Wenn ein Möbelstück richtig stark belastet wird, fällt der Blick schon bei der Konstruktion auf die Wahl der Verbindungen. Runddübel sind sehr einfach zu verarbeiten. Sie haben aber im Vergleich zu echten oder so genannten falschen Zapfen einige Nachteile:
Schon auf den ersten Blick erkennbar: Zwei Runddübel – die Mindestmenge – haben weniger Querschnittfläche als ein falscher Zapfen. Das ist super, wenn man sehr dünne Teile verbindet. Gegen das Abscheren, eine Belastung, die bei Sitzmöbeln ständig auftritt, sind Runddübel aber deutlich schlechter gewappnet als ein länglicher falscher Zapfen.
Leider ist bei Runddübeln auch die Leimverbindung deutlich schlechter. Die betrifft namentlich das Bauteil, in der die Dübellöcher quer zur Faser eingebohrt werden. Also bei einer Schranktür zum Beispiel die aufrechten Zargenteile. Werfen wir dabei einen Blick in ein Dübelloch: Hier kommen von oben und von unten Faser-Enden an, sprich: hier sind Hirnholzpartien. Nur an den Seiten des Loches finden sich einige durchgehende Fasern. Doch diese kleinen Partien genügen oft nicht, um auf Dauer und mit wechselnden Lasten eine solide Verbindung aufrecht zu erhalten.
Bekanntermaßen bauen Hirnholzbereiche eine viel schlechtere Leimverbindung auf als Partien mit durchgehenden Fasern.
Hinzu kommt, dass sich Runddübel oft hin zu einem Oval verformen, etwa bei großer Trockenheit. Dann kann es passieren, dass die ohnehin schon schwachen Leimstellen sogar ohne Last reißen. Kommen dann wieder Scherkräfte hinzu, können sich die Bauteile vollends „auseinanderarbeiten“.
Planen Sie also immer, wenn es den deutlichen Mehraufwand rechtfertigt, lieber mit einer Zapfen- als mit einer Dübelverbindung. Dieser Weg verlängert die Lebenszeit stark belasteter Möbel enorm.
Illustration: Willi Brokbals
Kleine Kniffe wie diese – jede Menge davon immer in HolzWerken.
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