Je früher sich bei einem Möbelprojekt Fehler einschleichen, desto gravierender fallen diese im Laufe der folgenden Stunden und Tage ins Gewicht. Einfache Messfehler sind dabei meist gar nicht so schlimm. Okay, dann wird der Hängeschrank eben fünf Millimeter schmaler als geplant. Nach dem Verleimen des Korpus sollten ohnehin alle Maße nur noch von diesem abgenommen werden und nicht mehr aus der Materialliste: Türen und Schubkästen werden einfach ebenfalls etwas kleiner gebaut. Daher sind die Konsequenzen dieses Fehlers überschaubar.
Wie eine Lawine an Mehraufwand ziehen sich jedoch Winkelfehler durchs Projekt.
Jede Tür, jeden Schubkasten, jeden Einlegeboden müssen Sie bei einem windschiefen Korpus unter erheblichem Zeitaufwand individuell einpassen! Winkelfehler können auch als Messfehler beginnen, zum Beispiel, wenn die beiden Seiten eines Korpus nicht exakt gleich lang geschnitten sind. So kann nie ein gleichmäßiges Rechteck mit vier 90°-Winkeln daraus werden. Um das auszuschließen, werden die Bauteile am besten einmal trocken zusammengesteckt, alle Winkel und vor allem das Stichmaß kontrolliert und wenn nötig nachgearbeitet.
Beim Verleimen des Korpus entstehende Winkelfehler sind die tückischsten: Es kann immer passieren, dass die Zwingen auch perfekt vorbereitete Bretter aus dem rechten Winkel drücken. Weil dies nicht mehr repariert werden kann, ist das der wichtigste Moment des ganzen Projekts. Das bedeutet: Stichmaß kontrollieren, also, ob beide Diagonalen absolut identisch sind, und dann bei Bedarf eine Zwinge leicht diagonal ansetzen – bis das Stichmaß passt – und bevor der Leim aushärtet.
Illustration: Willi Brokbals
Die Zeitschrift HolzWerken gibt es 7x im Jahr, stets voller Tipps und Tricks wie diesem.
Kommentar verfassen
Zum Kommentieren müssen Sie angemeldet sein.