine kleinere Grundausstattung an und kaufen Sie pro Projekt noch ein oder zwei Fräser dazu, wenn Sie sie wirklich brauchen.
Dabei gut zu wissen: Die Spannzangen kann man austauschen. Größere Oberfräsen können auch 12-mm-Spannzangen aufnehmen. Die entsprechenden Fräser mit 12-mm-Schaft sind viel robuster und können deutlich mehr Späne in einem Fräs-Durchgang abtragen.
Weitere Videos zum Thema Oberfräse:
In HolzWerken-Ausgabe 25 finden sie eine Tischverbreiterung für die Oberfräse von Guido Henn. Löcher und Kreise im Wunsch-Format können Sie mit der Vorrichtung „Kreisler“ aus HolzWerken-Ausgabe 92 umsetzen. In HolzWerken-Ausgabe 104 zeigt Dominik Ricker wie Sie die Fräse auf der Drechselbank einsetzen.