Das menschliche Auge ist sehr gut darin, kleine Abweichungen zu erkennen. Diese ganz besondere Fähigkeit ist Fluch und Segen zugleich. Nur über diese Möglichkeit können wir ausgewogen schöne Möbelkonstruktionen genießen.
Gleichzeitig weist uns das Auge gnadenlos auf Unstimmigkeiten hin. Und manchmal will es schlicht und einfach überlistet werden. Daher kann es sinnvoll sein, Bauteile nicht gleich breit zu machen, obwohl sie es der reinen Lehre nach sein müssten. Nehmen wir die Querstücke einer Rahmentür an einer Kommode. Das obere Querstück liegt etwa in einem Meter Höhe, das untere Querstück hingegen schwebt nur eine Handbreit über dem Boden. Wenn diese beiden Bauteile nun gleich breit sind, so wirken sie durch die perspektivische Verzerrung doch sehr ungleich. Denn meistens fällt der Blick des Betrachters in einem Winkel von 30° bis 45° auf das Möbelstück.
Weil das obere Querstück in einem flacheren Winkel gesehen wird, wirkt es breiter als das untere. Warum also nicht durch einen breiteren unteren Vries dem Auge einen harmonischeren Eindruck bieten? So kann es stimmig wirken, wenn das obere Querstück einer Kommodentür fünf Zentimeter breit ist, das untere hingegen 6,5 Zentimeter.
Experimentieren Sie mit einigen Breiten, wenn Sie das nächste Werkstück planen und legen Sie die Bauteile in die vorgesehene Höhe, um ihre spätere optisch wirksame Breite zu ermitteln.
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