Unter dem Namen „Schweizer Kante“ machen sich die Schmalflächen von Tischen, Regalborden oder auch Brettstühlen noch schmaler. Rein optisch reduziert sich die vertikale Fläche dabei auf die Hälfte oder sogar nur auf ein Drittel. Das macht den Auftritt des Möbels deutlich graziler. Die Schweizer Kante veredelt daher vor allem Massivholzmöbel. Die 30°-Schräge anzulegen ist jedoch nicht so einfach, wie man denken könnte.
Es gibt sehr große Abplatt- oder Fasefräser mit 30° für den Frästisch. Sie messen aber schnell schon mal mehr als 60 mm im Durchmesser und erfordern eine kräftige Maschine mit 12-mm-Spannzange. Diese Werkzeuge schneiden die Schräge am liegenden Werkstück an. Vertikale Abplattfräser erfordern, das Werkstück senkrecht zu bewegen. Kostspielig sind beide Varianten. Die Fräslösung erfordert also schon einen gehörigen finanziellen Aufwand.
Auf der Kreissäge lässt sich das Unternehmen nur mit viel Vorrichtungsbau lösen: Das Werkstück muss hochkant über den Maschinentisch geführt werden, ohne jegliches Kippeln. Mit 30°-Sägeblattneigung und entfernter Schutzhaube (sie ist im Weg) hinterlässt diese Gesamtkonstellation gerade bei kleineren, leichter gebauten Sägen kein sicheres Gefühl.
Der Blick fällt wegen dieser hohen Hürden bei den Maschinenlösungen wie von selbst auf den Handhobel. Mit Raubank, Schlicht- und/oder Putzhobel lassen sich Schweizer Kanten recht leicht anlegen: Dazu werden die Begrenzungslinien auf die Schmalkante und die Fläche (die spätere Unterseite) gezeichnet. Zudem empfiehlt es sich, eine gerade Latte oder Platte auf die Fläche zu spannen. Sie dient als Leitplanke. Hobeln Sie dann einfach nur mit dem grob angepeilten Winkel los, bis beide Striche fast erreicht sind. Dann passen Sie die Handhaltung leicht an, bis die perfekte Schweizer Kante angelegt ist.
Foto: Andreas Duhme
Wissen Sie was? Tipps wie diesen gibt es zuhauf in jeder Ausgabe von HolzWerken.
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Ein sehr schöner Beitrag. Als Ergänzung: auf YouTube findet sich noch eine weitere Möglichkeit, eine Schweizer Kante zu fräsen. Dazu baut man eine verhältnismäßig einfache Vorrichtung, um mit einer handgeführten Oberfräse und Planfräser mit 8mm Schaft schrittweise die Schweizer Kante herzustellen. Auch für Hobby-Holzwerker machbar. Der Winkel und die sichtbare Kante kann nach Belieben eingestellt werden. Die Vorrichtung kann immer wieder verwendet werden. Habe ich selbst probiert und bin von dem Ergebnis begeistert.